Landesgericht Wiener Neustadt
Die Kreditgenehmigung ging blitzschnell über die Bühne, bis zum Prozess dauerte es 14 Jahre lang...
Das Landesgericht Wiener Neustadt ist der Schauplatz eines Monsterprozesses im Falle der sogenannten "Blitzkredit-Vergabe" der BAWAG an den US-Broker Refco. Wegen Befangenheit der Wiener Justiz wurde der Fall nach Wiener Neustadt verlegt.
WIENER NEUSTADT, WIEN, USA. Was dem hiesigen Gericht einen Rekord bescherte: Noch nie ging es am Neustädter "Kreiserl" um derart hohe Summen in einem möglichen Verbrechen: zumindest 350 Millionen Euro sollen von der BAWAG zu Refco gewechselt sein.
Den vier Angeklagten (einer fehlte krankheitsbedingt), Banker in höchsten BAWAG-Positionen, wird folgendes vorgeworfen:
Die Angeklagten sollen zur Ausführung der strafbaren Handlungen von mehreren Entscheidungsträgern einer Unternehmensgruppe, die vorgaben, dass eine Forderung gegen die Muttergesellschaft zurückbezahlt wurde und daher keine Forderungen gegen verbundene Unternehmen mehr bestanden und das Unternehmen über einen Liquiditätsüberschuss in der Höhe von 500 Millionen US-Dollar verfügt, zur Überweisung eines überhöhten Kaufpreises für Anteile in Höhe von insgesamt 1,7 Milliarden US-Dollar beigetragen haben, wobei die Tat das Opfer in einem Betrag von mindestens 390 Millionen US-Dollar am Vermögen schädigte.
In Kurzform: Es geht um einen kleinen Teil der BAWAG-Skandalgeschichte. Der undurchsichtige Blitzkredit der BAWAG an den bereits maroden Broker Refco flog am Montag, 10. Oktober 2005 auf. Übers Wochenende wurden damals die 390 Millionen Dollar genehmigt...
Und so sah die Bilanz von Refco für den möglichen Käufer weit rosiger aus, als sie tatsächlich war.
Prozess wird länger dauern
Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber sie mahlen. 14 Jahre später glaubt die Staatsanwaltschaft, sich halbwegs durchzublicken und das Netz aus Freunderlwirtschaft, persönlicher Bereicherung (der Refco-Chef Phil B. wurde bereits in den Staaten zu 16 Jahren Haft verurteilt), Betrug und Untreue entwirren zu können: "Zumindest haben die Angeklagten einem US-Betrüger Geld hinterher geschmissen und sich über alle Kontrollen hinweggesetzt."
Was die Verteidigungen natürlich anders sehen: "Unsere Mandanten sind Opfer eines einzigartigen Betrügers."
Jetzt wird wieder langsam gemahlen: Urteile wird es erst Mitte nächsten Jahres geben.
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