"Sparen ist derzeit wenig attraktiv"
Sparkassen-Direktor Franz Pruckner über die Fusion, die Wirtschaftskrise, das Sparen und die Politik.
BEZIRKSBLÄTTER: Was hat sich an jenem Tag im September 2012, als sich die Sparkasse Zwettl und jene in Waidhofen/Thaya zu einer Fusion entschlossen haben, für Sie, für die Banken - auch in Tschechien - sowie die Kunden verändert?
FRANZ PRUCKNER: "Wir haben damals im Regionalbankenbereich etwas Einzigartiges erreicht. Beide Institute haben nach der Wirtschaftskrise erkannt, dass man sich gemeinsam für die Zukunft rüsten muss. Wir haben es geschafft, aus der Rivalität der 90er-Jahre eine große Familie zu formen. Seitdem sind wir die größte Bank nördlich der Donau. Wir übernehmen auch teilweise die Arbeit der Politik und investieren in die Region. In Tschechien etwa, haben wir sehr viele Kunden aus dem Landwirtschaftsbereich, da wir dort wie eine Serviceeinrichtung fungieren und den Kunden bei Förderungen helfen. In Tschechien stellen wir in sechs Filialen 150 Mitarbeiter an. Für die Kunden gab es durch die Fusion aber keine Veränderungen."
Hat Ihnen das Amt des Vorstandsvorsitzenden der neu fusionierten Bank, der Waldviertler Sparkasse, auch das Erreichen des Obmann-Amtes im Landesverband der niederösterreichischen Sparkassen erleichtert?
"Natürlich wird man für ein solches Amt nicht als ein Vertreter einer kleinen Regionalbank gewählt. Dieses Amt nimmt mich sehr in Anspruch. Ich bin zwei Tage in der Woche in Wien und versuche unser Verständnis, die Regionalität zu bewahren, in ganz Österreich zu vermitteln. Unsere Aufgabe bzw. mein Verständnis ist es, die Regionen nicht ausbluten zu lassen und Tätigkeiten nicht nach Wien auszulagern. Wir Waldviertler sollen entscheiden, was dem Waldviertel guttut."
Die Wirtschaftskrise ist noch immer nicht überwunden. Was kann die Waldviertler Sparkasse Bank AG für die Region tun bzw. wie unterstützt man derzeit Unternehmen oder Private?
"Sparkassen wurden ab 1819 für arme Leute gegründet. Gemeinnützigkeit stand daher immer im Auftrag der Sparkassen. Diese Aufgaben nehmen wir sehr ernst. Deshalb unterstützen wir viele Projekte in der Region. Als Stiftung sind wir dazu außerdem gesetzlich verpflichtet. Wir haben etwa den sparkasse.event.raum geschaffen und der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Auch die Erhaltung der Propstei, unser Forstgut, der Festsaal im Stift Zwettl oder Unterstützungen für Blaulichtorganisationen sind uns sehr wichtig."
Liegt Sparen noch im Trend?
"Nein, weil Sparen ist derzeit ein Verlustgeschäft. Für unsere Berater heißt es daher derzeit Alternativen zu finden und anzubieten, da das Veranlagungsvolumen nicht weniger wird. Ich bin aber der Meinung, dass sich die Zins- wie auch Konjunkturentwicklung bis zum Ende der 2010er-Jahre nicht erholen wird."
Sie sind einer der größten Arbeitgeber in der Region. Sind HAK- und HLW-Absolventen nach wie vor gefragt in Ihrem Haus?
"Ja, je nach Bedarf werden nach wie vor HAK- und HLW-Absolventen bei uns aufgenommen."
Würden Sie nach Ihrer Banker-Karriere noch ein höheres politisches Amt annehmen?
"Nein, das ist Geschichte und kommt für mich nicht mehr in Frage. Heute bin ich froh, dass ich früher angestrebte politische Ämter dann doch nicht angenommen habe."
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