Ukrainerin in Wiener Neustadt
"Ich lebe in einer Parallelwelt" + Umfrage
Die gebürtige Ukrainerin Oksana Pichler spricht über Krieg und Verzweiflung und Hilfsmögichkeiten.
WIENER NEUSTADT. Oksana Pichler (36) lebt mit ihrem Mann und ihrer zweijährigen Tochter seit zwei Jahren in Wiener Neustadt. Sie erwartet ein weiteres Kind.
Die Diplomkauffrau zu den dramatischen Ereignissen, die sich momentan in ihrem Heimatland abspielen: "Diese sind schwer in Worte zu fassen. Ich kann meine Gefühlssituation nur damit beschreiben, in einer Parallelwelt zu leben. Auf der einen Seite die abgrundtiefe Angst um meine Eltern und die Ukraine, auf der anderen Seite der Blick aus dem Fenster hier in Österreich, der eine heile Welt wiedergibt. Der Krieg, der vom russischem Regime in der Ukraine geführt wird, erzeugt viel Leid. Es wird nicht mehr viel zwischen Soldaten und Zivilbevölkerung unterschieden."
Wie beschreiben Ihre Freunde, Verwandte und Bekannte deren Situation?
"Es herrscht Ungläubigkeit ob der "surrealen" Situation, aber es hat alle Ukrainer nun zu einer großen Einheit, eine Nation, einer Wertegemeinschaft - Freiheit und Unabhängigkeit - zusammen geschweißt.
Es hat mich sehr berührt als ich die Videos gesehen habe, wo z. B. in Zaporizka und Tschernigiwska Oblast unbewaffnete Einwohner massenhaft mit ukrainischen Fahnen und Volkslieder singend auf die Straße den russischen Panzern entgegen gestellt haben, um das weitere Eindringen der Okkupanten zu verhindern.
Die jetzige Situation zeigt ganz klar wie mutig und selbstaufopfernd die Ukrainer sind. Meine Landsleute wollen nur, dass die Ukraine als unabhängiges Land bestehen bleibt und seinen eigenen Entwicklungsweg gehen darf. Dieser Weg basiert vor allem Demokratie, Meinungsfreiheit und Respekt der Menschenwürde. Kein Ukrainer will ein Teil der russischen Welt (''russkij mir'') werden, die heute das totale Gegenteil verkörpert.
Eine moderne Ukraine wurde von Putin's Regime wortwörtlich als ''Bedrohung'' für Russland’s Entwicklung angeführt."
Wie fühlen Sie sich?
"Ich fühle einerseits den unbändigen Willen eine freie Ukraine unbedingt zu erhalten und habe mich seit Kriegsausbruch mit übermäßig viel Aktivität meine Gedanken abgelenkt, um funktional zu bleiben.
In den kurzen Momenten der Ruhe liegen wir uns jedoch in den Armen, um uns zu trösten und uns die Kraft zu geben weiter zu machen."
Darf man irgendwie helfen?
"Ja sehr gerne! Wir suchen nach wie vor Sachspenden, im speziellen LED-Taschenlampen, Powerbanks für die Handies, Solarpaneele zum Laden von Handies und Akkus, Winterstiefel, individuelle hämostatische Verbände, generell Verbandsmaterial, Regenmäntel mit Tarnmuster, Tourniquets, Isoliermatten, warme Winter-Schlafsäcke für Outdoor, warme Unterwäsche (z. B. Schifahrunterwäsche)."
"Wir haben diese Woche Revue passieren lassen und in der Durchführung der Hilfslieferung gelernt, dass wir nicht alleine sind und uns vernetzt. Für weitere Hilfslieferungen werden wir nun mit dem Verein ''Papa Bär'' einen erfahrenen Partner bezüglich Sammlung und Logistik in Krisengebiete wie die Ukraine zusammen arbeiten."
- - Vereinssitz & Sammelstelle: Kupelwieserstraße 17, 2753 Markt Piesting
- - Herr Richard Schiefer - Mob: 06601835620 ist der Vereinsleiter und koordiniert die Sammlung und den Versand von täglich ~10ton Hilfsgütern.
"Die oben genannten Hilfsgüter, die wir sammeln gehen gezielt an ein Lazerett und die Freiwilligen Helfer im Wolynska Oblast. Wenn sie uns gezielt helfen wollen und die Sachen in Kartons oder Säcken abgeben die mit „Lazarett-Wolynska Oblast“ beschriftet sind, dann wissen die Leute in der Sammelstelle in Markt Piesting wo diese hingebracht werden sollen. Wir koordinieren die Abholung über die Grenze und die Verteilung an Bedürftige.
Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Österreichern für die großartige humanitäre Hilfe für die Ukraine und die Unterstützung für die Flüchtlinge in den Erstaufnahmezentren bedanken. Ich bin sehr von der Menschlichkeit und dem großen Mitgefühl hier beeindruckt."
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