Compania Tétaté: "Verbieg dich nicht und zeig' wer du bist!"
Die Theatergruppe "tourt" durch Wiener Parks und spielt Theater für Kinder und Jugendliche. Die Message ans Publikum: "Es ist gut so wie du bist"
MARGARETEN. Ein Ticket an der Abendkasse, ein bequemer Sessel mit fixer Sitznummer. Mehrere Schauspieler auf einer Bühne, währenddessen Stille. Verbeugung, Klatschen, noch ein Drink an der Bar, fertig. So oder so ähnlich läuft Theater. Für gewöhnlich. Oder aber: Eine Theatergruppe kreuzt in einem Park auf und fängt einfach an zu spielen. Zuschauer kommen und gehen, stehen oder sitzen um die nicht vorhandene Bühne. "Dann sind die Zuschauer deine Theaterwände und bilden eine Art Energiekreis um dich", erklärt Sabine Maringer. Seit 17 Jahren spielt sie Theater, mit klassischen Bühnen konnte sie noch nie so recht was anfangen: "Ich find’s wunderbar beim Spielen Wind und Wetter zu spüren." 2016 gründete sie dann den Kulturverein Compania Tétaté – Straßentheater für Kinder.
Mit ihrer Theatergruppe und dem Stück "Zirkus der Träume" tourte sie vergangenen Sommer durch die Parks von Margareten, Rudolfsheim und der Donaustadt. Die Auftritte richten sich dabei stets an Kinder und Jugendliche und sind kostenlos. "Bei uns kommt kein Hut", so Maringer. In Zusammenarbeit mit Jugendzentren oder der örtlichen Parkbetreuung wählt man dann einen möglichst geeigneten Ort im Park, denn "jeder Park folgt seinen eigenen Regeln und Gesetzen", erklärt die Leiterin. Im Stück selbst dreht sich vieles um Musik sowie die Lebensrealitäten von Kindern und Jugendlichen. Gespielt wird zudem mehrsprachig. Das alles ist kein Zufall. Die Message, welche Compania Tétaté in ihren Auftritten vermitteln will, ist, dass Mehrsprachigkeit und kulturelle Diversität keine Stigmata, sondern ein Mehrwert sind. Die Kinder und Jugendlichen "sollen den Mut haben, eigene Träume, die eigene Sprache und Kultur auszuleben, und feststellen: Es ist gut, so wie du bist", fasst Maringer zusammen.
Weltreisende Margaretnerin
Sie selbst wohnt zwar im 5. Bezirk, ist mit ihrem zweiten Projekt "Belle Etage" aber regelmäßig auf der ganzen Welt anzutreffen. Von Polen über Russland bis nach Japan betreibt sie ihre ganz persönliche Form von Straßenkunst, ihre "Outlaw-Kunst", wie sie es nennt.
Dass auf Wiens Straßen zunehmend eine Art "Vereventisierung" von Straßenkunst sowie ein Ringen um die "Kontrolle des öffentlichen Raums" vonstatten geht, betrachtet die 36-Jährige mit Sorge. Straßenkunst ist für Maringer mehr ein Ausdruck von Freiheit, ist "ungestüm und ungebändigt". Dass man in hochfrequentierten U-Bahn-Stationen mittlerweile "U-Star-Castings" abhält, um zu entscheiden, wer auf eigentlich öffentlichen Plätzen auftreten darf, passt da ihrer Meinung nach nicht ins Bild.
"Fightclub Future"
Für Compania Tétaté laufen aktuell die Vorbereitungen zum nächsten Theaterstück. "Fightclub Future" wird es heißen, die Premiere soll im Mai stattfinden. Wann und wo will und kann Maringer nicht verraten – Straßentheater! Möglich macht die Auftritte unter anderem der Kulturverein SHIFT, welcher die Truppe finanziell unterstützt. Das Thema des Stücks soll auch hier die Frage nach der Zukunft sein, vor allem in Verbindung mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Der Grundtenor des Stücks, so Maringer: "Verbieg’ dich nicht und zeig’, wer du bist!"
Mehr Infos zum Straßentheater: strassentheater.jimdo.com
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