Wiener Neustädter mit Ambitionen
"Twitch-Streamer" möchte Bundespräsident werden
Als sichere Anwärter für die nächste Wahl am 9. Oktober gelten der amtierende Präsident Dr. Alexander van der Bellen, der FPÖ angehörige Dr. Walter Rosenkranz sowie Dr. Dominik Wlazny alias Marco Pogo, Gründer der Bierpartei. Ob weitere Personen das Rennen machen, ist noch offen.
WIENER NEUSTADT (Red.). Für die kommende Bundespräsidentenwahl verkündete Twitch-Streamer und Supermarkt-Mitarbeiter Christoph Topitschnig sein Interesse als Kandidat anzutreten.
Bis zum 2. September haben potentielle Kandidaten die Möglichkeit sich zur Wahl anzumelden. Voraussetzung sind 6000 Unterstützungserklärungen, die bei der zuständigen Wahlbehörde vor der Frist abgegeben werden müssen.
Am vergangenen Sonntag hat der studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaftler (MA) Christoph Topitschnig auf seiner Webseite bekannt gegeben, dass er für die Bundespräsidentenwahl kandidieren möchte.
„Als unbekannter Twitch-Streamer und Supermarktangestellter sind meine Chancen relativ gering. Trotzdem muss ich es versuchen, da ich nicht tatenlos zusehen kann, wie unsere Gesellschaft stetig in Richtung Abgrund marschiert.“
Bereits 2013 versuchte er mit ein paar Mitstreitern eine eigene Partei zu gründen, jedoch scheiterte das ambitionierte Unterfangen aufgrund von internen Problemen. Einige Lehren konnte Topitschnig aus diesem Projekt ziehen: „Bei einer Partei kommt es leicht zu Interessenskonflikten zwischen den Mitgliedern, was bei dieser Wahl nicht der Fall ist.“
Ein weiteres Hindernis bestand darin, den Kontakt mit der breiten Masse aufzubauen. Schließlich benötigt jeder Politiker einen gewissen Bekanntheitsgrad unter der Bevölkerung. „Ohne die richtigen Medienkontakte fällt es einem Einsteiger schwer, sich zu etablieren und die Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Nicht jeder hat einen direkten Draht zu den großen Medienhäusern oder kann sich wöchentlich eine Pressekonferenz leisten.“
Deshalb möchte der Medienwissenschaftler die Streaming-Plattform Twitch dazu nutzen, um direkt mit den Wählern zu kommunizieren. Auf Twitch filmen sich Leute aus aller Welt, um ihre Interessen und Hobbys mit anderen Menschen zu teilen. „Bisher habe ich Twitch für Videospiel-Streams genützt. Das macht zwar Spaß und ich habe dadurch neue Bekanntschaften gemacht, aber Twitch hat das Potential politische Themen zu vermitteln.“
Auch politische Plattform
Vor fast einem Jahr meldete sich Topitschnig unter dem Pseudonym »Winethorn« bei dem Streaminganbieter an. „Da ich eine unbekannte Nummer bin und nicht zur politischen Elite gehöre, sind meine Möglichkeiten, Wahlwerbung zu betreiben, begrenzt. Ich genieße weder die Unterstützungen eines Milliardärs noch die eines Politikapparates. Twitch ermöglicht es jedem - selbst einem einfachen Supermarktangestellten wie mir - seinen eignen Unterhaltungskanal zu realisieren. So weit ich weiß, wurde Twitch noch nie von einem Präsidentschaftskandidaten verwendet. Dementsprechend betrete ich Neuland.“
Welche Ziele verfolgt Topitschnig mit seiner Kandidatur?
„Ich möchte mich für eine humane und gerechte Zukunft einsetzen. Die vergangenen Corona-Jahre haben die Gesellschaft zutiefst gespalten. Besonders die Aufteilung der Menschen in ‚Geimpfte‘ und ‚Ungeimpfte‘ empfinde ich als extrem verstörend. Da ich selbst Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologie und Genetik studiert habe, betrachte ich viele Maßnahmen, die der Bevölkerung auferlegt wurden, als überzogen bis hin zu unsinnig. Diesbezüglich bin ich von der Wissenschaft ziemlich enttäuscht und auf die Politik wütend. Aus diesem Grund verfolge ich das Ziel einer Kurskorrektur.“
Ob sich die Kandidatur für Christoph Topitschnig ausgeht, wird sich zeigen. Die nötigen 6.000 Unterstützungserklärungen können ihm bis zum 31. August zugeschickt werden. Mehr Informationen sowie seine offizielle Stellungnahme finden sich auf seiner Webseite, www.readingsaves.com.
Tatsächlich gab es noch keinen Twitch-Streamer oder Supermarkt-Angestellten, der Präsident einer Nation wurde. Aber es gibt für alles ein erstes Mal...
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