Sigmund-Freud-Park
Vortrag zum Thema Gewaltprävention vor Kunstinstallation
Beim feministischen Kunstprojekt "Undine kommt" rund um den Sigmund-Freud-Park, gab das LKA-Wien einen Gewaltpräventionsvortrag für Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter.
WIEN/ALSERGRUND. Im Zuge des Baus der U2 und der U5 müssen einige Rohrleitungen oberirdisch geführt werden. Die Kunstschaffende Petra Stelzmüller nutzte diese Gelegenheit, um auf 210 Metern der Rohre eine feministische Kunstinstallation zu schaffen.
Noch bis zum 5. Juni zieren Auszüge aus Ingeborg Bachmanns Geschichte "Undine geht" die Rohrleitungen rund um den Sigmund-Freud-Park. Eine Schriftstellerin, die sich in einer damals noch stärker männerdominierten Welt durchsetzen konnte. "Dieser Text könnte erst gestern erschienen sein", so Stelzmüller über die Aktualität von Bachmanns Werk.
Passend hierzu hielt die Chefinspektorin des Landeskriminalamts Wien (LKA Wien), Christina Gabriel, einen Vortrag für Jugendarbeiterin und Jugendarbeiter mit dem Schwerpunkt "Vorbeugung von sexuellen und körperlichen Übergriffen im öffentlichen Raum" – MeinBezirk.at war dabei.
Großteil kennt Täter
Ganz allgemein ging es um das Verhalten vor, während und nach einer Gefahren- bzw. Gewaltsituation. Gleich am Anfang stellte Gabriel klar, dass die "133" im Ernstfall immer die beste Situation sei. Hierfür soll man darauf achten, dass das eigene Handy immer aufgeladen ist. Neben einem Handy kann oft auch ein Handalarmgerät sinnvoll sein. Dieses gibt einen lauten Ton von sich, wodurch potenzielle Angreiferinnen oder Angreifer abgeschreckt oder zumindest abgelenkt werden können. Hierbei ist es wichtig, auf eine gute Qualität zu achten und es griffbereit bei sich zu tragen.
Auch ein selbstbewusster, aufrechter Gang kann dazu führen, gefährliche Situationen zu vermeiden. Siezen kann dabei zusätzlich helfen, eine gewisse Distanz aufzubauen. Sollte dir jemand zu nahe kommen, kann es weiters helfen, zu einem bestimmten Stopp die Hand nach vorzustrecken. Oft ist es außerdem von Vorteil, auf sein Bauchgefühl zu hören: "Ein Großteil der Opfer von sexueller Gewalt hatte davor Kontakt zu dem Täter", so Gabriel. Dabei kann es sich um Banalitäten wie die Einladung auf einen Kaffee oder einfach um das Schnorren einer Zigarette handeln.
Zivilcourage fängt früh an
Sollte es dennoch zu Gewaltsituationen kommen, ist man oft auf die Hilfe von anderen Menschen angewiesen. "Viele sehen hier jedoch weg, da sie davon ausgehen, dass sich die streitenden Menschen kennen", verrät die Polizistin. Zivilcourage fängt jedoch bereits hier an. Mann muss nicht immer einschreiten. Es reicht schon, die Polizei zu informieren. "Am wichtigste ist es immer noch, sich selbst nicht in Gefahr zu bringen", erklärt Gabriel.
Sollte man angegriffen werden, ist es dann auch bereits eine Art von Zivilcourage, die Tat zur Anzeige zu bringen – auch wenn es glimpflich ausging. "Viele Täter versuchen es wieder", erzählt Gabriel. Wichtig kann es hier auch sein, auf Kameras in der Umgebung hinzuweisen, dass die Polizei das Videomaterial sichern kann.
Ab wann ist es Notwehr
Kommt es zu einer Gewaltsituation, ist es in Österreich legal, sich zu wehren. Diese Notwehr muss dabei jedoch verhältnismäßig ausfallen. Sollte dir jemand beispielsweise 10 Euro stehlen wollen, ist es nicht legitim diese Person niederzustechen. Ein beliebtes Mittel zur Selbstverteidigung ist auch der Einsatz von Pfefferspray. Das Problem: Viele wissen nicht, wie dieser richtig eingesetzt wird. Vor dem Einsatz muss man ihn gut durchschütteln und auch auf den Wind muss hier geachtet werden.
Vor allem in den eigenen vier Wänden kommt es oft zu Gewalt. Leider ist es hier aber auch oft am schwierigsten, Hilfe zu rufen. Hier empfiehlt die Expertin, dass man sich einen sicheren Raum mit Telefonempfang suchen soll. Helfen kann hier auch die App "Deck112". Über diese kann per Knopfdruck die Polizei verständigt werden und auch der Standort wird hier übermittelt.
Abschließend verweist Gabriel auf die "3L-Regel". Lärm, Licht und Leute - alles Dinge vor denen sich Täter fürchten. Um Lärm zu machen, kann beispielsweise ein Handalarmgerät verwendet werden, beim Licht kann man sich beleuchtete Wege suchen. Für Leute ist es zu empfehlen, keine Menschenleeren Abkürzungen zu benützen.
Kunstprojekt wird zu Handtaschen
Nun noch einmal kurz zum Kunstprojekt "Udine kommt". Dieses kann noch bis zum 5. Juni bestaunt werden. Danach soll die Installation abgebaut und zu Handtaschen verarbeitet werden. Der Erlös soll dann auch wieder Frauen, bzw. Projekten für Frauen zugutekommen.
Die Installation konnte heuer auch bereits den "German Design Award" in der Kategorie Architecture "Fair&Exhibition" holen. Von der Jury hieß es hierzu: "Das weit verzweigte Rohrleitungssystem zieht sich oberirdisch durch die ganze Stadt und bietet dadurch eine ideale Fläche für die gesellschaftlich relevanten Botschaften, die auf diese Weise sicher nicht unbeachtet bleiben."
Hilfe für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen
24-Stunden-Frauennotruf: 01/12 345
24-Stunden-Frauennotruf der Wiener Frauenhäuser: 05 77 22 Frauenhelpline: 0800/222 555 Droht akute Gewalt, Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.Das könnte dich auch interessieren:
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