Essstörungen früh erkennen

In dieses Diagramm tragen PatientInnen regelmäßig ihr Gewicht ein. Dabei versuchen sie in den „grünen Bereich“ zu kommen. Bei dieser Patientin sieht man einen positiven Verlauf. | Foto: Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
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  • In dieses Diagramm tragen PatientInnen regelmäßig ihr Gewicht ein. Dabei versuchen sie in den „grünen Bereich“ zu kommen. Bei dieser Patientin sieht man einen positiven Verlauf.
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(kr). Die Diskussion um das moderne Magerideal, dass jungen Frauen durch die Medien und die Werbung immer wieder indirekt vermittelt wird, ist schon lange Thema und besonders im Sommer brandaktuell. Im Rahmen eines Expertengesprächs haben Kathrin Sevecke, Direktorin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, und Martin Fuchs, stellvertretender Direktor, über die Frühanzeichen für eine mögliche Essstörung und Therapiemöglichkeiten informiert.

„Patientinnen und Patienten mit einer Essstörung kommen fast immer zu spät zu uns“, sagt Sevecke. Dabei wäre die Früherkennung besonders wichtig. „Wenn der/die Betroffene schnell Gewicht verliert, Essen versteckt und die Nahrungsaufnahme in Gesellschaft verweigert, könnte das ein Hinweis auf eine Erkrankung sein." Meist treten Essstörungen im Alter von fünfzehn bis siebzehn Jahren auf, in Einzelfällen auch viel früher. Eine immer größere Gefahr stellen vermeintlich spielerische Trends dar, die vor allem über soziale Medien verbreitet werden. Sei es die möglichst große Lücke zwischen den Innenseiten der Oberschenkel, wenn die Beine geschlossen sind („Thigh Gap“) oder Ähnliches.

Therapiemöglichkeiten werden erweitert

An der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie werden laufend etwa sechs PatientInnen mit Essstörungen stationär betreut, ambulant sind es zwischen 40 und 50. Die Therapie besteht aus mehreren Elementen: Eine Ernährungsrehabilitation hilft den Betroffenen, einen gesunden Zugang zur Nahrungsaufnahme zu finden. Weiters werden Gruppen-, Einzel- und Familientherapien durchgeführt. Diese Behandlungen würden sehr gut anschlagen, Zwangsernährung gebe es schon lange nicht mehr, so Martin Fuchs, stellvertretender Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. „Eine Essstörung steht oft mit einer anderen psychischen Erkrankung und einer Reihe von möglichen Belastungsfaktoren in Zusammenhang. Es ist daher wichtig, die Gesamtsituation der jugendlichen Patientinnen und Patienten sorgfältig zu erfassen“, erklärt er.
Kathrin Sevecke würde sich eine Ausweitung der Therapieeinrichtungen außerhalb der Klinik wünschen: „In Tirol gibt es zahlreiche Wohngemeinschaften für psychisch erkrankte Jugendliche. Einrichtungen dieser Art speziell für Patientinnen und Patienten mit Essstörungen wären wünschenswert.“

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