Durchfall, Verstopfung und Co

Leiter der Klinik für Innere Medizin Herbert Tilg mit Moderator Dieter zur Nedden
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Von regem Interesse am Thema zeugte der übervolle Hörsaal der Frauen-Kopf-Klinik Innsbruck im Zuge des MINI MED-Studiums vergangenen Dienstag. Dabei informierte der Leiter der Klinik für Inneres Herbert Tilg, unter der Moderation von Dieter zur Nedden, über die neuesten Erkenntnisse des Verdauungstrakts sowie dessen Erkrankungen.
"Der Darm muss tanzen, d.h. im Rhythmus bleiben – minimalste Veränderungen in seiner Keimwelt können Erkrankungen im gesamten Körper verursachen", so Tilg. Verdauungsprobleme zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden weltweit. Da unser Verdauungstrakt lebensnotwendige Funktionen steuert, ist er zentral für das Wohlbefinden im gesamten Körper. Um die Darmgesundheit zu fördern, empfiehlt sich eine ballaststoffreiche und gesunde Ernährung sowie die Vermeidung von Übergewicht. Sollten Beschwerden durch Hausmittel nicht gelindert werden können, ist eine Untersuchung notwendig, um chronische Erkrankungen auszuschließen. Durch ambitionierte Therapien gilt Innsbruck als Vorreiter bei der Behandlung von Darmerkrankungen.

Unsere Verdauung
Der Verdauungstrakt, bestehend aus Speiseröhre, Magen, Dünndarm, Dickdarm, Enddarm, misst insgesamt acht bis neun Meter und steuert viele Prozesse des menschlichen Lebens. Alleine im Darm befinden sich eineinhalb Kilo Keime, bestehend aus Bakterien und Viren, deren Zusammensetzung laut heutigen Erkenntnissen der Medizin zentral für das menschliche Wohlbefinden sind. Allerdings sollten diese Keime auch im Darm bleiben, denn würden diese in die Blutbahn gelangen, wären sie für den menschlichen Organismus nicht verkraftbar.

Die Verdauung und ihre Störungen
Durch den Verdauungstrakt wird beispielsweise der Flüssigkeitshaushalt im Körper geregelt, bei dem unser Dünndarm ca. zehn Liter Wasser pro Tag aufnimmt und durch den Dickdarm leitet. Bei normaler Verdauungstätigkeit wird davon ca. 1 % auch wieder ausgeschieden. Falls dieser sensible Prozess gestört wird, kann Durchfall oder Verstopfung entstehen.

Durchfall
In Industriestaaten sind ca. 5 % von chronischem Durchfall oder Diarrhoe betroffen. Von diesem spricht man, wenn Stuhlgang öfter als drei mal pro Tag auftritt und über mehr als vier Wochen anhält. Eine Untersuchung in der Klinik ist dabei notwendig, vor allem wenn Durchfall in der Nacht auftritt.

Reizdarmsyndrom
Reizdarm bildet, bei einer Betroffenheit von ca. 10 bis 20 %, die häufigste Erkrankung im Verdauungstraktund und bezeichnet den Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall. Diese Symptome treten immer im Zusammenhang mit anhaltenden Bauchschmerzen auf, wobei sich der Schmerz nach dem Stuhlgang ändert. Durch die anhaltenden Schmerzen ist der Leidensdruck und die Beeinträchtigung der Lebensqualität von Betroffenen besonders hoch.

Verstopfung / Obstipation
Verstopfung trifft jeden Menschen ca. einmal im Jahr und bezeichnet weniger als drei Stuhlgänge pro Woche. Frauen sind die hauptsächlichen Betroffenen, so leiden bzw. neigen ca. 40 % zu Verstopfung. Häufig wird Obstipation von Faktoren außerhalb der Darmträgheit beeinflusst, wie beispielsweise durch Medikamente, Erkrankungen der Drüsen oder neurologischen Problemen. Die Behandlung erfolgt daher auch unter Einbeziehung der Lebensumstände. Durch neue Medikamente und Abführmitteln kann diese Störung aber mittlerweile meist erfolgreich behandelt werden.

Laktoseintoleranz
Ca. 25 % der Bevölkerung leiden unter Laktoseintoleranz. Diese entsteht durch das Fehlen von Laktase, einem Enzym, das verantwortlich ist Laktose im Darm aufzuspalten. Ist dieses nicht vorhanden, wandert die Laktose direkt in den Dickdarm und resultiert in vermehrter Gasbildung und in Symptomen wie Blähbauch und Durchfall. Durch die Gasbildung wird auch Wasserstoff erzeugt, der durch die Atemluft getestet werden kann. Diese Form der Diagnose kann einfach in der Klinik durchgeführt werden und ist nicht belastbar für den Patienten.

Um solche Erkrankungen zu vermeiden, ist eine gesunde und ballaststoffreiche Ernährung essentiell. Und mit dem Fortschritt der Medizin und neuesten Erkenntnissen über die Keimwelt des Darms, wird es hoffentlich bald möglich sein, diese Beschwerden in Zukunft effektiver zu behandeln.

Kontakt zur Klinik für Inneres sowie weitere Informationen finden Sie hier:
https://www.i-med.ac.at/patienten/ukl_inneremedizin1.html

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