Rund um die "Schene Leich'"
Bürgermeister-Vater Julius Müller ist Friedhofsführer und Bestatter in Pension aus Leidenschaft.
WIENER NEUSTADT (kre). Prof. Julius Müller, gebürtiger Neustädter, begann seine Laufbahn bei der Bestattung Wien 1971, war zunächst Aufnahmebeamter, später Referatsleiter und Ausbilder, außerdem Mitbegründer und Betreuer des berühmten Bestattungsmuseums Wien, dem ersten der Welt. Seit seiner Pensionierung 1999 ist er als Berater für die Bestattung Wien tätig.
Bald sammelte Müller die witzigsten Anekdoten rund um das Ende alles Irdischen. Schon 1981 brachte er bei Lesungen mit Geschichten über juristische Leichen, populäre Schauspieler und ihr Begräbnis, kuriose Partezettel und eigenartige Grabinschriften das Publikum zum Schmunzeln. Er verrät auch die überlieferten letzten und vorletzten Worte berühmter Persönlichkeiten und weiht den Leser seiner inzwischen drei Bücher („Man stirbt nur einmal“, „Es ist fast ein Vergnügen zu sterben“ und „Eben war der Sarg noch da“) in die wichtigsten Benimmregeln für Bestatter ein.
Seine „heiteren Geschichten übers Grab hinaus“ erzählt Julius Müller aber auch bei seinen beliebten Führungen durch die Wiener Friedhöfe. „Friedhöfe sind immer Oasen der Stille, Plätze, um über Fragen des Lebens nachzudenken, aber auch Ort für einen Gang durch Geschichte, Kultur und Kunst einer Stadt. Der Wiener Zentralfriedhof zeigt aber auch die besondere Beziehung der Wiener zum Tod: „Wansd leben wüsd, muaßt übers Sterbn redn”, philosophiert Julius Müller. „Die „schene Leich“ ist für die meisten Menschen noch immer wichtig, was sich auch bei den Gräbern widerspiegelt.
Einer seiner Lieblingsfriedhöfe ist der St. Marxer Friedhof, 1874 geschlossen, heute unter Denkmalschutz, einziger erhaltener Biedermeierfriedhof der Welt. Die bekannteste Grabstätte dort ist jene von W.A. Mozart.
Friedhofsfahrten nach Wien
Da das Bestattungsmuseum in Wien mit Ende September 2013 „die Pforten schließt“, gäbe es noch drei Mal die Möglichkeit, in den Genuss einer „schönen Leich'“ unter der Führung des „Oberpompfüneberers“ Julius Müller zu kommen.
Termine:
Samstag, 7., 14. und 28. September, Friedhof Hietzing und Bestattungsmuseum, Abfahrt jeweils um 12 Uhr am Hauptplatz (bei der Mariensäule).
Autobusfahrt (hin und zurück) mit Eintritt ins Bestattungsmuseum 16 Euro, (die Führungen durch Julius Müller sind übrigens kostenlos).
Anmeldung sind bei der Stadtinformation, Hauptplatz 3, 02622/373 DW 311, möglich.
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