Region Wienerwald
Börsenspekulant verursachte Millionenschaden
Wegen schweren Betrugs mit einer Schadenssumme von mehr als 2,2 Millionen Euro musste sich ein 53-Jähriger aus dem Wienerwald vor einem Schöffensenat am Landesgericht St. Pölten verantworten. Mehr als 30 Opfer müssen auf mögliche Entschädigungen warten, zumal sich der Beschuldigte in Privatkonkurs befindet.
REGION WIENERWALD. Der Angeklagte bekannte sich insofern nicht schuldig, als er entgegen der Behauptung von Staatsanwalt Thomas Korntheuer keinesfalls mit Betrugsvorsatz gehandelt habe. Eher als „Spielerei“ bezeichnete er seine ersten Schritte, bei denen er mit Aktien spekulierte. Nach einigen Gewinnen erzählte er davon in seinem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, von denen ab 2015 einige an ihn herantraten und ihm teils hohe Geldbeträge für entsprechende Veranlagungen überließen. Gleichzeitig begeisterten diese auch Leute in ihrem Umfeld, die am erhofften Gewinn teilhaben wollten.
Den Zeugenaussagen nach habe sie der Angeklagte über seine „Arbeitsweise“ informiert. Es sei ihnen bewusst gewesen, dass es sich um Börsenspekulationen handelte. Ein 64-jähriger Pensionist, der bis 2021 insgesamt 110.000 Euro investierte, erklärte:
„Das hat alles gut und relativ pünktlich funktioniert.“
Er habe sich bis zum Schluss Gewinne auszahlen lassen und der Beschuldigte habe ihm versichert, dass er alles sofort stoppen könne, falls ein großer Verlust drohe. Wie die meisten anderen Beteiligten habe er darauf vertraut, dass der 53-Jährige in der Lage sei, das Risiko möglichst gering zu halten.
Falsche Zahlen
Nicht alle Beteiligten ließen sich ihre Gewinne regelmäßig auszahlen. Ihnen reichten die Mails des Angeklagten, in denen er sie über den jeweils aktuellen Stand informierte. Dass diese immer häufiger falsche Zahlen zeigten und jene, die sich angebliche Gewinne auszahlen ließen, das Geld von den Einlagen der anderen erhielten, erfuhren sie erst, als es zur Selbstanzeige des Angeklagten Mitte Dezember 2022 kam.
"Eigendynamik entwickelt"
Am Ende habe gar nichts mehr funktioniert, meinte der Börsenspekulant. Ab Sommer 2022 wurde es so schlimm, dass sich der Beschuldigte weiteres Geld von einigen Mitstreitern besorgte. Verteidiger Martin Kaufmann dazu: „Es hat sich eine unvorhersehbare Eigendynamik entwickelt.“
Nach einer ausführlichen Beratung verurteilte der Schöffensenat den Beschuldigten zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe, zwei Jahre davon bedingt (rechtskräftig). Wie Richterin Silvia Pöchacker ausführte, sei vor Mitte 2022 jedoch kein Betrugsvorsatz nachzuweisen. Man gehe daher auch von einer reduzierten Schadenssumme in Höhe von 300.000 Euro aus.
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