"Camelot" neben dem Naschmarkt: Gutes Essen, schwache Show
Auf der rechten Wienzeile 21 gibt es ab jetzt Menüs von Starkoch Reinhard Gerer.
Mit Mittelalter-Lokalen ist das so eine Sache. Die Gaukler, Burgfräulein und Artisten locken Publikum an, verkraulen aber auch Leute. Der kitschig-nostalgische Ritterabklatsch, den man in der Regel auf Burgen geboten bekommt, mutet für außenstehende der Szene mitunter befremdlich an. Mit seiner neuen Dinnershow versucht Starkoch Reinhard Gerer die Mitte zwischen Trash und Noblesse zu finden. Das Ergebnis: Ein skurriler Mix.
Schrilles Musical
Gespeist wird in vier Gängen ganz brav mit Stofflätzchen und Besteck. Mit den Fingern essen ist hier verpöhnt. Dem Menü kann man kulinarisch wenig vorwerfen, außer dass der Baileysschaum wohl im Mittelalter noch nicht erfunden war. Denn das rosa gebratene Rehnüsschen ist ebenso auf den Punkt gegart, wie die konfierte Jacobsmuschel zur Zwiebel-Paradeiser-Suppe passt. Ein Genuss. Schade, dass dazu keine Weinbegleitung angeboten wird.
Leider hält die Show zum Dinner aber so gar nicht was sie verspricht. Die "magische Nacht voller Abenteuer und Wunder", wie sie zu Beginn tituliert wird, entpuppt sich rasch als plattes Musical, mit völlig aus dem Rahmen der Handlung fallenden Feuerspuckern und Bauchtänzerinnen. Die Wirtin Katharina, die den Männern den Kopf verdreht, singt sich mit Kollegen durch den Abend. Schrill, aber ideenlos.
Viel Luft nach oben
Dass das Mittelalter und seine Mythen durchaus das Zeug dazu hat, ein großes Publikum zu erreichen, zeigt gerade die Serie "Game of Thrones". Intrigen, Sex, Gewalt und Drachen ziehen ein Millionenpublikum in ihren Bann.
Hexenjäger sind in Hollywood derzeit ebenso en vogue, wie Literaturverfilmungen. In Kürze kommt sogar William Shakespeares Macbeth auf die große Leinwand. Und zum frohen Fest terrorisiert dann der "Krampus" ein kleines US-Städtchen.
Da ist es umso fader, wenn man bei einer Mittelaltershow nicht einmal einen vernünftigen Schwertkampf geboten kriegt.
Trotzdem: Das "Camelot" war bis jetzt für aufgewärmte Rippchen und unfreundliches Personal berüchtigt. Daran hat man gearbeitet. Das Interieur war nie schlecht und wurde weitgehend gleich gelassen. Potential ist auf jeden Fall da, am Gesamtpaket muss man aber noch arbeiten. Denn die Tickets kosten ab 95 Euro - da stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis leider gar nicht.
Tickets und Infos zum Lokal gibt es unter www.camelot-restaurant.at.
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