Lagerhaus als letzte Grüne im Wienerwald
Debakel für Ökopartei in Hochburgen Eichgraben, Anzbach und Neulengbach. Nach der Wahl blieb im Wienerwald kein Stein auf dem anderen. Die Grün-Bewegung wurde zertrümmert.
REGION WIENERWALD/NEULENGBACH (mh). Zu Redaktionsschluss am Montag stand noch nicht fest, ob die SPÖ oder die FPÖ österreichweit auf dem zweiten Platz landen wird. Auch der mögliche Rausschmiss der Grünen aus dem Nationalrat war noch nicht besiegelt. Eines zeichnete sich allerdings bereits ab. In der Bezirksblätter-Region Wienerwald-Neulengbach, also den Gemeinden Altlengbach, Asperhofen, Brand-Laaben, Eichgraben, Kasten bei Böheimkirchen, Kirchstetten, Maria Anzbach, Neulengbach, Neustift-Innermanzing und Stössing blieb kein Stein auf dem anderen. Überall konnte sich die ÖVP ganz klar mit über 30 Prozent positionieren. Absolute Hochburg ist Stössing mit 44,33 Prozent.
Stössing ist ÖVP-Hochburg
Auch die FPÖ konnte in allen Gemeinden punkten. Nur in Eichgraben und Maria Anzbach konnte sie die SPÖ nicht auf den dritten Platz verdrängen. Blaue Hochburg ist Asperhofen mit 35,38 Prozent. Für die SPÖ blieb das Ergebnis im Vergleich zu 2013 relativ konstant. Die größten Einbußen musste sie in Altlengbach mit einem Verlust von 5,14 Prozentpunkten hinnehmen. Mehr als deutlich ist das grüne Debakel auch im Wienerwald. In sämtlichen Wienerwald-Gemeinden wurden die Grünen von der Abspaltung "Liste Pilz" übertroffen und fuhren in den einstigen Hochburgen Eichgraben (minus 9,62), Maria Anzbach (minus 10,54) und Neulengbach (minus 8,53) herbe Verluste ein. "Grün ist bei uns jetzt nur mehr das Lagerhaus", sagte ein spitzzüngiger Beobachter zu den Bezirksblättern.
Grüne vor Trümmern
Für Martin Michalitsch, ÖVP-Landtagsabgeordneter und Eichgrabens Bürgermeister ist der Wahltag ein Freudentag: "Das ist ein gutes Zeichen in die richtige Richtung. Wir haben in der Region sehr schöne Ergebnisse auf hohem Niveau. Natürlich muss man das auf der Bundesebene lassen, aber es bedeutet auch Rückenwind in der Region." Sehr zufrieden ist auch Peter Matzel, FPÖ-Gemeinderat in Neulengbach: "Wir haben schön zugelegt. Erfreulich ist, dass wir in den meisten Gemeinden die SPÖ überholt haben und jetzt zweitstärkste Kraft sind." Für Wolfgang Luftensteiner, SPÖ-Vizebürgermeister in Altlengbach, ist das Ergebnis auf Bundesebene eine herbe Enttäuschung: "Österreich macht einen deutlichen Rechtsruck, der mich mit Sorge erfüllt. In Altlengbach ist er sogar noch deutlicher. Wir sind nur mehr die drittstärkste Kraft, was mich sehr schmerzt." Nichts zu beschönigen gibt es für Michael Pinnow, Grün-Gemeinderat in Eichgraben: "Das ist eine absolute Katastrophe und ein schwerer Rückschlag für die grünen Werte." Michaela Rauschka, Gemeinderätin in Neulengbach, die sich der Liste Pilz angeschlossen hat, findet bei aller Freude über den Erfolg der neuen politischen Kraft das mögliche Ausscheiden der Grünen aus dem Nationalrat sehr bedauerlich. "Das wollten wir nicht. So könnte in Zukunft eine linksgerichtete Partei im Parlament fehlen."
Zur Sache
Die Wahlbeteiligung liegt im Bezirk St. Pölten-Land bei 81,66 %. Mit 82,20 % hat Kasten die beste Wahlbeteiligung in der Region Wienerwald/Neulengbach. Schlusslicht ist Neustift-Innermanzing mit einer Wahlbeteiligung von 77,88 %.
Die ÖVP hat in allen Gemeinden der Region Wienerwald/Neulengbach über 30 % und ist damit auf Platz eins. Die SPÖ wird nur in Eichgraben und Maria Anzbach nicht von der FPÖ überholt. In Roland Düringers Heimat Kasten erreicht GILT 7,1 % der Stimmen.
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