Frauenministerin Raab
"Ich werde künftig die Pensionen splitten"
Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) im Gespräch mit RMA-Chefredakteurin Maria Jelenko über Frauenarmut, Beratungsstellen und Pensionssplitting, anlässlich des RMA-Schwerpunkts "FokusFrau".
RMA: Viele Frauen mussten Corona bedingt Urlaub nehmen, um die Kinder zu betreuen. Damit fehlen freie Tage im Sommer. Ist es vorstellbar, dass der Bund die Kosten für Kinderbetreuung im Sommer übernimmt?
SUSANNE RAAB: Für viele Eltern waren die vergangenen Monate durch die Mehrfachbelastung aufgrund von Home Office und Home Schooling eine herausfordernde und auch kräftezehrende Zeit. Vor allem viele Frauen haben dabei Großartiges geleistet. Daher ist es gerade für berufstätige Eltern und insbesondere für alle Alleinerzieherinnen umso wichtiger, dass die Betreuung ihrer Kinder in den Sommerferien abgesichert ist.
Das Frauenbudget wurde mit 2 Millionen auf 12,5 Millionen Euro aufgestockt, womit die Inflation der letzten Jahre abgedeckt ist. Wofür konkret wird das Geld verwendet?
Erstmals seit zehn Jahren gibt es eine Erhöhung des Frauenbudgets. Zwei Eckpfeiler sind mir besonders wichtig: Die bestehenden, sehr gut ausgebauten Strukturen der Frauenberatungsstellen werden erweitert. Und: Ich werde mehr Geld in den Gewaltschutz investieren. Über Förderungen sollen zivilgesellschaftliche Initiativen in diesem Bereich gestärkt werden, etwa Selbstverteidigungskurse für Mädchen. Zusätzlich kooperieren wir bei Frauenthemen eng mit anderen Ressorts, vom Familien- bis zum Sportministerium.
Fließt davon auch ein Teil in Frauenmedizin?
Manche Frauenberatungsstellen, bieten Beratung im Gesundheitsbereich, etwa in der Frauenkrebsvorsorge an. Auch ihnen wird mehr Geld zufließen.
Viele Studien kommen zu dem Schluss, dass die Corona-Krise auf Kosten der Frauen geht. Sehen Sie das auch so?
Insbesondere Frauen waren jetzt großer Mehrfachbelastung ausgesetzt: Homeschooling, Homeoffice, Haushalt, und das alles mussten sie unter einen Hut bekommen. Vor allem Alleinerzieherinnen hatten Übermenschliches zu leisten. Hier sieht man, wie wichtig unsere staatlichen Unterstützungsstrukturen sind, etwa das Öffnungsangebot an Schulen, Tagesstätten und Kindergärten. Nach der Krise wird es wichtig sein, bestimmte frauenspezifische Aspekte beim Wiederhochfahren zu beobachten: Wie entwickeln sich die Arbeitsmarktzahlen bei den Frauen weiter, wie ist die Situation für Familien und Alleinerzieherinnen. Welche Maßnahmen im Herbst notwendig sind, werden wir uns anschauen.
Würden Sie sich für eine Erhöhung des Mindestlohns für Frauen einsetzen?
Ich will jenen Frauen danken, die in systemerhaltenden Berufen arbeiten. Gehaltsverhandlungen führen die Sozialpartner. Als Regierung haben wir aber nun unter anderem mit der Steuersenkung wichtige Maßnahmen für Entlastungen getroffen. Davon profitieren vor allem Angestellte mit niedrigeren Einkommen und damit genau diese Branchen.
Können Sie sich vorstellen, dass Sie sich für einen Härtefonds für niedrige Einkommen einsetzen, die ja durch Kurzarbeit noch einmal reduziert werden?
Wir haben während der Coronakrise die Notstandshilfe aufs Arbeitslosengeld angehoben. Und ja, wir müssen Frauenarmut bekämpfen, vor allem Altersarmut. Viele Frauen, die wegen der Kinderbetreuung weniger Pensionszeiten ansammeln, haben eine geringere Pension. Im Schnitt liegt diese für Frauen bei nur 1.000 Euro im Monat, für Männer hingegen bei 1.700 Euro. Um diese Kluft zu schließen, werde ich das automatische Pensionssplitting vorantreiben. Wenn man als Paar Kinder in die Welt setzt, hat man schließlich gemeinsam Verantwortung. Geht ein Elternteil arbeiten und der andere bleibt zu Hause, soll der, der arbeiten geht, dem Partner/Partnerin Pensionszeiten zukommen lassen.
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