"Alles was zwei Beine hatte, wurde angemeldet"

Josef Renoldner ist nach fast 55 Jahren wohl Oberösterreichs dienstältester Schriftführer eines Fußballvereins. | Foto: Ebner
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  • Josef Renoldner ist nach fast 55 Jahren wohl Oberösterreichs dienstältester Schriftführer eines Fußballvereins.
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TAUFKIRCHEN (ebd). Im Interview spricht der 75-Jährige über die schwierige Gründung und weshalb er sich am Fußballplatz noch immer aufregen kann.

Herr Renoldner, wie war das damals, als der SV Taufkirchen gegründet wurde?
Renoldner: Zur Gründung wurde damals vom Fußballverband gefordert, dass man 33 Spieler anmeldet. Deshalb wurden auch alle, die zwei gesunde Füße gehabt haben, angemeldet.

Auch Sie?
Ja, aber ich hatte überhaupt kein Talent. Vermutlich ist das auch der Grund, dass Sie mich zum Schriftführer gemacht haben. Außerdem war ich der Einzige, der damals in einem Büro gearbeitet und Maschinenschreiben konnte.

Damals hatten Sie wohl nicht gedacht, dass Sie nach 55 Jahren noch im Amt sind.
Absolut nicht. Ich hatte damals ja auch überhaupt keine Ahnung davon. Erst mit der Zeit bin ich da langsam hineingewachsen.

Welche Aufgaben hat ein Schriftführer eigentlich?
Viel weniger als früher, wo ja noch alles per Hand und nicht per Computer gemacht werden musste. Spieler an- und abmelden etwa, mit dem Verband korrespondieren und Ansuchen für anstehende Investitionen verfassen. Eigentlich alles, was in einem Verein schriftlich zu machen ist.

Wieviel Zeit wenden Sie etwa im Monat für die Tätigkeit auf?
Rund zehn Stunden – inklusive Chronik schreiben.

Stimmt es, dass Sie seit der Gründung jedes einzelne Spiel protokolliert haben?
Ja, neben den Ergebnissen und Aufstellungen der Kampfmannschaft und Reserve werden alle Tabellen unserer Teams aufgezeichnet. Außer als ich beim Bundesheer war, da hatte ich keine Mögichkeit dazu. Insgesamt umfasst die Chronik 14 Bände.

Sind Sie eigentlich noch bei allen Spielen live dabei?
Auswärts schon lange nicht mehr, das ist mir mittlerweile zu stressig. Bei den Heimspielen bin ich aber immer dabei, weil ich da für meine Chroniken mitschreibe. Ich muss zugeben, dass ich heute noch immer so aufgeregt bin. Wahrscheinlich trifft mich am Platz mal der Schlag. Das könnte ich mir jede Woche gar nicht mehr antun (lacht).

Derzeit läuft es für den SV Taufkirchen in der Bezirksliga ja nicht ganz zufriedenstellend. Wie sehen Sie das?
Ich habe gleich gesagt, als wir den Durchmarsch durch zwei Klassen absolviert haben, dass es schwer werden wird. Aber trotzdem bin ich mit der Situation sehr zufrieden. Es wird zwar schwer, aber ich hoffe schon, dass wir uns in der Liga halten können.

Damals gab es bei unterklassigen Vereinen noch keine Legionäre. Was sagen Sie dazu?
Ich bin der Meinung, dass es in der 1. und 2. Klasse keine 'Fremdarbeiter' geben sollte, weil dass das Gesamtbild verzerrt. Wer aus den eigenen Reihen nicht genügend Spieler herausbringt, sollte es lassen. Aber vermutlich lässt sich diese Entwicklung nicht mehr rückgängig machen.

Vergangenes Jahr gab es ja Fusionsgespräche mit der Union Diersbach. Wird Ihrer Meinung nach Taufkirchen irgendwann mit einem anderen Verein fusionieren müssen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir das in absehbarer Zeit brauchen werden, weil wir derzeit über fünf Nachwuchsmannschaften verfügen.

Wie lange wollen Sie das Amt noch ausüben?
Nächstes Jahr sind Neuwahlen. Ich habe schon nach 50 Jahren gesagt, dass ich aufhöre, aber es hat immer geheißen, ich soll weitermachen, solange ich will.

Und wollen Sie?
(Lacht). Das befürchte ich … weil ich es eben noch immer sehr gerne mache.

Steckbrief

Geburtsdatum: 12.12. 1938
Familienstand: Verheiratet, drei Kinder
Beruf vor Pensionierung: Buchhalter
Hobbys: Fußball – aber als Zuschauer
Lieblingsessen: Apfelstrudel
Lieblingsgetränk: Doppelmalzbier
Lieblingsverein außer Taufkirchen: Schalke (seit 1958), Sturm Graz, 1860 München

Josef Renoldner ist nach fast 55 Jahren wohl Oberösterreichs dienstältester Schriftführer eines Fußballvereins. | Foto: Ebner
Josef Renoldner ist nach fast 55 Jahren Östereichs wohl dienstältester Schriftführer eines Fußballvereins.
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