Polizei sucht "Hilfs-Sheriffs"
Initiative "Gemeinsam.sicher" soll nun im Bezirk umgesetzt werden.
BEZIRK TULLN. Es ist der Spielplatz in der Nähe des Alten Ziegelweges, der der Exekutive Sorgen bereitet. Jugendliche Besucher sind dort zu laut, Abfall wird nicht weggeräumt, die Anrainer sind sauer – genau bei solchen Fällen sollen künftig "Hilfs-Sheriffs" (siehe 'Zur Sache') eingesetzt werden.
Die Initiative "Gemeinsam.Sicher" von Bundesminister Wolfgang Sobotka setzt sich zum Ziel, die Kommunikation zwischen Bürgern, Gemeinden und der Polizei zu verbessern. Durch diese Art der Vernetzung soll dem Bedürfnis der Menschen nach umfassender Sicherheit nachgekommen werden. "Pensionisten, Trafikanten, Schulsprecher – viele eignen sich für den Job als ehrenamtliche Sicherheitsperson", sagt Bernhard Schilcher, Sicherheitskoordinator beim Bezirkspolizeikommando Tulln. Bis Ostern soll das Projekt ins Laufen kommen, bereits im vergangenen Jahr wurde in den Bezirken Mödling, Schärding und Eisenstadt sowie in der Stadt Graz ein Probebetrieb gestartet (siehe "Zur Sache"), der so gut angelaufen ist, dass man das Projekt nun auch in ganz Niederösterreich – und somit auch in Tulln – umsetzen will.
Presseaussendung der Polizei:
Die Arbeit der Polizei ist und war niemals Selbstzweck sondern hat sich vielmehr an der Gesellschaft und ihren Bedürfnissen zu orientieren. Diese Erkenntnis ist keineswegs neu, erfordert jedoch eine ständige Beobachtung der Umwelt, ihrer Veränderungen und daraus entstehenden Trends. Digitalisierung, Individualisierung und Globalisierung haben in den letzten Jahren das Zusammenleben der Menschen nachhaltig verändert.
Die Initiative Gemeinsam.Sicher von Bundesminister Wolfgang Sobotka hat daher den strukturierten Dialog zwischen Bürgern, Gemeinden und Polizei zum Ziel. Durch diese Art der Vernetzung soll dem Bedürfnis der Menschen nach umfassender Sicherheit unter größtmöglicher Einbeziehung der Niederösterreicher Rechnung getragen werden. Durch die enge Zusammenarbeit von Polizei, Gemeinden, Bürgern, Vereinen, Schulen und Sicherheitskoordinatoren sollen sicherheitsrelevante Herausforderungen angegangen und maßgeschneiderte Lösungen vor Ort erarbeitet werden.
Wer sind nun die wesentlichen Akteure?
Sicherheitspartner sind Menschen die in einer Gemeinde Interesse am Mitgestalten von Sicherheit haben. Sie sollen durch die Weitergabe von Präventionsinformationen an ihre Mitbürger als Multiplikatoren fungieren und zur Sensibilisierung der Bevölkerung in Vorbeugung von Verbrechen beitragen.
Sicherheitsgemeinderäte sind Gemeinderäte die in Sicherheitsfragen als Bindeglied zwischen Gemeinde und örtlich zuständiger Polizeiinspektion agieren.
Sicherheitsbeauftrage sind Polizistinnen und Polizisten die auf der örtlich zuständigen Polizeiinspektion zentrale Ansprechpartner für Sicherheitspartner und wesentliche Akzente im Bereich der Prävention und Information der Bevölkerung setzen.
Sicherheitskoordinatoren – wie Bernhard Schilcher einer ist – sind auf Ebene der Bezirks- und Stadtpolizeikommanden angesiedelt und sollen Bindeglied zwischen allen Beteiligten der Sicherheitspartnerschaften auftreten. Durch ihre überregionale Kenntnis der Sicherheitslage und den damit verbunden Erfordernissen sollen sie Maßnahmen der Prävention koordinieren und an ihrer Umsetzung mitwirken.
Erfahrungen aus der bisherigen Praxis
Beispiel 1: Fahrräder für Asylwerber in Mödling
Im Bezirk Mödling wurden von Bürgerinnen und Bürgern Fahrräder an Asylwerber verschenkt. Es kam in der Folge zu Missverständnissen über Eigentumsverhältnisse und auch zu zahlreichen gefährlichen Situationen im Straßenverkehr.
Der Sicherheitsbeauftragte trat daher in Kontakt mit den Asylheimen. Als sofortige Maßnahme wurden durch die Stadt Mödling Aufkleber entworfen und produziert um die Herkunft der Fahrräder nachvollziehbar zu machen.
Begleitend wurden durch den ÖAMTC die Fahrräder einem kostenlosen Sicherheitscheck unterzogen. Die Fahrräder werden nunmehr erst nach einem Radfahrsicherheitstraining, veranstaltet durch den ÖAMTC, ausgehändigt.
Beispiel 2: Besitz- und Ruhestörung durch Obdachlose in Eisenstadt
Mehrere Obdachlose nutzten ohne Erlaubnis einen Geräteschuppen auf einem brachliegenden Grundstück als Quartier. Die Grundstückeigentümer traten an einen Sicherheitspartner heran. Durch rasche Vernetzung zwischen Polizei, Gemeinde und sozialen Einrichtungen konnten der Grundstückseigentümer über die rechtliche Lage informiert werden und die Obdachlosen in einer sozialen Einrichtung untergebracht werden.
Ausblick
Gemeinsam.Sicher muss als Paradigmenwechsel in der Auffassung polizeilicher Arbeit angesehen werden und bedarf daher auch entsprechender Anpassungen und Schulungsmaßnahmen in der Landespolizeidirektion Niederösterreich. Bereits Ende November nahmen Vertreter aller Bezirks- und Stadtpolizeikommanden an einer mehrtätigen Ausbildung teil, in der sowohl die wesentlichen Inhalte der Initiative, als auch möglich Wege der Umsetzung vermittelt wurden. Diese Schulungen werden nun in den ersten Wochen und Monaten des neuen Jahres auf der Bezirksebene fortgesetzt. Eine flächendeckende Umsetzung ist daher erst im Verlaufe der ersten Jahreshälfte 2017 zu erwarten.
Conclusio
Mit der Initiative GEMEINSAM.SICHER will die Polizei die Bevölkerung gezielt in die Polizeiarbeit einbinden um so das Sicherheitsgefühl zu erhöhen.
Nach Pilotprojekten in einigen Bezirken Österreichs startet GEMEINSAM.SICHER im Jahr 2017 im gesamten Bundesgebiet.
Im Rahmen dieser Initiative lädt die Polizei Bürgerinnen und Bürger ein, sich aktiv an Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Lebensumfeld zu beteiligen,
Polizei und Bürger sollen an einen Tisch.
"Sicherheitspartner", die sich freiwillig für diese ehrenamtliche Tätigkeit melden, erhalten von der Polizei verstärkt Informationen, die an die Bevölkerung weitergegeben werden können. Als Kontakt- und Ansprechpersonen bei den Polizeiinspektionen fungieren "Sicherheitsbeauftragte". Die Maßnahmen werden von BezInsp Bernhard Schilcher beim Bezirkspolizeikommando koordiniert.
Sie haben Interesse? Grundsätzlich können Sie sich bei jeder Polizeiinspektion melden oder einfach ein Mail an bpk-n-tulln@polizei.gv.at senden.
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