Kapitänin der Wirtschaft

- Sie übernahm gleich selbst das Steuer: Landesrätin Petra Bohuslav.
- hochgeladen von Peter Zezula
Bezirk Wiener Neustadt, Neufeld. Interview mit Landesrätin Petra Bohuslav auf dem Bezirksblätter-Boot am Neufelder See.
Um bei der Seemannssprache zu bleiben: Bist Du eher eine Landratte, also hast Du lieber festen Boden unter den Füßen, oder hältst Du dich auch gerne auf wackeligen Booten oder in luftigen Höhen auf? Wo fühlst du Dich wohler?
Petra Bohuslav: Ich habe jetzt keine besondere Angst vor etwas. Ich habe ja selber den Motorbootschein, also das Küstenpatent, gemacht, fühle mich daher am Wasser sehr wohl. Was immer in der Natur ist, mache ich sehr gerne.
Hast du schon einmal eine Kreuzfahrt unternommen?
Ja, ein Mal. Während meiner Studienzeit in Florida sind wir die Disney-Cruise gefahren. Von Cape Caneveral auf die Bahamas, dann auf die Disney-Insel "Castaway Island". Disney ist marketingtechnisch perfekt.
Unser Interview-Motto lautet „Kapitäne an Bord“ - Ich würde dich als Chefin mehrerer Bereiche wie Tourismus, Wirtschaft und Sport als Kapitänin eines großen Schiffes mit einer großen Crew sehen, das nicht immer durch ruhige Gewässer zu steuern ist. Kannst du mit dieser Bezeichnung leben?
Das ist eine gute Bezeichnung. In der Position als Landesrätin musst du Kapitän sein, brauchst aber eine Super-Mannschaft, die ich habe. Wie die wirtschaftlichen turbulenten Zeiten waren, da herrschte wirklich rauher Seegang, da brauchst du gute Leute um dich herum, um das Schiff weiter auf Kurs zu halten.
Wenn man hier am See oder um den See wohnt, dann kennen einen die Nachbarn in Badehose oder legerer Kleidung, also nicht gerade in perfekter Pose. Hast du auch so ein Fleckchen, wo dich die Menschen um dich derart privat wahrnehmen? Wo du nicht auf jedes Detail an dir achtgeben musst?
Die unmittelbaren Nachbarn bei mir, die kennen mich sehr genau, vor allem in der Gartenarbeits-Dress. Ich gartle liebend gern herum und das macht man nicht in der Business-Kleidung, bloßfüßig bin ich da meistens unterwegs.
Du kommst aus der Privatwirtschaft und bist seit 2004 als Sozial-Landesrätin in der Politik, seit 2009 als Landesrätin für Tourismus, Wirtschaft und Sport. Kannst Du Dir vorstellen, bei einer privaten Reederei anzuheuern - um wieder in der Seemannssprache zu bleiben - oder hast Du vor, bis zu Deiner Pensionierung in welcher Form auch immer in der Politik zu bleiben?
Ich habe in meiner beruflichen Karriere nie etwas geplant, es ist mir eigentlich alles passiert. Wesentlich ist, dass mir alles, was ich bis jetzt tat, irrsinnig Spaß gemacht hat. Es macht mir auch weiterhin viel Spaß, deswegen überlege ich das jetzt gar nicht, aber eines kann ich schon sagen: Kommunalpolitik schließe ich für mich aus. Wenn es eine Richtungsänderung geben sollte, dann wäre es wieder zurück in die Wirtschaft.
Du bist sehr oft im Ausland. Flugreise nach Chicago, Zugreise nach Budapest, etc. Wo hat es dir am besten gefallen?
Diese Reisen haben ja immer einen inhaltlichen Hintergrund. Da geht's ja um Wirtschaftsdelegationsreisen, wo macht es Sinn für die NÖ-Wirtschaft und vor allem für die Unternehmen Kontakte zu knüpfen.
Anders gefragt: Welches Land war für dich besonders herausfordernd?
Der Iran war für mich sicherlich die größte Herausforderung bis jetzt, weil du dort als Frau, auch wenn du die Wirtschaftsdelegation leitest, naja, in Kontakt mit den Männern ist das eine andere Kultur. Du musst damit leben, dass dir keiner die Hand gibt, auch nicht im ganz offiziellen Bereich, du musst ein Kopftuch tragen. Das sind alles Herausforderungen, weil wir im Verhältnis Mann und Frau einen anderen Zugang haben. Nachdem ich mich dort angepasst habe, erwarte ich auch von den Menschen, die in unserer Kultur leben, dass sie sich unseren Maßstäben anpassen.
Wie kann ich mir eine Sitzung mit dir vorstellen? Gibst Du die Linie vor und alle müssen sich danach richten, oder lässt Du andere Meinungen auch zu?
Wenn es um Förderungen geht, dann präsentieren diejenigen, die ein Anliegen haben, ihr Projekt. Dann diskutieren wir alle drüber, wie können wir am besten helfen, was geht und was geht nicht. Ich fasse zum Schluss alles zusammen, um die weitere Vorgehensweise zu definieren. Bei internen Sitzungen wird schon auch heftig diskutiert. Meine Rolle sehe ich darin, eine einheitliche Meinung zusammenzufassen, die wir dann auch gemeinsam nach außen tragen.
Wenn Dein bisheriges Leben einen Filmtitel bekommen müsste, wie würde er lauten? Und wie sieht das (Happy) Ende aus? Ein Vorschlag: Ein Engel für Johanna (zuvor Erwin) in Anlehnung an "3 Engel für Charly".
Ich möchte in der Seemannssprache bleiben: "Leinen los, ab ins nächste Abenteuer" - das prägt eigentlich mein Leben. Der Einstieg in die Politik war ein Abenteuer, ich lasse privat auch kein Abenteuer aus - der Titel würde sehr gut passen.




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