Die Helden der Wahl - Teil IV
Wieder stehen hunderte Wahlbeisitzer in der Stadt „Gewehr bei Fuß“ Ein Lokalaugenschein.
WIENER NEUSTADT. Wenn am kommenden Sonntag der vierte Anlauf zur Kür des Bundespräsidenten steigt, bedeutet das für 348 Menschen in der Stadt: Wieder einen Tag weniger mit der Familie verbringen. Die Wahlbeisitzer können nun bereits den vierten Sonntag Dienst leisten und damit keinen Adventmarkt besuchen, keinen Ausflug planen, und auch nicht einfach nur faulenzen. Wir haben die Idealisten der Demokratie gefragt, was sie vom Verlauf der bisherigen Wahl halten, was sie vom vierten Wahlgang erwarten und warum sie trotzdem noch mithelfen wollen.
Als Beisitzer in der Bezirkswahlbehörde opfert auch Bürgermeister-Stellvertreter Michael Schnedlitz (FPÖ) den dritten Sonntag in diesem Jahr. Ohne zu jammern. Auch, wenn er über den bisherigen Verlauf der Wahl traurig ist. "Die Bevölkerung muss sich auf die Demokratie und ein rechtlich einwandfreies Ergebnis verlassen können." Gerade deshalb ist auch er am 4. Dezember wieder dabei. "Das hohe Gut der Demokratie und die Sicherstellung von Wahlen ohne Fehler sind den Einsatz als Beisitzer auf alle Fälle wert. Wir haben sogar diverse Anfragen aus der Bevölkerung, ob und wie sie als Beisitzer helfen und sich beteiligen können."
Schon seit Jahrzehnten setzt sich Gemeinderat Johann Machowetz (ÖVP) in die Wahlstube und zählt brav Stimmen. Doch nicht nur er stellt sich in den Dienst der freien demokratischen Wahlen. Seine ganze Familie ist dabei. Machowetz: "In meiner Familie helfe nicht nur ich, sondern auch meine Frau und mein Enkelsohn mit. Der Rest der Familie ist wegen zeitlich unterschiedlicher dienstlicher Inanspruchnahmen dafür nicht plan- und einsetzbar. Meine Enkeltochter feiert am kommenden Wahltag ihren 16. Geburtstag und ist damit auch erstmalig wahlberechtigt, daher möchte ich sie wegen ihrer Geburtstagsfeierlichkeiten an diesem Wahltag nicht als weiteren Beisitzer aus unserer Familie ersuchen."
Noch jung, aber dennoch sieht es der Grüne Michael Diller-Hnelozub als Pflichterfüllung, bei Wahlen zu helfen. "Es ist wichtig, dass Wahlen frei und sicher ablaufen. Daher will ich meinen Teil dazu beitragen."
Mehr als enttäuscht zeigt sich SPÖ-Stadtrat Wolfgang Scharmitzer von den bisherigen Wahlgängen. Genau deshalb fürchtet er eine geringe Wahlbeteiligung. "Das Desaster trägt vermutlich nicht dazu bei, dass so viele Menschen wie möglich von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen." Geholfen wird aber auf jeden Fall. Scharmitzer: "Allgemeine, geheime, freie und gleiche Wahlen sind das höchste Gut der Demokratie. Ich habe als Kind noch Menschen gekannt, die in einer Zeit geboren wurden, als es dieses Wahlrecht noch nicht gab. Es soll jeder dazu beitragen, dass Wahlen nach diesen Grundsätzen abgehalten werden können."
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