Trotz Krankheit
Kardinal Schönborn bleibt als Erzbischof vorläufig weiter im Amt
Papst Franziskus belässt Kardinal Christoph Schönborn auch nach dessen 75. Geburtstag vorläufig und auf unbestimmte Zeit als Erzbischof von Wien im Amt. Das hat der Vatikan dem Kardinal mitgeteilt. Der Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz und die Kardinalswürde sind davon nicht unmittelbar betroffen.
ÖSTERREICH. Mit dem 75. Geburtstag muss jeder Bischof der katholischen Kirche seinen Rücktritt einreichen. Auch Kardinal Christoph Schönborn hat das bereits getan. Anfang November hatte Schönborn – der am 22. Jänner seinen 75. Geburtstag feiert – in einem persönlichen Gespräch den Papst sein Rücktrittsgesuch übergeben. Kurz danach war der Kardinal so schwer erkrankt, dass er ins Spital musste.
Nun hat der Vatikan mitgeteilt, dass Papst Franziskus Schönborn vorläufig und auf unbestimmte Zeit weiter im Amt behält. In der Praxis bedeutet diese als besonders ehrenvoll geltende Regelung, dass in Ruhe das Verfahren zur Findung eines geeigneten Nachfolgers durchgeführt wird.
Die Abberufung des derzeitigen Erzbischofs von Wien wird dann voraussichtlich zeitgleich mit der Bekanntgabe seines Nachfolgers erfolgen. Wann das sein wird, ist offen. In vergangenen Fällen betrug diese Zeitspanne oft mehr als ein Jahr, kann aber auch kürzer ausfallen.
Schönborn schon seit 1998 im Amt
Das Kardinals-Amt ist nicht automatisch mit dem Amt des Erzbischofs von Wien verbunden. Christoph Schönborn bleibt daher auch nach einer Abberufung Kardinal. Einzige Einschränkung: Ab dem Erreichen des 80. Geburtstages darf ein Kardinal nicht mehr an der Papstwahl teilnehmen.
Christoph Schönborn wurde nicht ganz drei Jahre nach seiner Ernennung zum Erzbischof, und zwar 1998, zum Kardinal kreiert. Der Papst ist völlig frei in der Entscheidung, ob er den nächsten Erzbischof von Wien ebenfalls zum Kardinal ernennt oder nicht.
So wählt die Bischofskonferenz
Der Vorsitz in der Österreichischen Bischofskonferenz gibt einem Bischof keine Autorität über andere Bischöfe, sondern hat vor allem koordinierende Funktion und ist weder mit der Erzdiözese Wien noch mit der Kardinalswürde verbunden. Die Mitglieder der Bischofskonferenz wählen ihren Vorsitzenden aus dem Kreis der amtierenden Diözesanbischöfe für eine Funktionsperiode von 6 Jahren. Kardinal Schönborn ist seit 1998 Vorsitzender und wurde als solcher zuletzt 2016 wiedergewählt. Der Vorsitz würde mit der Abberufung als Erzbischof automatisch erlöschen. Um der Bischofskonferenz bis zur darauffolgenden Vollversammlung keine führungslose Zeit zu verursachen, trägt sich Kardinal Schönborn mit dem Gedanken, bei der kommenden Frühjahrsvollversammlung von sich aus den Vorsitz vorzeitig zurückzulegen und damit eine Neuwahl möglich zu machen.
Das Verfahren zur Findung eines Nachfolgers im Amt des Erzbischofs von Wien wird von der vatikanischen Bischofskongregation unter der Leitung des kanadischen Kardinals Marc Ouellet durchgeführt. In Österreich hat der Nuntius (Botschafter des Vatikans) – derzeit ist das Erzbischof Pedro López Quintana – das Verfahren maßgeblich zu unterstützen, indem er etwa Listen geeigneter Kandidaten nach Rom übermittelt und Informationen zu Kandidaten einholt. Ein konkreter Vorschlag, der auch mehrere Personen reihen kann, wird schließlich von der Vollversammlung der Bischofskongregation beschlossen und dem Papst vorgelegt, der allein entscheidet und auch nicht an den Vorschlag der Kongregation gebunden ist.
Bundesregierung kann mitreden
Hat sich der Papst für einen Kandidaten entschieden, wird dessen Zustimmung eingeholt. Danach gibt der Vatikan der österreichischen Bundesregierung den Namen bekannt. Erhebt die Bundesregierung keine Einwände – das wird in der Regel in einer Ministerratssitzung entschieden –, wird umgehend die Ernennung vom Papst öffentlich ausgesprochen, indem sie im vatikanischen "Bollettino" verlautbart wird. Ab diesem Moment ist der neuernannte Erzbischof im Amt, auch wenn eine feierliche Amtseinführung (und Weihe, falls der neue Erzbischof noch kein Bischof ist) erst später erfolgt.
Christoph Schönborns Mutter Eleonore kam nach ihrer Vertreibung aus dem Sudetenland mit ihren Söhnen Philipp und Christoph bei Verwandten in Breiteneich bei Horn, Niederösterreich, später bei ihrer Schwester in Graz unter. Dort traf sie wieder mit ihrem von den Engländern entlassenen Mann zusammen. Aufgrund ihrer Vielsprachigkeit wurde sie Chefsekretärin bei einer Vorarlberger Textilfirma. Christoph Schönborn wuchs im Vorarlberger Schruns im Montafon auf, wo 1954 als letztes seiner drei Geschwister sein Bruder, der Schauspieler Michael Schönborn, geboren wurde. Die Eltern trennten sich in den 1960er Jahren. Im März 2019 gab er bekannt, dass er an Prostatakrebs erkrankt ist.
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