Neue Details über Pflegeheimskandal in Kirchstetten

Das "Pflegeheim Clementinum" wird seit über 100 Jahren vom "Haus der Barmherzigkeit" in Kirchstetten betrieben.
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  • hochgeladen von Michael Holzmann

KIRCHSTETTEN (mh). Vier Pflegehelferinnen und ein Pfleger waren im vergangenen Oktober in den Verdacht geraten, über Monate betagte Patienten im Pflegeheim Clementinum, das unter der Patronanz des katholischen Erzbischofs von Wien steht, gequält zu haben. Laut Wochenzeitung „Falter“ sollen demente Patienten verprügelt, sexuell missbraucht, nackt fotografiert und dazu gezwungen worden sein, ihre Exkremente zu essen. Das sollen bislang unbekannte Justizakten mit erschütternden Details aufzeigen, die am Dienstag um 17 Uhr veröffentlich werden.

Verdächtige auf freiem Fuß

Als erste Konsequenz wurden die fünf Dienstnehmer vor einem Jahr unmittelbar nach Bekanntwerden der Verdachtsmomente fristlos entlassen. Kurz darauf wurde mit Claudia Hartl eine neue Haus- und Pflegedienstleitung eingesetzt. Das Land Niederösterreich kündigte als Bewilligungs- und Aufsichtsbehörde eine Aufarbeitung der Vorfälle und eine umfassende Qualitätssicherung an.

Anklage nach Gutachten

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft St. Pölten gegen die fünf Beschuldigten, die alle Vorwürfe bestreiten, sind auch nach einem Jahr noch nicht abgeschlossen. In Untersuchungshaft wurde keiner der Beschuldigten genommen. Laut „Falter“ arbeitete der Hauptbeschuldigte sogar bis Montag weiter in einem privaten Heim als Pfleger, weil es „aufgrund einer gesetzlichen Lücke keine Berufsverbot für Pfleger“ gebe. Die ersten Verdachtsmomente, die vor einem Jahr via ZiB2 öffentlich wurden, hätten sich laut „Falter“ nun erhärtet. Die Justiz warte noch ein gerichtsmedizinisches Gutachten ab und werde dann Anklage erheben.

Austausch per Handy

Die Unterlagen, die der Wiener Stadtzeitung „Falter“ vorliegen, scheinen zudem ein Gerücht zu bestätigen, das den Bezirksblättern schon im Vorjahr bekannt war. Ein Clementinum-Mitarbeiter behauptete damals, dass die beschuldigten Pflegehelfer ihre mutmaßlichen Taten mit ihren Handys fotografiert und sich gegenseitig per WhatsApp zugeschickt haben sollen. Von diesem Chat gibt es eine Abschrift, die die sadistischen Aktionen gegenüber wehrlosen Patienten laut "Falter" dokumentieren soll.

Betreiber betroffen über Vorfälle

In einer Stellungnahme betont das Institut „Haus der Barmherzigkeit“ als Betreiber des Pflegeheimes Clementinum auch ein Jahr nach den ersten Anschuldigungen seine Betroffenheit über die Vorfälle. „Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat die Geschäftsleitung alle verdächtigen Personen umgehend fristlos entlassen. Zeitgleich wurden seitens des Hauses Polizei und Behörden eingeschaltet. Seither unterstützen wir die Ermittlungen auf allen Ebenen. Direkt nach den Vorfällen wurden für alle Betroffenen Angebote zur psychologischen Betreuung geschaffen“, sagt Haus-der-Barmherzigkeit-Sprecher Christian Zwittnig auf Anfrage der Bezirksblätter.

„Vertrauen missbraucht“

„Um derartige Übergriffe in Zukunft zu verhindern, wurde das Führungsteam des Clementinums ausgetauscht und die Geschehnisse in enger Abstimmung mit diversen Behörden umfassend intern aufgearbeitet. Weiters wurde die Organisation vor Ort grundlegend überprüft und zusätzlich zu den zahlreichen bestehenden Kontrollmechanismen ein neues Sicherheitssystem eingeführt“, so der Pressesprecher der privaten Betreuungseinrichtung.

Rasche Aufklärung erwünscht

„In Zusammenarbeit mit der Plattform Patientensicherheit wurde mit der 'Safety Line' eine unabhängige Ombudsstelle zur anonymen Meldung von internen Vorkommnissen eingerichtet. Auch die Mitarbeiter des Clementinums sind über die Vorwürfe bestürzt. Die verdächtigen Personen haben nicht nur das Vertrauen der betreuten Bewohnerinnen und Bewohner missbraucht, sondern auch das gesamte Betreuungsteam des Clementinums in ein schiefes Licht gerückt. Wir hoffen auf eine rasche und vollständige Aufklärung der Vorfälle", sagt Zwittnig.

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