Warum 93% der österreichischen Bürgermeister Männer sind...
Nur 7 Prozent der österreichischen Bürgermeister sind Frauen – doch woran liegt’s? (Ex-)Bürgermeisterinnen der Region im Gespräch.
REGION PURKERSDORF. Von 2.100 Bürgermeistern österreichweit sind nur 146 Frauen. Auch wenn NÖ im Bundesländervergleich an der Spitze liegt, kann noch lange nicht von einem ausgewogenen Verhältnis gesprochen werden. Wir baten Bürgermeisterin Claudia Bock und Ex-Bürgermeisterin Traude Eripek zu Wort.
Zeitmanagement ist A und O
"Politik ist in manchen Regionen nach wie vor eine Männerdomäne", weiß Bürgermeisterin Claudia Bock. Von Amtskolleginnen höre sie immer wieder von Gemeinden, in denen Frauen gar nicht erst in Spitzenpositionen gelassen werden. Claudia Bock hingegen ist schon seit 2006 Wolfsgrabens Ortschefin und kriegt als solche eine Familie samt drei Enkerl, einen Job und das Bürgermeister-Amt unter einen Hut. "Ohne gutes Zeitmanagement und einen Partner, der wirklich mithilft, ist es schwierig – auch für Männer. Doch als Frau ist es meist einfacher die Dinge zu Hause alleine zu regeln", so Bock. Die Mehrfachbelastung sei aber wohl nicht der alleinige Grund, Frauen stünden oftmals wohl lieber in zweiter Reihe. Als Bürgermeisterin werde sie jedoch oft mit ganz anderen Dingen konfrontiert: "Ich hatte hier schon Leute sitzen, die über ihre Eheprobleme gesprochen haben. Die Kommunikation ist einfach eine andere."
Anfeindungen in 70ern
Dem stimmt auch Traude Eripek, ehemalige Purkersdorfer Bürgermeisterin, zu. Gerade in Sozialem, Bildung, Kultur, aber auch im Finanziellen, sieht sie daher weibliche Stärken. Auch sie glaubt, dass es teils am mangelnden Selbstbewusstsein läge, dass Frauen sich nicht in höhere politische Ämter wagen: "Vielleicht dürfen’s auch nicht. Und bevor’s einen Streit zu Hause haben, tun sie’s halt nicht." Im Vergleich zu ihren politischen Anfängen in den 1970ern sei aber eine wesentliche Besserung eingetreten: „Ich wurde nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen angefeindet. Das ist, nehme ich mal an, nicht mehr so. Ich kann jedenfalls nur hoffen, dass das irgendwann zum Fifty-Fifty-Verhältnis wird."
ZUR SACHE:
NÖ liegt im Bundesländervergleich mit 59 Bürgermeisterinnen (10,3 %) vorne. Auf den nächsten Plätzen folgen die Bundesländer Oberösterreich (29 / 6,6%), Vorarlberg (6 / 6,3%), Kärnten (8 / 6,1%) und Steiermark (17 / 5,9%).
Die Bürgermeisterinnen-Befragung des Österreichischen Gemeindebundes im Frühling dieses Jahres lieferte weiters folgende Ergebnisse:
FRAUEN IN KOMMUNALPOLITIK:
Österreich zählt aktuell 146 Bürgermeisterinnen (7 %), 331 Vizebürgermeisterinnen (16 %), 442 Amtsleiterinnen (21 %) und 9.163 Gemeinderätinnen (23 %).
ALTER:
70 % der aktuell amtierenden Bürgermeisterinnen sind 50 Jahre oder älter.
Mit 28 % hat die Mehrheit der öst. Bürgermeisterinnen Matura, 22 % haben einen Hochschulabschluss als höchsten Bildungsgrad.
PARTEIEN:
Die ÖVP stellt 53 % der öst. Bürgermeisterinnen, 33 % die SPÖ, 13 % Bürgerlisten, 1 % BZÖ.
MANDATSMEHRHEITEN:
Mehr als die Hälfte der öst. Bürgermeisterinnen (55%) verfügen über absolute Mandatsmehrheiten in ihren Gemeinden.
BERUFE:
Der Großteil der Bürgermeisterinnen arbeitet hauptberuflich als Angestellte (24%), 23 % sind hauptamtlich Bürgermeisterin. 21 % sind im Öffentlichen Dienst beschäftigt.
WEG INS AMT:
Nur 11% der Bürgermeisterinnen haben das Amt aktiv angestrebt, in 44% der Fälle hat es sich aufgrund der Umstände so ergeben. In 33% der Fälle wurden die jetzigen Bürgermeisterinnen gefragt ob sie für das Amt kandidieren wollen. In 11% der Bürgermeisterinnen wurden überredet.
ZUSÄTZLICHE POLIT-FUNKTIONEN:
49% der Bürgermeisterinnen möchten kein anderes zusätzliches politisches Mandat bzw. Funktion ausüben, 37% könnten sich das hingegen vorstellen. 14% üben bereits ein zusätzliches anderes politisches Mandat/Funktion aus.
Quelle: Bürgermeisterinnen-Befragung, Österreichischer Gemeindebund
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