Evaluierung
Wie geht's weiter mit dem Alsergrunder Literaturstipendium?
Das Alsergrunder Literaturstipendium fördert seit 2011 Autoren und Autorinnen, nun wird es evaluiert. Seinen Schöpfer regt das auf.
WIEN/ALSERGRUND. Der Autor Friedrich Hahn, das merkt man ihm an, ist in Aufruhr. Kein Wunder, sieht er doch sein "Küken" in Gefahr: das Alsergrunder Literaturstipendium. Das Stipendium richtet sich an Autoren und Autorinnen, wird alle zwei Jahre ausgeschrieben und ist mit 4.200 Euro dotiert.
"Bei anderen Stipendien müssen die Autorinnen und Autoren oft zehnseitige Texte abgeben und es gibt auch Altersbeschränkungen", erklärt Hahn. Beim Alsergrunder Literaturstipendium liegt die Messlatte niedriger: "Da reicht ein einseitiges Konzept", so der Autor.
Er war als ehemaliger Bezirkspolitiker dafür wesentlich mitverantwortlich, dass das Stipendium im Jahr 2011 eingeführt und seither sechs Mal ausgeschrieben wurde – bis 2021.
Keine Ausschreibung 2023
Plangemäß werde das Stipendium alle zwei Jahre vergeben, so Hahn: "Aber als ich im Februar nachgeschaut habe, gab es noch immer keine Ausschreibung." Über Kontakte in der Bezirkspolitik will er erfahren haben, dass das Stipendium eingestellt werden soll. "Dabei ist es eine Erfolgsgeschichte", empört sich Hahn.
Stipendium wird "evaluiert"
"Wir haben in der Kulturkommission diskutiert, dass wir das Literaturstipendium auf neue Beine stellen wollen", erklärt die zuständige Ausschussvorsitzende Brigitte Niederseer (SPÖ). Sie betont, dass die Aktion heuer nur ausgesetzt werde und man sie nächstes Jahr auf alle Fälle wieder ausschreiben wolle: "Für uns ist das Projekt nicht gestorben." Allerdings laufe gerade ein Evaluierungsprozess. Man wolle schauen, ob man nicht einige Dinge weiterentwickeln könne.
Dazu sei ein Arbeitskreis eingerichtet worden, der über dieses Thema diskutiere und Experten sowie Expertinnen dazu einlade. Konkret wolle man etwa Möglichkeiten prüfen, wie man verstärkt junge Menschen ansprechen könnte. Niederseer will aber den Beratungen in ihrer Kommission nicht vorgreifen.
Hört man sich unter anderen beteiligten Bezirksräten und Bezirksrätinnen um, ergibt sich ein noch klareres Bild: Vor allem wird wohl darüber diskutiert, wie effektiv es ist, 4.200 Euro in "nur" ein Projekt zu investieren.
Unzufriedenheit mit dem Format
Viele sind vom Output des Literaturstipendiums nicht überzeugt. Einige der Schriftsteller und Schriftstellerinnen hätten die Bücher, die dadurch entstanden sind, nicht einmal in ihre Lebensläufe aufgenommen. Zu einer Lesung aus einem der Bücher seien rund 30 Personen erschienen. Das ist für so ein Format zwar nicht wenig, aber für einige nicht genug, um die hohen Kosten zu rechtfertigen. Daher wird überlegt, ob man das Geld nicht für eine andere Art der Literaturförderung verwenden könnte. Wie diese aussehen soll, ist dem Vernehmen nach aber noch völlig offen.
Hahn regt das auf: "Wenn man mit dem Literaturstipendium sowieso weitermachen will, wofür braucht es dann einen Arbeitskreis?" Er möchte sich dafür einsetzen, dass das Stipendium bleibt. Großen Reformbedarf sieht er wohl nicht, auch wenn er Ideen dazu hat, wie man die Bekanntheit steigern könnte. "Ich habe vorgeschlagen, 100 Exemplare des Buchs ‚Im Geiste, Anna’ der Stipendiatin Corinna Antelmann anzukaufen und an Alsergrunder Schulen zu verteilen", so der Autor. Bleibt abzuwarten, ob des Hahns Krähen gehört wird.
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