Serie: Kunst im öffentlichen Raum
400 Jahre Geschichte auf 15 Quadratmetern

Der bunte keramische Mosaikfries (Ausschnitt) von Adalbert Schlager aus dem Jahr 1969 stellt bedeutende Ereignisse der Ortsgeschichte der Marktgemeinde Blindenmarkt dar. | Foto: Hans-Peter Kriener
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  • Der bunte keramische Mosaikfries (Ausschnitt) von Adalbert Schlager aus dem Jahr 1969 stellt bedeutende Ereignisse der Ortsgeschichte der Marktgemeinde Blindenmarkt dar.
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BLINDENMARKT. Mit einer Größe von 10 mal 1,5 Metern zählt es zu seinen größten Werken: Der keramische Mosaikfries des Malers, Sgraffito- und Mosaikkünstlers Adalbert Schlager (1920–2002) aus Biberbach prägt seit 1969 die Außenfassade der "Leopold-Figl-Mittelschule mit musikalischem Schwerpunkt" in der Marktgemeinde Blindenmarkt.
Dieses farbintensive Wandbild, das mit seinem Aufbau an die Tradition der alten Bauernkalender erinnert, stellt die wichtigsten ortsgeschichtlichen Ereignisse dar: "1569 erhielt der Markt sein Wappen zum zweiten Mal verbrieft. Dieses denkwürdige Ereignis der zweitmaligen Wappenbriefverleihung drückt der Künstler durch die Darstellung eines kaiserlichen Herolds, der die Urkunde in den Händen hält, aus", ist von Ortshistorikerin Isolde Novotny in der Festschrift "Blindenmarkt 1569–1969" anlässlich der 400-Jahr-Feier zu lesen. Übrigens: An der Signatur rechts unten am 15 Quadratmeter großen Werk mit seinen unzähligen Mosaiksteinchen erkennt auch der etwas weniger Kunstinteressierte sofort, dass es sich bei diesem Fassadenbild um einen echten Schlager handelt ...

Beschreibung des Keramikmosaiks, das sich aus acht Gruppen zusammensetzt, von Ortshistorikerin Isolde Novotny in der Festschrift „Blindenmarkt 1569-1969“, herausgegeben von der Marktgemeinde Blindenmarkt, ebenso im „Heimatbuch Marktgemeinde Blindenmarkt“ von 1996. Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin:
Der römische Legionär, mit der Limesstraße und dem XX. Meilenstein im Hintergrund, weist darauf hin, daß bereits zur Zeit der Römer in unserer Gegend und auf dem heutigen Gemeindegebiet reges wirtschaftliches und kulturelles Leben herrschten. Die folgenden drei Getreidemandeln charakterisieren die Blütezeit des Marktes in der zweiten Hälfte des 15. und im frühen 16. Jahrhundert. Der wirtschaftliche Aufschwung Blindenmarkts, vor allem bewirkt durch den Beitritt zum Gauverband (1496), soll darin seinen Ausdruck finden. Diese Aufwärtsentwicklung fand durch die Türkeneinfälle 1529 - 1532 ein jähes Ende. Zwei der gefürchteten „Renner und Senger“, wie die Türken bei uns genannt wurden, werden als nächste Gruppe auf dem Fries dargestellt. In jener gefahrvollen Zeit ging Blindenmarkt in Flammen auf. Der Wappenbrief und andere wertvolle Dokumente verbrannten. 1569 erhielt der Markt sein Wappen zum zweiten Mal verbrieft. Dieses denkwürdige Ereignis der zweitmaligen Wappenbriefverleihung drückt der Künstler durch die Darstellung eines kaiserlichen Herolds, der die Urkunde in den Händen hält, aus. Durch die feindlichen Einfälle und den feudalen Druck verschlechterte sich damals die wirtschaftliche Lage der Bauern immer mehr. Jene drei mit Dreschschlägel, Sense und Knüppel bewaffneten Männer deuten daraufhin, daß Blindenmarkts Bauern am Aufstand von 1596/97 teilnahmen. Das Heer der Aufständischen, das sich zwischen Blindenmarkt und Neumarkt sammelte, zog Ort für Ort einnehmend, ostwärts, löste sich zum Teil wieder auf, und der Rest wurde von kaiserlichen Truppen gänzlich geschlagen. Der Dom von St. Pölten, der auf dem Wandbild zu sehen ist, steht als Symbol für den tragischen Ausgang des Aufruhrs. Das Jahr 1809, das für Blindenmarkt Plünderungen und Einquartierungen mit sich brachte, führt uns der Künstler mit der Darstellung französischer Soldaten vor Augen. Man kann deutlich die geschlossene Streitkraft der Franzosen im Gegensatz zum unorganisierten Heer der Bauernkriege erkennen. 1875 brach der größte Brand, den die Geschichte des Ortes zu verzeichnen hat, aus. 22 Häuser und die Kirche wurden ein Raub der Flammen. Der Fries zeigt die brennende Kirche, den einstürzenden Turm und die herabfallenden Glocken. Der Feuerhahn im Vordergrund verleiht der Darstellung noch stärkere Ausdruckskraft. Die Übergabe der Schlüssel für die neue Schule an den Bürgermeister bildet den Abschluß des Wandbildes.

Weitere Mosaike von Adalbert Schlager (Auszug):
Scheibbs, Sportmittelschule
Waidhofen/Ybbs-Zell, Sportmittelschule
Amstetten, Sonnenschule
Neuhofen/Ybbs, Mittelschule
Amstetten, Mariahilf-Apotheke
St. Georgen/Ybbsfelde, Kindergarten
Blindenmarkt, Kindergarten

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