Jahresrückblick August 2022
Zwettlerin Alexia Kroihs: "Der Körper ist nur eine Hülle"
Die Zwettlerin Alexia Kroihs hat sich vor Jahren zu ihrer Geschlechtsumwandlung öffentlich bekannt und gibt der Gesellschaft einige Aufgaben.
ZWETTL. "Themen im Zusammenhang mit Transsexualität oder Genderdysphorie – so lautet der Fachbegriff, sich mit dem biologischen Geschlecht nicht identifizieren zu können – fallen zur Zeit auch in meiner Praxis häufiger auf als früher", so die Kinderpsychologin Johanna Illner aus Zwettl.
Alexia Kroihs hat es getan
Eine mittlerweile in Zwettl bekannte Persönlichkeit, die den Schritt einer Geschlechtsumwandlung in die Tat umgesetzt hat, ist Alexia Kroihs. Die in Wien geborene mittlerweile 42-jährige Frau plaudert im sehr persönlichen Gespräch mit den BezirksBlättern über ihre Beweggründe und Ansichten: "Ich habe im Alter von fünf Jahren gemerkt, dass etwas anders ist. Ich habe mir beispielsweise immer die Kleidung meiner Schwester angezogen." Vor allem als Teenager habe sie große Sexualprobleme gehabt: "Ich konnte mich nicht in den Spiegel schauen." Und so kam es, dass sie nach ihrem Umzug 1998 ins Waldviertel im Jahr 2000 mit großen psychischen Problemen in diversen Einrichtungen behandelt wurde. "Ich habe mich aber nie in eine Ecke gesetzt und nichts getan", so Alexia. Nach Selbstmordversuchen stand für sie fest, dass sie etwas ändern müsse: "Deshalb kam 2016 das große Outing mit allen offiziellen Dokumenten, seit 2018 nimmt sie weibliche Hormone. Für ihre Geschwister – ihre Eltern sind bereits verstorben – war und ist dieser Schritt nicht nachvollziehbar: "Sie kommen damit nicht zurecht", so Alexia.
Gesellschaft gespalten
Was nach der begonnenen Geschlechtsumwandlung samt ihrer neuen Outfits (wie im Bild) von der Gesellschaft auf sie einprasselte, erreichte bis hin zu Morddrohungen extreme Dimensionen. Doch auch in diesen Fällen bot Alexia Kroihs ihren "Kontrahenten" die Stirn. Mittlerweile wären die Reaktionen auf der Straße zwar milder, könnten aber noch besser sein, hofft Kroihs für ihre Zukunft. Ihr Traum ist es, einer gleichgesinnten Community in Amerika beizutreten.
Vorsicht bei "Diagnose"
Bei Jugendlichen müsse man zwar aufpassen, nicht aufgrund pubertätstypischer Verunsicherung auf Transidentität zu schließen, so Illner. "Dennoch ist für jemanden, der sich im eigenen Körper nicht wohl oder fremd fühlt, sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlt, reizbar oder depressiv gestimmt ist, unbedingt der Weg zur Klinischen Psychologin bzw. zum Facharzt für (Jugend)Psychiatrie anzuraten", appelliert Illner.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.