Leserbrief
Landwirtin aus dem Waldviertel mit emotionalem Aufruf
Dieser Leserbrief von Roswitha Haneder aus Groß Gerungs hat die Redaktion erreicht:
Ich bin Landwirtin im westlichen Waldviertel und bewirtschafte mit meinem Mann unseren biologisch geführten Grünland-Milchviehbetrieb mit 50 Milchkühen und der dementsprechenden Nachzucht. Ich bin Bäuerin aus Leidenschaft und die verantwortungsvolle Arbeit mit der Natur und den Tieren erzeugt in mir ein Gefühl, etwas Wertvolles für unsere Umwelt, für die Natur und unsere Gesellschaft zu leisten und erfüllt mich mit Genugtuung, Stolz und Dankbarkeit.
Soeben war der Milchabholer da und überreichte mir von unserer Molkerei eine Informationserklärung bzgl. dem Projekt „agolin“ . „Agolin“ ist ein Futterzusatz für Rinder um den Methanausstoß dieser zu reduzieren. Außerdem verspricht es in bunten Schlagwörtern +4,4 % Futtereffizienz, + 15,0 % Trächtigkeitsrate und + 4,1 % Milchleistung. Zusätzlich werden durch die Teilnahme am Projekt CO2 -Credits generiert, die dann am CO2 – Markt verkauft werden können. Ich bin fassungslos! Was kommt als Nächstes? Das Sackerl für ́s Gackerl für Kühe?
Wann hören wir endlich damit auf, unsere Tiere und die Landwirtschaft im Allgemeinen als Klimakiller aller Zeiten anzuprangern? Natürlich glauben Konsumenten all diese Anschuldigungen, weil es in der Öffentlichkeit keine Gegenargumente gibt!
Ich weiß um den Druck, den Handelsketten z.B. auf Molkereien ausüben. Darum, die Besten zu sein um nur ja alle Wünsche und Forderungen der Konsumenten zu erfüllen. „Wenn wir es nicht anbieten, dann tun es Andere!“
Trotzdem finde ich es an der Zeit endlich mit Aufklärung zu beginnen! Wir Landwirtinnen und Landwirte sind bestens ausgebildet und arbeiten jeden Tag verantwortungsbewusst mit der Natur und den Tieren. Würden wir das nämlich nicht tun, würde Österreich nicht so aussehen wie es aussieht! Viele Menschen kommen in unser schönes Land um ihren Urlaub bei uns zu verbringen und Erholung zu finden!
Warum klärt man die Gesellschaft nicht so auf, wie ich es in einem Interview mit Ulrich Mück gelesen habe? Zitat: „Zunächst einmal: Sofern Kühe aus Grünland gefüttert werden und Weidegang haben, sind sie keine Klimakiller. Auch grundsätzlich sollten wir deutsche und österreichische Rinder aus der Klimadiskussion herausnehmen:“ ( aus der Fachzeitschrift „Landwirt bio“ , Ausgabe2, März 2024)
Wir Bäuerinnen und Bauern sind bemüht, Aufklärungsarbeit zu leisten, durch unsere tgl. Arbeit, durch Gespräche mit interessierten Kunden oder Gästen. Aber wir brauchen Unterstützung! Ich wünsche mir diese Unterstützung von unserer Interessensvertretung, unseren Molkereien, den großen Nahrungsmittelkonzernen und nicht zuletzt von den Medien! Kurt Marti hat es treffend formuliert: „Wo kämen wir hin wenn jeder sagte: „ Wo kämen wir hin“ und keiner ginge um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen!“
Stehen wir endlich auf und machen wir uns gemeinsam auf den Weg, den Menschen den unschätzbaren Wert und die Wichtigkeit von Landwirtschaft und gesunden Lebensmitteln wieder bewusst zu machen!
Roswitha Haneder
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