Bezirk Gmünd: Die letzten Alleen fallen

Zwischen Amaliendorf und Haslau wurden einige der ehemals denkmal-geschützten Linden gefällt.
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  • Zwischen Amaliendorf und Haslau wurden einige der ehemals denkmal-geschützten Linden gefällt.
  • hochgeladen von Eva Jungmann

BEZIRK (eju). Als Baum lebt es sich im Waldviertel besonders gefährlich. Um so mehr, je näher Baum am Straßenrand steht. Aktuell wurden im Bezirk Gmünd erneut zahlreiche, teils sehr alte Allee-Bäume gefällt. Dem aufmerksamen Beobachter fällt auf, dass viele davon im Bereich des Stammes gesund aussehen.

Gesund, aber trotzdem tot

Dass das allerdings noch keine Garantie fürs Weiterleben ist, beweist die Fällung von acht majestätischen Linden entlang der Hauptstraße zwischen Heidenreichstein und Eisgarn. Auch vor der naturdenkmal-geschützten Allee, die sich zwischen Guttenbrunn und Heinreichs erstreckt, machten die Motorsägen nicht Halt, 23 Bäume wurden dort gefällt.
Die BB-Recherche ergab, dass für diese geschützte Allee die Straßenmeisterei Waidhofen zuständig ist. Für das Fällen der Heidenreichsteiner Linden ist die Straßenmeisterei Schrems verantwortlich, allerdings nur als ausführendes Organ, wie Straßenmeister Gerhard Pichler im BB-Gespräch erklärt.

Zuerst bohren, dann sägen

"Die Bäume wurden vom Landes-Baumsachverständigen Klaus Krickl untersucht, sie wurden angebohrt und dabei wurde festgestellt, dass sie innen hohl sind", so Pichler. Den Einwand, dass das genau nicht der Fall ist (bis auf Ausnahmen), lässt Pichler nicht gelten, denn: "Die Bäume werden in einer Höhe von 6 bis 7 Metern angebohrt, wenn sie dort hohl sind, ist Gefahr in Verzug. Dann müssen sie, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, gefällt werden." Die Bezirkshauptmannschaft erteile den Fällauftrag und auch die Weisung, dass die Bäume, zumindest bei geschützten Alleen, binnen zwei Jahren nachzupflanzen sind. Die Möglichkeit, Kronensicherungen bei einzelnen Bäumen durchzuführen, um sie zu retten, würde nicht angedacht, denn: "Fallweise werden welche gemacht, aber Kronensicherungen sind teuer. Wenn Bäume hohl sind und viele Zwiesel (Kronen-Verzweigungen) haben, werden sie umgeschnitten."


Keine Spezialvermarktung

Alte Baumstämme können, wenn man sie geschickt vermarktet, durchaus viel Geld bei Holzschnitzern, Möbeltischlern oder Bildhauern einbringen. Diese - zugegeben aufwändigere - Vermarktungsschiene allerdings denkt man seitens der Straßenmeisterei eher nicht an, wie Pichler erklärt: "Die Stämme werden von uns über eine Privatfirma gehäckselt und ins Fernheizwerk Schrems gebracht. Dafür zahlen wir weniger für die Kilowattstunde, weil wir Brennmaterial liefern."

Hackschnitzel anstatt Alternativ-Vermarktung

Laut Pichler würden die Lindenstämme von niemandem gekauft werden, aber ausprobiert worden sei es bisher auch noch nicht, die Bäume anders zu vermarkten.
Den Verdacht, dass die Verantwortlichen bei den Straßenmeistereien insgeheim froh darüber sein könnten, wenn Bäume und damit eventuell lästige Arbeit entlang der Straßen verschwinden würden, versucht Pichler zu entkräften: "Ein schöner Baum ist etwas für das Auge. Aber wenn einer gefährlich steht, wird man versuchen, ihn weg zu bringen. Wenn er gesund ist, ist es eh relativ schwer, ihn weg zu bekommen."

Manfred Stattler (Grüne Liste Heidenreichstein): "Über Wert alter Bäume aufklären!"

Erschüttert über die zahlreichen, der Motorsäge zum Opfer gefallenen Bäume ist auch Manfred Stattler, grünes Urgestein in der Burgstadt und erster Grüner Gemeinderat von 2005 bis 2010. Er nimmt dabei auch die Politik in die Pflicht: "Man muss verstärkt über den Wert alter Bäume aufklären. Das sehe ich auch als Aufgabe der Politik. BürgerInnen müssen zum Schutz der Bäume aktiv werden, sonst werden Straßenmeistereien und auch andere den vordergründig billigeren Weg des Umschneidens wählen. Man muss sich dagegen wehren und organisieren! Die grüne Liste wird die neue Stadtregierung daran messen, ob ein glaubwürdiges und ernst zu nehmendes Baumschutzkonzept erstellt wird."
Für ihn seien die jüngsten Fällungen speziell in Heidenreichstein ein Riesenverlust. Diese Linden hätten fast den Charakter von Wahrzeichen gehabt. Die Heidenreichsteiner Lindenbaum-Reihe, wie es korrekt heißt, wurde 1986 unter Naturdenkmalschutz gestellt, dieser Bescheid wurde für einzelne Bäume seither widerrufen. Aktuell gibt es noch 14 alte von den ursprünglich 59 Bäumen.

Wer entscheidet, wann gefällt wird?

Bezirkshauptmann Johann Böhm als Chef der bezirksobersten Entscheidungsbehörde erklärt, unter welchen Umständen es zu Fällungen von (geschützten) Bäumen entlang von Straßen kommt: "Die Straßenmeistereien ersuchen den Bezirksforsttechniker, Bäume entlang von Straßen zu begutachten, ob sie noch gesund sind oder nicht. Wenn nein, kann umgeschnitten werden. Von kranken Bäumen hat niemand etwas und noch viel weniger, wenn solche umfallen und jemanden verletzen. Wenn es sich um eine denkmalgeschützte Allee handelt, dürfen Bäume nur dann umgeschnitten werden, wenn die Denkmalerklärung widerrufen wird. Wenn Bäume nicht unter Denkmalschutz stehen, ist es Sache des jeweiligen Grundeigentümers, was er mit seinen Bäumen macht."

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