Schikanen und Angst vor 80 Jahren: Gedenkveranstaltung in Hochwolkersdorf
HOCHWOLKERSDORF. Anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome vor 80 Jahren erfolgte eine Einladung durch Bundeskanzler Sebastian Kurz und BM Dr. Heinz Fassmann an rund 70 Holocaustüberlebende aus Israel mit je einer Begleitperson nach Österreich.
Unter den Eingeladenen auch Judith Winkler, geborene Gerstl, die Witwe von Kurt Winkler aus Hochwolkersdorf und ihre Schwester Herta Jaron mt ihrem Sohn Uri Winkler und ihrer Tochter Orli Gryngauz. Als die Hochwolkersdorfer Bürgermeisterin Traude Gruber vom Aufenthalt Judith Winklers in Österreich erfuhr, lud sie die Gruppe nach Hochwolkersdorf ein.
Bei einer Gedenkveranstaltung am Gemeindeamt erinnerte Dr. Hagenhofer an die hervorragende Integration der Juden in Hochwolkersdorf, die als Kaufleute tätig waren. Sie wurden von der plötzlich zutage tretenden offenen Feindseligkeit vollkommen überrascht. Kurt Winkler, der sogenannte „untere Jude“ in Hochwolkersdorf sagte dazu 2010 in einem Interview mit Dr. Hagenhofer: „Was sich dann allerdings innerhalb einer Woche verändert hat, das ist unglaublich. Innerhalb dieser einen Woche wurden wir schikaniert. Ich glaube, es gibt dafür keine Worte. Mitten in der Nacht, um zwei oder drei in der Früh wurden wir abgeführt. Zwei SS-Leute, stellen Sie sich vor - mit Gewehr und Bajonett“.
Allerdings gab es auch Menschen, die sich der Unmenschlichkeit entgegenstellten. So unterstützte damals die Familie Dienbauer ihre Nachbarfamilie Winkler, trotz strengster Verbote. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den Familien, die bis heute anhält!
Abg.z.NR Bürgermeister Hans Rädler, der schon für das kommende Jahr eine Ausstellung über das Leben und die Vertreibung der jüdischen Landbevölkerung im Kulturzentrum „Hackerhaus“ in Bad Erlach plant, sieht sein neues Museum als einen Ort des Nachdenkens. „Endlich ist es uns möglich ein jahrelanges Tabuthema aufzuarbeiten. Abstand gewinnen und Nachdenken über die damaligen, fürchterlichen Geschehnisse, darin sehe ich den Hauptzweck unserer Ausstellung!“, so Rädler in seiner Ansprache.
Uri Winkler, der seine Tante Judith Winkler auf der Reise nach Österreich begleitet, sagte, das Schrecklichste in den Erzählungen der Eltern sei gewesen, dass sie erkennen mussten, wie sich plötzlich Nachbarn und Freunde in Hass gegen die Juden gewandt hätten. Die Kontrolle radikaler Strömungen in der Gesellschaft sei deshalb heute ein besonders wichtiger Faktor.
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