Handydaten
So funktioniert die Stopp Corona App
Seit Bekanntwerden der Einführung der "Stopp Corona App" ist die Verunsicherung bei der Bevölkerung groß, Datenschützer warnen vor Verlust der Freiheitsrechte. Die Regierung hat nun bei der Verpflichtung zurückgerudert.
ÖSTERREICH. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sorgte am Wochenende für Aufregung, als er dafür plädierte, die "Stopp Corona App" des Roten Kreuzes verpflichtend zu machen. Anschließend revidierte er seine Meinung und setzte auf die Freiwilligkeit der Nutzung. Auch die Regierung beschwichtigte am Montag: Die App solle freiwillig heruntergeladen werden können. Nutzer sollen keine Vorteile gegenüber Personen erhalten, die sich gegen die App entscheiden. Man hoffe aber auf eine breite Nutzung. Der Einsatz von Apps und Big-Data Datenanalysen seien aber innerhalb der Regierung weiter ein Thema.
So funktioniert die Stopp Corona App
Laut Rotes Kreuz kann jeder, der die App hat, bei einer Begegnung mit Freunden, Familien oder im Beruf angeben sich mit dieser Person getroffen zu haben. Begegnungen werden anonym gespeichert. Stellt ein Arzt COVID-19 fest, kann der User eine Meldung abgeben, um seine Kontakte anonymisiert zu benachrichtigen. Es handle sich also um ein "Kontakt-Tagebuch", in dem persönliche Begegnungen mittels "digitalem Handshake" anonymisiert gespeichert werden. Treten bei einer Person Symptome einer Corona-Erkrankung auf, werde man als Kontakt automatisch benachrichtigt und gebeten, sich selbst zu isolieren. Zudem werde man auch aufgefordert beim Einsetzen von Symptomen die Hausärztin oder den Hausarzt telefonisch zu kontaktieren. Wenn das nicht möglich ist, soll die Nummer 1450 angerufen werden.
Künftig sollen Kontakte auf Wunsch (über Bluetooth bzw. WLAN) automatisch erfasst und gespeichert werden können. Zudem soll es einen Selbsttest mit vier Fragen geben, der bereits im Verdachtsfall das Kontaktumfeld informiert. Begründet werden die Änderungen mit mehr Nutzer-Freundlichkeit.
Das Ziel der App
Die Corona-App verkürze den Zeitraum zwischen Auftreten der Symptome bei einer Person und dem Tracking seiner Kontakte, heißt es auf der Seite des Roten Kreuz. Das verringere jenes Fenster, indem weitere Personen angesteckt werden können. Amtsärzte - die diesen Prozess jetzt bei jedem Fall durchführen - können entlastet werden.
Werden meine Daten anonym verarbeitet?
Laut Entwicklern erfasst die App möglichst wenig Daten. Man könne die User "grundsätzlich nicht identifizieren, solange sie keine Infektion melden" - dann würde aber für 30 Tage die Mobiltelefonnummer erfasst werden. Ansonsten laufe das System über Nutzerkennung (UUID), die aber nicht mit anderen Daten verknüpft sei. Nur aus dieser Nummer und den uns sonst zur Verfügung stehenden Daten könne man nicht herausfinden, um welchen Menschen es sich handle, wird versichert. Will ein User, dass seine Telefonnummer vor Ablauf der 30 Tage nach der Infektionsmeldung gelöscht wird, brauche es aber "driftige Gründe". Rechtlich wird dieses Vorgehen als pseudonymisiert bezeichnet, die Rechtsprechung des EuGH ist sehr streng.
Kontrolle wichtig
Der Generalsekretär von Internet Service Providers Austria (ISPA), Maximilian Schubert, begrüßt die Ankündigung, dass die App freiwillig bleibt und auf open-source umgestellt werden soll. Damit könne ihr Quellcode und somit ihre Funktionsweise einer unabhängigen und neutralen Kontrolle unterzogen werden, um Ängsten in der Bevölkerung vor einer möglichen überschießenden Überwachung zu begegnen. „Da die App derzeit laufend adaptiert wird, werden wir ihre Entwicklung weiter mit großem Interesse verfolgen. Denn eines ist klar: weitere Schnittstellen zu anderen Datenquellen oder eine langfristige Speicherung der Daten, die schlussendlich wohl auch zu Überwachungszwecken genutzt werden könnten, lehnen wir als unverhältnismäßig ab“, so Schubert.
Tracking-Apps, die User über Erkrankungen von Kontakten bzw. geographische Hotspots informieren, haben etwa in Südkorea einen großen Beitrag dazu geleistet, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Neben der App des Roten Kreuzes gibt es in Österreich mit Novid20 noch ein weiteres, anders aufgebautes App-Projekt nach diesem Vorbild.
Hier geht es zur Seite des Roten Kreuz
Informationen zum Datenschutz der App
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