Democamp Stadtstraße
Mahnwache, Konzert und Kindertheater

Die Gaudenzdorfer Gürtelrosen während ihres Konzerts am Protestcamp: Mit Austrorock in den Sonnenuntergang. | Foto: privat
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  • Die Gaudenzdorfer Gürtelrosen während ihres Konzerts am Protestcamp: Mit Austrorock in den Sonnenuntergang.
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Beim nächtlichen Brandanschlag vor Silvester in einem der drei Democamps gegen die "Stadtstraße" brannte eine Holzhütte ab - alle acht darin anwesenden Umweltaktivisten konnten sich retten. Nun gab es im 22. Bezirk nicht nur eine Mahnwache, sondern auch ein Konzert und ein Kindertheaterstück.

WIEN/DONAUSTADT. "Ich weiß nicht, ob es knallt, oder die plötzliche Helligkeit einfach so laut in meinen Augen aufflackert. Ein paar von uns beginnen sofort zu schreien, noch ist nicht klar was passiert, bis ein Aktivist neben mir aufspringt und die Türe aufreißt und schreit, dass wir alle sofort raus müssen", beschreibt eine Klimaschützerin die Situation während des Brandanschlags vergangene Woche. "Wir rennen so schnell wir können. Wir bahnen uns einen Weg an den Flammen vorbei. Wir wissen, dass es Benzin ist. Wir stehen draußen, barfuß oder in Socken und schauen dem Feuer zu, wie es wächst und wächst. Ich bin panisch.”

Beim Brandanschlag in der Nacht auf den Silvestertag im Democamp an der Hirschstettner Straße wurde ein Witterungsschutz aus Holz, in dem acht Umweltaktivisten anwesend waren, von bisher unbekannten Tätern mit Benzin angezündet. Die Umweltaktivisten konnten sich unverletzt retten, die Holzhütte brannte ganz ab. Weil es sich bei den Protestlagern juristisch um Demonstrationen handelt, die von der Bundesverfassung als demokratisches Recht legitimiert sind, wurde zur Brandaufklärung auch der Verfassungsschutz aktiviert. Am Wochenende gab es in den Democamps eine Mahnwache, ein Musikkonzert und ein Kindertheaterstück.

Die Klimaschützer befürchten, dass die "Stadtstraße" eine "autobahnähnliche" Straße wird. | Foto: System Change Not Climate Change
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Sorge bei den Umweltschützern

Mehrere Hundert Menschen kamen beim Protestlager an der Hirschstettner Straße zu einer Mahnwache zusammen - warum? "Ich bin sehr besorgt seit dem Brandanschlag", sagt Lucia Steinwender von "System Change not Climate Change". Zwar wurde von den acht Aktivistinnen und Aktivisten niemand verletzt, trotzdem ist die bislang unbeschwerte Stimmung nun großer Sorge gewichen. "Wenn jemand zu einem Brandanschlag auf eine Holzhütte fähig ist, bei dem Menschen getötet werden könnten, hat das mit politischer Diskussion nichts mehr zu tun", sagt ein Klimaaktivist vom Jugendrat, "dann geht die Entwicklung in Richtung Südamerika, wo regelmäßig Umweltschützer, die den Regenwald vor Abholzung schützen wollen, von Holzkonzernen mundtot gemacht werden."

Zeitgleich zur Mahnwache an der Hirschstettner Straße gab es im Democamp an der Hausfeldstraße ebenfalls eine Solidaritätsveranstaltung - allerdings ganz anderer Art: Gernot Kranner spielte "Robin Hood" als Einpersonenstück, "nicht nur, aber hauptsächlich für Kinder." Im Democamp, in dem sich die bereits über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Holzpyramide befindet, brachte der aus Volksoper, Musicalbühnen und Fernsehen bekannte 59-jährige Schauspieler viele Kinderaugen zum Leuchten: "Hier, wo die 'Stadtstraße' gebaut werden soll, befinden sich die letzten freien Grünflächen unserer Stadt", erklärt Kranner, der zwei Jahrzehnte lang in der Donaustadt gelebt hat, "deshalb muss man alles tun, um die Verbauung zu verhindern und damit die Klimakrise zu bremsen - ganz besonders für unsere Kinder." Der Schauspieler will seine Kindertheaterstücke im Democamp bei der U2-Station Hausfeldstraße von nun an jeden Sonntag um 14 Uhr fortsetzen: "Am Sonntag, 16. Jänner, spiele ich hier Peter Pan!"

Nachdem Robin Hoods Liebe zu Maid Marian erhört worden ist, machte Gernot Kranner die Bühne für die Gaudenzdorfer Gürtelrosen frei: "Überall dort, wo es um eine gute Zukunft unserer Kinder und um unberührte Natur geht, sind wir mit dabei und spielen ein Solidaritäts-Konzert", erklärte Bandmitglied Hannes beim Aufbau der Musikanlage. Im Konzertpublikum ist auch die frühere grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein: "Natürlich unterstütze ich den Protest gegen die Stadt. Mit den Klängen der Gürtelrosen, die man als Austrorock bezeichnen könnte, ging die Sonne im Democamp an der Hausfeldstraße unter.

Die Klimaaktivisten sahen einer weiteren unsicheren Nacht entgegen: "Unser Protestlager ist weiterhin 24 Stunden am Tag besetzt, also wird natürlich auch übernachtet", erklärt eine Klimaaktivistin beim Zähneputzen. "Gottseidank bringen die sympathisierenden Anrainer uns regelmäßig Essensspenden vorbei und lassen uns die Trinkwasserkanister auffüllen. Wegen des Brandanschlags stellen wir aber ab sofort Nachtwachen auf", sagt eine andere und weist auf die zahlreichen Feuerlöscher am Gelände hin. "Angst haben wir aber keine."

Auch Altvizebürgermeisterin Birgit Hebein unterstützt den Protest gegen die "Stadtstraße": "Aber ganz privat." | Foto: Kautzky
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Was sagt die Politik?

Von Bürgermeister Ludwig (SPÖ) kam bisher keine Verurteilung des mutmaßlichen Brandanschlags. "'Wer immer den Brand legte, nimmt den Tod von acht jungen Menschen in Kauf. Zum Glück kamen keine Personen zu Schaden' - das wären die Worte, die wir von Bürgermeister Michael Ludwig erwartet hätten", erklärte Gemeinderätin Heidi Sequenz (Grüne) daraufhin, "und nicht, dass 'ein rechtsfreier Raum kein Vorteil für eine Stadt' sei."

Auch die Umweltorganisation VIRUS kritisierte die Reaktion des Bürgermeisters: „Brandanschläge, bei denen acht Menschenleben gefährdet wurden, sind klar zu verurteilen. Bürgermeister Ludwig muss dies nachholen, wenn er als würdiger Amtsinhaber ernst genommen werden will“, sagt VIRUS-Sprecher Wolfgang Rehm.

Ist die SPÖ gespalten?

Allerdings dürften in der SPÖ nicht alle für den Bau der "Stadtstraße" sein, schließlich verbachte Claudia O’Brien, Vorsitzende der Jungen Generation der SPÖ, den Silvesterabend mit den Aktivisten im Protestcamp in der Hirschstettner Straße. „Auf ein kämpferisches Jahr 2022“ lautete O'Briens Kommentar dazu auf Facebook, und: "Lena Schilling und ich teilen außerdem abseits davon auch noch andere politische Überzeugungen.“

"Wir sind erleichtert, dass alle Personen vor Ort unverletzt herausgekommen sind. Jetzt sind die Behörden am Zug, um Klarheit über die Brandursache zu schaffen. Wir verurteilen jede Form von Gewalt und warten jetzt einmal die Ergebnisse der Untersuchungen ab", sagte Erich Valentin (SPÖ), Gemeinderat und Vorsitzender des Mobilitätsausschusses im Rathaus.

"Der Brand hätte auch Menschenleben kosten können. Sollte es sich tatsächlich um Brandstiftung handeln, kann dies nur mit aller Deutlichkeit verurteilt werden! Gewalt hat keinen Platz in einer demokratischen Auseinandersetzung", sagte Neos-Klimaschutzsprecher Stefan Gara.

„Eventuell haben ja besoffene oder eingekiffte Baustellenbesetzer die Holzbaracke selber durch eine illegale Feuerstelle beim Vorglühen für Silvester abgefackelt. Ein gutes Jahr würde für mich und 90% der Wiener Bevölkerung jedenfalls mit geräumten Baustellen beginnen“, meinte FPÖ-Verkehrssprecher und Gemeinderat Toni Mahdalik.

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