Leserbrief zu "Gefährliche Straßenbäume" von Wolfgang Schneider
Nachdem z.Zt. teils leider zu Lasten vieler Straßenbäume, wieder eine lebhafte Diskussion um selbige im Bezirk aufgeflammt ist, möchte auch ich dazu Stellung nehmen:
Gleich vorweg ein ausdrückliches BRAVO für den Beitrag von Hrn. Döller aus Gmünd in Ihrer letzten Ausgabe, wo (hoffentl. nicht nur) ich mich nur anschließen kann!! Sowohl in punkto Ort - eine Verlagerung in den Wiener Raum bringt hier sicher nichts - wie auch von überzogenen Vorsichtsmaßnahmen - als ob es keine anderen Gefahren im tägl. Leben bzw. Straßenverkehr gäbe - schlussendlich aber auch, dass angeblich nur die Jugend davor "geschützt" werden müsse !
Zu allen 3 oben angeführten Punkten muss man jedenfalls auch Folgendes bedenken:
1) Leider täuscht das Argument, dass es ja im (namensgebenden) Waldviertel "eh genug" (u. womöglich sogar zuviele) Bäume gibt, denn Baum ist ja nicht gleich Baum! Lediglich die Fichte ist (allerdings oft nur als Monokultur) genügend vorhanden - bei allen anderen Baumarten schaut es da schon deutlich anders aus - ich lebe schon seit über 50 Jahren im nördl. Waldviertel u. habe noch keine einzige Fichtenallee an einer öffentl. Straße vorgefunden!! Wichtig ist ja vor allem wegen der Lebensraumerhaltung für viele weitere Tier- u. Pflanzenarten, dass viele verschiedene Baumarten nebeneinander auch auf kleinerem Raum existieren können u. sollen - da gibt's dann überdies auch kaum Borkenkäferprobleme !
Wohl auch wegen der Wuchsform haben sich in den letzten Jahrhunderten bei uns speziell die Linden- u. Eichenalleebäume durchgesetzt (sind ja - wo noch vorhanden - oft wirklich dazu noch eine Augenweide, erhöhen somit auch die Lebensqualität des Waldviertels - u. gehören auch sicherlich zu Recht naturdenkmalgeschützt), wobei auch Ahorn u. andere Baumarten alleenbildend sein können (etwa in der auch von Ihnen erwähnten Straßenallee von Seyfrieds nach Vitis, die ich als Seyfriedser natürlich auch gut kenne u. schätze - und wo mir übrigens - zumindest in den letzten Jahren - kein tödlicher Unfall bekannt ist. Erfreulich u. lobenswert ist, dass glücklicherweise gerade diese Nebenstraßenallee nach wie vor gepflegt wird u. allfällige Lücken bei unvermeidlichem "Baumausfällen" relativ rasch wieder durch Jungbäume geschlossen werden !).
2) Nein, ist sind wirklich nicht immer die (rel. auffälligen) Bäume, die tödliche Verkehrsunfälle verursachen - immer wieder hört u. liest man etwa auch von betonierten Feldzufahrten (oft kaum sichtbare Betonrohre über den Straßengraben), die genauso verhängnisvolle Folgen haben können! Und es kommt auch nach wie vor auf die Fahrweise aber oft auch (gerade heutzutage wegen der Umweltbelastungen UNNÖTIGE) Übermotorisierung (immer mehr PS) jedes einzelnen Verkehrteilnehmers an!
3) Last not least der hier völlig unangebrachte "Jugendschutz". Nicht die Bäume müssen vor der Jugendlichen bewahrt (bzw. sogar beseitigt) werden sondern vielmehr muss die Jugend (auch über die Schule - immer mehr Schulen bezeichnen sich ja mittlerweile als Öko-Mittelschule u. dgl.) wieder (mehr) den Bezug zu den Bäumen u. der Natur allgemein, ohne der wir ja alle nicht auskommen, finden!!
Dazu passend konnte ich erst gestern, MO die Ö1-Wissenreihe "Dimensionen" hören (die übrigens jeden Werktag um 19h05 ausgestrahlt wird), wo es diesmal um Pflanzenethik ging. Da sicher nicht jeder gleich mit diesem Begriff etwas anfängt, gibt's auf der Ö1-Homepage unter https://oe1.orf.at/programm/457637 dazu noch Genaueres zum Nachlesen u. sogar noch bis zum kommenden Wochenende die Möglichkeit zum zeitversetzten kostenlosen Nachhören der kompletten ca. 25-minütigen Sendung!
Im Sendungslink liest da etwa auch vom Begriff der Würde zu den Pflanzen - ich würde das eher als Mischung zwischen Staunen (vor dem Prozess des alljährl. Wachsens u. Reifens), Ehrfurcht u. Respekt definieren.
Ja und schon bei den div. Indianerstämmen war ja schon ein Leitsatz, der sinngemäß wie folgt lautet: "Wenn man schon (etwas) zum eigenen Überleben töten muss, dann nur soviel wie unbedingt notwendig ist ... u. nicht zum Geschäftemachen od. womöglich aus Habgier" - ich hoffe, dass ich hier ein paar Ansätze zu dieser Thematik zum Nach- bzw. Überdenken geben konnte ... u. bin dazu auf Ihre Reaktionen gespannt ...
Wolfgang Schneider, Seyfrieds via E-mail
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