Arzt-Schlaganfall: System vor Kollaps - Kranke stehen auf der Straße
Keine Nachbesetzung von Ärztekammer nach Mediziner-Ausfall - Dr. Kölbels Patienten müssen sich vorübergehend eine neue medizinische Unterkunft suchen.
Ein Mann erlitt Ende April in einem Supermarkt in Zwettl einen Schlaganfall. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um einen Allgemeinmediziner aus Jagenbach. Dr. Walter Kölbel (61) wurde in das Krankenhaus Linz eingeliefert. Sein derzeitiger gesundheitlicher Zustand ist unbekannt, eine Rückkehr in das Berufsleben steht in den Sternen.
Mit diesem schrecklichen Vorfall hinterlässt der Arzt eine große Lücke in der Gesundheitsversorgung im Bezirk Zwettl. Viele Patienten stehen medizinisch gesehen auf der Straße, müssen sich einen neuen Arzt des Vertrauens suchen. Dies bekommen nun vor allem die anderen Ärzte im Bezirk Zwettl zu spüren. Eine betroffene Ärztin meint: „Kurzfristig können wir diese Situation gemeinsam meistern, längerfristig jedoch benötigen wir Hilfe.“
Bei der Ärztekammer Niederösterreich nimmt man auf die Bezirksblätter-Anfrage nach einem „Ersatzarzt“ klar Stellung: „Die Ärztekammer kann und darf in solchen Fällen keinen Vertreter schicken. Eine Ordination ist ein selbständiger Betrieb, der Arzt mit dem Kassenvertrag ist für die Organisation zuständig, so Dietmar
Baumgartner, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Wenn er krank ist, kann er einen Vertreter bestellen oder auch die Ordination für die Zeit der Erkrankung schließen. Für diese Fälle ist auch eine unkomplizierte Vertretungsregelung im Rahmen des Kassenvertrages vorgesehen. Die Familie sucht derzeit einen Vertreter. Bisher konnte aber niemand gefunden werden. Die Situation ist Ausdruck dafür, dass seitens der Verantwortlichen auf unsere Vorschläge nicht bzw. absolut unzureichend reagiert wurde“, so Baumgartner.
Auf die Frage nach einem Masterplan in einem derartigen Fall stellt Dietmar
Baumgartner klar: „Es zeigt sich einerseits der von uns immer wieder beklagte Ärztemangel, der von Kasse und Politik jedoch dementiert wird, ganz deutlich, nämlich wenn kein einziger Arzt bereit ist, in dieser Ordination zu vertreten. Dass bei Fehlen des Arztes von drohendem Kollaps gesprochen wird ist andererseits ein Anzeichen, dass die Kassenvertragsärzte ohnehin schon an ihrer Leistungsgrenze arbeiten, auch ohne Ausfall einer Planstelle. Und drittens behindert uns die mangelnde Bereitschaft von Kasse und Politik, vernünftige ärztliche Kooperationsmodelle zu schaffen“, so Baumgartner.
Bernhard Schabauer
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