"Burka-Vergleich" sorgt für Empörung

Das Facebook-Posting von Ahmet Demir, auf dem zwei Nonnen zu sehen sind, sorgte für einigen Wirbel. | Foto: Screenshot Facebook
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  • Das Facebook-Posting von Ahmet Demir, auf dem zwei Nonnen zu sehen sind, sorgte für einigen Wirbel.
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ZAMS (otko). Mit einem Facebook-Posting am 15. August hat der Grüne Landtagsabgeordnete und Landecker Gemeinderat Ahmet Demir für einen ziemlichen Wirbel gesorgt. "Habe zwei ‪#‎Burka‬ -Trägerinnen in ‪#‎Zams‬ gesichtet. Sachen gibt's. Unterdrückte Frauen überall. ;) ‪#‎sarcasmoff‬", postete der Grüne Integrationssprecher im sozialen Medium. Auf dem Foto des Postings sind zwei katholische Nonnen des Mutterhauses in Zams zu sehen.
Neben zahlreichen "Gefällt mir" und zustimmenden Kommentaren ergoss sich dann aber auch ein wahrer Shitstorm über den Grünen Integrationssprecher. Nutzer kommentierten Posting wörtlich als "geschmacklos, beleidigend und verletzend", als "hinkenden Vergleich und eine Entgleisung", als "Beleidigung der Religion und des Christentums" und forderten ihn zum Rücktritt auf, um hier nur einige zu nennen. Neben konstruktiver Kritik nutzen aber auch einige User die Empörung für rassistische Postings, wobei vor allem auf den Migrationshintergrund von Demir angespielt wurde.

Bogen weit überspannt

Auch Vertreter von ÖVP und FPÖ verurteilten das Posting in ihren Kommentaren aufs Schärfste und forderten eine Entschuldigung.
„Eine riesige Sauerei“, nennt FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger in einer Aussendung die Postings auf Twitter und Facebook samt weiterer geschmackloser provozierender Kommentare, die der grüne Integrationssprecher Ahmet Demir am Montag veröffentlichte. „Demir hat als Politiker, der für Integrationsbelange zuständig ist, definitiv seinen Beruf verfehlt, wenn man sieht, mit welcher Einstellung er an die Burkaverbots-Thematik herangeht“, so Abwerzger. „Anstatt hanebüchene pseudowitzige Vergleiche zu ziehen und darin katholische Ordensschwestern verächtlich zu machen, wäre er in seiner politischen Tätigkeit besser beraten gewesen, die letzten Jahre und Monate sinnvoll zu nützen, um von seinen türkischstämmigen Landsleuten und muslimischen Glaubensbrüdern endlich Integration einzufordern“, so Abwerzger weiter, der den grünen Integrationssprecher direkt zum Rücktritt auffordert. „Mit solch einer Einstellung hat er in der Politik, aber ehrlich gesagt auch in unserem Land nichts verloren.“
Auch ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf ortete in dem Posting "eine Respektlosigkeit im höchsten Ausmaß!" Diese Aussagen seien auf das Schärfste zu verurteilen. "Ich toleriere diese Aussagen deinerseits jedenfalls nicht und erwarte mir von jemanden, der im Tiroler Landtag sitzt eine klare Entschuldigung an die Ordensgemeinschaft in Zams", so Wolf.
Landtagspräsident Herwig van Staa (ÖVP) distanzierte sich in einer Aussendung vom Posting: „Als Präsident des Tiroler Landtages ist für mich ich das Verhalten des Abgeordneten Demir, sich in dieser Weise im sozialen Netz zu äußern, nicht nachvollziehbar. Ich finde diesen Vergleich, den Herr Demir hier herstellen wollte – also geistliche Schwestern auf eine Stufe mit vermummten muslimischen Frauen zu stellen – unzumutbar.“ Überrascht hätten van Staa auch die bisher nur sehr zaghaft erfolgten Distanzierungen von den Äußerungen Demirs seitens der Grünen. „Hier erwarte ich mir schon, dass gerade der österreichische Präsidentschaftskandidat und langjährige grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen, der ja auch ein überzeugter Oberländer ist, sich klar äußert und sich von diesem Verhalten scharf distanziert", so van Staa.
Ähnlich sieht es auch Landtagsvizepräsident Anton Mattle (ÖVP): "Geschätzter Abgeordneter, mit diesem Posting überspannst du den Bogen bei Weitem, dies ist Respektlosigkeit im höchsten Ausmaß, als Vizepräsident des Tiroler Landtages fordere ich dich zu einer öffentlichen Entschuldigung auf."

Spontan und nicht angebracht

Weit weniger empört reagierten die heimischen Ordensfrauen. Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, sagte am Donnerstag im "Kathpress"-Interview, dass sie sich durch das Posting Demirs nicht beleidigt fühle. Sein Vergleich von Ordensfrauen mit muslimischen Burka-Trägerinnen sei wohl "spontan und nicht angebracht", die politischen Reaktionen darauf aber jedenfalls "nicht spontan und nicht angebracht". Allerdings sei ein Vergleich zwischen der Ordenstracht und der Burka nicht zulässig.

Posting wurde gelöscht

Gestern sah sich der Grüne Landtagsabgeordnete allerdings zu einer Klarstellung auf Facebook veranlasst: "Ich habe gestern mit meinem Posting einen wunden Punkt erwischt, aber möglicherweise zu kurz formuliert. Wenn ich damit jemanden gekränkt habe, tut es mir Leid."
Inzwischen wurde das ursprüngliche Posting von der Facebook-Seite des Grün-Politikers gelöscht. "Mit meinem Posting vor zwei Tagen habe ich eine Lawine ausgelöst, die ich ganz und gar nicht beabsichtigt habe. Ich habe im Lauf der Diskussion gesehen, dass ich mit dem unbedacht kommentierten Foto Menschen verärgert und auch verletzt habe. Unter dem Posting werden die Diskussionen immer länger und immer mehr Beleidigungen ausgetauscht. Ich möchte mich bei den Ordensschwestern auf diesem Weg entschuldigen und werde das auch noch persönlich machen", kündigte Demir am Donnerstag an (siehe Link).

Botschaft nicht verstanden

Auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER meinte Demir am Mittwochvormittag, dass das Posting eine Fortsetzung der Debatte über das Burkini-Verbot in Frankreich auf seiner Facebook-Seite gewesen sei. "Viele Leute haben die Diskussion nicht von Anfang an verfolgt. Offenbar ist die politische Botschaft hier nicht angekommen und viele haben das Posting nicht verstanden. Die politische Botschaft, die dahinter steckt wäre in der Stadt sicher ganz anders aufgenommen worden als in der Peripherie. Man lernt nie aus. In diesem Sinne war es mir auch fern die Zammer Ordensfrauen und religiöse Gruppierungen anzugreifen", so Demir. Mit dieser Diskussion wollte er der Gesellschaft nur einen Spiegel vorhalten.
"Frauen sollte nicht vorgeschrieben werden, was sie in der Öffentlichkeit anziehen und sie sollen es selbst entscheiden. Ich bin aber klar gegen eine politisch und gesellschaftlich verpflichtende Verschleierung von Frauen. Auch lehne ich jede Form der Unterdrückung der Frau ab. Ich arbeite wirklich sehr hart auf Gemeinde- und Landesebene, damit das Zusammenleben aller besser funktioniert. Für parteipolitische Zwecke soll nicht bewusst Öl ins Feuer gegossen werden", betont Demir.
Entsetzt zeigt sich der Landtagsabgeordnete aber über einige Kommentare, die ihn persönlich angreifen: "Es legitimiert aber niemanden rassistisch und verletzend zu sein. Facebook ist kein rechtsfreier Raum, aber es zeigt wieder einmal deutlich was viele Leute denken. Eine Empörung legitimiert niemanden zu rassistischen Kommentaren."

Das Facebook-Posting von Ahmet Demir, auf dem zwei Nonnen zu sehen sind, sorgte für einigen Wirbel. | Foto: Screenshot Facebook
Der Grüne Landtagsabgeordnete und Integrationssprecher erntete für sein Facebook-Posting Kritik. | Foto: Grüne Tirol
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