time4artists im Vierten
Künstlerinnen gehören ins Atelier
Tanja Prušnik fordert in ihrer neuen Kunstinstallation den Stereotyp der backenden Hausfrau heraus.
WIEN/WIEDEN. "Während meiner Tätigkeit in einer Galerie wurden die Künstlerinnen gefragt, ob sie für die Vernissagen etwas backen könnten. Das hat mich auf den Gedanken gebracht, dass von Frauen immer erwartet wird, dass sie backen, während Männer eher eine Flasche Wein mitbringen sollen", schildert Tanja Prušnik die Idee hinter ihrem neuen Kunstwerk.
Diese Erfahrung hat in der Künstlerin und Künstlerhaus-Präsidentin das Verlangen ausgelöst, in einer Kunstinstallation die Frauen zugeteilte Rolle als Versorgerinnen im Haushalt kritisch zu hinterfragen. Dazu hat sie eine Woche lang in einem kleinen Geschäft in der Wiedner Hauptstraße 40 ihre metaphorischen Zelte aufgeschlagen.
Kunst geht durch den Magen
Der Verein "Migrart" hat das Geschäft für sein Projekt "time4artists" verwendet, bei dem verschiedene Künstler für einige Tage hinter einem großen Schaufenster an ihren aktuellen Kunstprojekten arbeiteten. Die Idee dahinter war es einerseits, Künstlerinnen Raum und Zeit für ihre Kunst zu bieten. Andererseits sollten Passanten niederschwellig und dezentral daran teilhaben können.
Für ihre Installation brachte Prušnik weiße Macarons mit, die sie selbst vor dem Schaufenster bemalte. Die Pigmente der Lebensmittelfarbe, die sie dabei benutzte, waren so stark, dass sie die Lippen und die Zunge aller Personen, die davon aßen, temporär rot, blau oder grün färbt.
Mut zur Veränderung
Vorbeigehende Passanten hatten die Möglichkeit, die bemalten Macarons um 5 Euro kaufen. Die einzige Bedingung: Die Künstlerin wollte ihre "Kunden" dabei fotografieren, wie sie ihre Macarons aßen.
"Mich interessiert der Prozess der Kunst, also was sie mit den Künstlern und den Zuschauern macht. Ich lade die Menschen auf ein Macaron ein, weil es etwas verändert", erklärt die Künstlerin. Oft fragt sie ihre "Models", ob diese sie mit gefletschten Zähnen anlächeln oder die Zunge rausstrecken könnten, damit die Farbe zur Geltung kommt. "Man muss sich darauf einlassen. Anschauen ist das eine, etwas wirklich in sich aufzunehmen ist das andere", führt Tanja Prušnik fort.
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