Leben in einer Postkarte
Wiener Neustadt, Miami. Herbert Hofer zog einst in die weite Welt, weil er Wiener Neustadt als zu eng(stirnig) empfand.
Man sollte gar nicht erst beginnen, über das Leben Herbert Hofers zu schreiben. Es geht sich nicht aus, es passt nicht in ein Zeitungsformat. Als er vor 29 Jahren seine damalige Frau Randy (bereits verstorben) fragte: "Warum leben wir eigentlich nicht in einer Postkarte?", war dies nicht sein erster gewagter Schritt in ein neues Leben.
Raus in die Welt
"I lived in this small little town and I wanted to know: What is beyond those blue mountains?” - "Ich lebte in dieser engen, kleinen Stadt und wollte wissen, was hinter diesen Bergen ist..." - So beginnt der bärtige, nunmehr 70-jährige, im Neustädter Musikantenviertel geborene Hofer meist, den Journalisten seine Geschichte zu erzählen. Und er wird viel interviewt, keine Reportage über Miami ohne ihn, zuletzt als Mann, der dem Hurrikan Irma trotzte, nicht vor ihm floh und unzählige TV-Interviews gab. Hofer hat hier außerdem maßgeblich zur Wiederbelebung des Art-Deco-Districts beigetragen.
Aber der Reihe nach: Von Wiener Neustadt aus zog er also als 22-jähriger Architekturstudent hinter die Berge - nach Asien und Afrika - über Umwege kam er in die damalige europäische Filmmetropole Rom, wo er sich als Akteur bei Spaghettiwestern versuchte, die Liebe zur Malerei und auch den Umstand, dass man damit Geld verdienen kann, entdeckte, und er selbst von Fellini entdeckt wurde. Filmstar wurde er schließlich in Griechenland für insgesamt 50 Produktionen.
"Million-Dollar-Window"
Am Ende also Miami Beach: in den 1980ern ordentlich abgesandelt, aber mit Charme und viel Farbe. Eine Wohnung am weltberühmten Ocean Drive war damals noch erschwinglich. "Die Preise für Wohnungen sind mittlerweile enorm hoch." - und so haben Hofer und seine Frau Ruth jetzt ein "Million-Dollar-Window" mit Blick auf den berühmten Ocean Drive.
Geschichten kann der mittlerweile 70-Jährige so viele erzählen, dass es sich in einer Doku kaum ausgeht. Wie er noch mit Versace fünf Minuten vor dessen Ermordung gesprochen hat oder Papst Johannes Paul II ein Bild geschenkt hat. Wie er mit seiner Idee der Flamingos Aufmerksamkeit für die Erhaltung des Art-Deco-Viertels erregt hat und das, was ihm aus Österreich abgeht: Käsekrainer und Heuriger. Seine Familie besucht ihn ohnehin regelmäßig, der Kontakt zu Wiener Neustadt besteht auch durch die Malerin Jutta Hutterer, die teils in Florida lebt, teils in der Schreyergasse ihre Galerie "Impact" betreibt. Natürlich mit einer kleinen Hofer-Filiale.
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