So zach war der Arbeitsmarkt noch nie

Günther Wagner ist Leiter des Arbeitsmarktservice Bruck und in der Kommunalpolitik tätig.
  • Günther Wagner ist Leiter des Arbeitsmarktservice Bruck und in der Kommunalpolitik tätig.
  • hochgeladen von Barbara Pototschnig

2014 war die Arbeitslosigkeit hoch. Am meisten betroffen waren Frauen über 50 Jahre und Personen mit Migrationshintergrund. "Das AMS steht vor großen Herausforderungen. Der Zugang zur Invalidenpension wurde erschwert", sagt Günther Wagner, Leiter des Arbeitsmarktservice Bruck.

Rascher in den Job zurück
"Die Menschen werden nach Arbeitsunfällen zwei- bis dreimal negativ beurteilt, obwohl sie Einschränkungen haben", so Wagner. Seit 2009 gibt es die Gesundheitsstraße. Sie ist eine Kooperation von AMS und Pensionsversicherungsanstalt. Durch die Gesundheitsstraße sollen Mehrfachbegutachtungen, die die Arbeitsfähigkeit prüfen, abgeschafft und Verfahren verkürzt werden. Das Ziel ist, die Menschen so rasch wie möglich wieder am Arbeitsmarkt zu integrieren.

Wenige freie Stellen
Problematisch sei, dass dem AMS geeignete Maßnahmen fehlen, so Wagner. "Wir kämpfen mit zu wenigen freien Stellen und einem zu geringen Wirtschaftswachstum, wodurch die Arbeitslosigkeit steigt." Was fehlt, das seien Facharbeiter in den Bereichen Holz, Elektro und Gastronomie. Für diese Berufe sieht Wagner gute Zukunftschancen.
"Gastronomen suchen Küchenhilfen und AbwäscherInnen – sie bekommen keine und verstehen die Welt nicht mehr." Rar geworden sind Anlerntätigkeiten. Zudem verlange fast jeder Job EDV-Kenntnisse.

Wie wird das Jahr 2015
Statt einer Entspannung rechnet der AMS-Chef fürs Jahr 2015 mit einem Zuwachs an Arbeitslosen. Treffen wird es Ältere. So wird in der Steiermark jede vierte Person über 50 Jahre von Arbeitslosigkeit betroffen sein. „Wir bewegen uns in Richtung ein Drittel arbeitsloser Über-50-Jähriger“, so Wagner.

Pensionswelle begegnen
Umgekehrt sieht Wagner massive Herausforderungen für die Wirtschaft: "Diese verliert in fünf bis sechs Jahren rund ein Drittel ihrer Facharbeiter durch Pensionierungen." Damit alle gewinnen, müssten Firmen rechtzeitig ihre freien Stellen beim AMS melden. "Wir suchen dann geeignete Menschen, die sich die Unternehmen in Arbeitserprobungen und Praktika anschauen können." Dieses Outplacement sollen Partnerorganisationen durchführen.

Junge Facharbeiter fehlen
Zudem sieht Wagner das AMS als vermittelnde Drehscheibe von PflichtschulabgängerInnen, für deren Bildungsstatus es nicht verantwortlich zeichne. Bei der Pflichtschulausbildung gebe es das größte Problem. "Ich kann eine Pyramide nur von unten beginnen zu bauen. Kindergarten und Pflichtschule müssen fundiert sein. Bei den arbeitslosen Jungen fehlen politische Bildung ebenso wie geografisches Wissen", sagt Wagner. Hier könne das AMS nur „nachjustieren“, als Reparaturwerkstatt agieren in Form von Lehrstellenförderung, Teilqualifizierung, integrativer Lehrlingsausbildung, Lohnkostensubventionen oder Eingliederungsbeihilfen.
Künftig setzt das AMS den Schwerpunkt auf die Facharbeiter-Ausbildung in den ersten drei Monaten der Arbeitslosigkeit. Schulen wird das Berufsförderungsinstitut (BFI), das Schulungszentrum Fohnsdorf und andere. Was fehlt, das sind gut ausgebildete Nachwuchskräfte. „Firmen denken mittlerweile um und wissen, dass sie wieder mehr Lehrlinge ausbilden müssen“, so Wagner. Künftig will das AMS die Unternehmer noch intensiver beim Suchen von geeignetem Personal begleiten und individuell ausbilden. Zuvor verpflichtet sich das suchende Unternehmen jedoch, die Ausgebildeten nach sechs Monaten zu übernehmen.
Das AMS will auch Arbeitssuchenden, die in Arbeitsverhältnissen stehen, die Möglichkeit bieten, sich anonym auf der AMS-Plattform Unternehmen zu präsentieren.
Barbara Pototschnig

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