Poesie in Bildern
Ausstellung "Menschenbilder" im Stift Seitenstetten
In der Neuen Galerie präsentiert Doris Neidl ihre „Menschenbilder“ mit Holzschnitten, Collagen und Zeichnungen.
SEITENSTETTEN Sie sitzt in der U-Bahn oder im Kaffeehaus, hat ihren Papierblock und Bleistift mit dabei und hält skizzenhaft Eindrücke von Menschen fest; diese „Notizen“ werden erst im Atelier zu Bildern, indem das Wesen eines Menschen tiefer ergründet und zudem versucht wird, die Komplexität und Widersprüchlichkeit des emotionalen Lebens und die schwer fassbare Dynamik der menschlichen Interaktion herauszufinden und darzustellen. Zumeist geht es der gebürtigen Hörschingerin Doris Neidl dabei um Beziehungen zwischen Menschen, sie möchte Geschichten erzählen, wobei ihr minimales „Alphabet“ oft nur in Frauen- und Männerfiguren besteht, die sich nahe oder fern, oder auch beides gleichzeitig sind. Für Neidl sind stets Kontraste erforderlich, um Realität schaffen zu können: Sehnsucht-Distanz, Liebe-Hass, Hell-Dunkel, Bewegung-Stille oder Leben-Tod sind nur einige davon. „Ich versuche auf diese Art immer wieder Ordnung in das Chaos des Lebens zu bringen; die Figuren oder Formen berühren einander und finden zueinander, wobei die Schwierigkeit darin liegt, jedem ‚Gefühl‘ den adäquaten Platz einzuräumen“, erläutert die in Wien lebende Künstlerin.
Inspiration auch durch Literatur
Doris Neidl hat schon 2014 im Stift unter dem Titel „Erdichtungen“ ausgestellt, was auch auf ihr literarisches Schaffen verweist. Sie arbeitet oft in Serien und Zyklen, die sich meistens über längere Zeiträume erstrecken. Sie überarbeitet diese, kommt auf sie zurück oder verbindet sie. Von der Zeichnung ausgehend übersetzt sie ihre Idee in die jeweilige Technik. „Meine große Liebe gehört der Druckgrafik, denn ich mag das Handwerkliche. Das Zurückkommen auf ein Thema gibt mir die Chance des künstlerischen Wachstums“, umschreibt die sympathische Künstlerin ihr Tun. Sie versucht „Dinge“ zu formulieren und in der Umsetzung zu reduzieren. Alle Lösungen aber sieht sie eigentlich als „Trugbild“; das animiert sie zur Weiterarbeit. Bei ihren Holzschnitten arbeitet sie vorrangig mit vier Farben und zumeist in der „Technik mit der verlorenen Form“; die Auflagen sind stets ganz gering.
Doris Neidl studierte Malerei und Druckgrafik an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz. Sie lebte und arbeitete auch in Paris und New York. Ihre Arbeiten werden im In und Ausland in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, auch ihre Essays wurden in mehreren Publikationen veröffentlicht. Neidl hat an internationalen Künstlerstudioprogrammen in den USA, Frankreich, Italien und der Tschechischen Republik teilgenommen. Die Ausstellung wurde am 20. März eröffnet und bleibt bis 12. Juni (jeweils 9 – 17 Uhr) frei zugängig.
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