Buch über „Arisierung“ eines Kremser Weingutes vorgestellt
Im Rahmen der Sonderausstellung „Jüdische Familien im Waldviertel und ihr Schicksal“ im „Ersten österreichischen Museum für Alltagsgeschichte“ in Neupölla wurde am 21. Juni das Buch von Bernhard Herrman und Robert Streibel „Der Wein des Vergessens“ vorgestellt.
NEUPÖLLA. In diesem auf zahlreichen Dokumenten basierenden „historischen Roman“ wird die Geschichte der berühmten Riede Sandgrube 13 und ihres jüdischen Besitzers Paul Robitschek sowie von dessen Geschäfts- und Lebenspartner August Rieger beleuchtet. Die Denunziationen erleichtern die „Arisierung“ dieses Besitzes, der zur Grundlage der berühmten Winzergenossenschaft Krems wurde. Nach der Kuratorenführung von Dr. Friedrich Polleroß erläuterte Dr. Robert Streibel, Direktor der VHS Hietzing und Kremser Stadthistoriker sowie Gedenkarbeiter, die Entstehungsumstände des Buches.
Der Zufallsfund durch den Nachkommen des ehemaligen Gutsverwalters, Bernhard Herrman, bot den Ausgangspunkt für das Werk. Die Winzergenossenschaft verweigerte zunächst die Kooperation, hat aber nach starkem öffentlichen Druck ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben, das neue Funde zur Folge hatte und dessen wissenschaftliche Ergebnisse im Herbst dieses Jahres vorliegen werden. Dann las der Autor einige Passagen aus dem Buch, die die Stimmung in Krems vor und nach dem Anschluss verraten sowie die Verzweiflung des über Triest nach Frankreich und schließlich Venezuela geflohenen Robitschek deutlich werden ließen.
Mantel des Vergessens
Die beiden Besitzer erhielten zwar eine finanzielle Entschädigung, starben aber bald darauf, sodass der Mantel des Vergessens über die Sache gebreitet wurde und weder die Nichte Robitscheks in Venezuela noch die heutigen Verwalter der Genossenschaft von den Ereignissen etwas wussten oder wissen konnten. An der gemeinsam mit der „Waldviertelakademie“ veranstalteten Präsentation und der angeregten Diskussion nahmen auch Exvizekanzler Dr. Wolfgang Brandstetter (Eggenburg) und die Universitätsprofessoren Dr. Hanns Haas (Rosenburg) sowie Dr. Thomas Winkelbauer (Waldviertler Heimatbund) teil.
Die Sonderausstellung ist noch bis 28. Juli jeden Sonntag von 14-17 Uhr geöffnet.
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