Personalmangel in Amstetten
"Meine Lehrlinge sind Flüchtlinge"
Corona hat die Angestellten der Restaurants und Hotels in Amstetten in andere Branchen abwandern lassen. Dadurch entstehen für ältere Menschen, Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge neue Jobmöglichkeiten.
AMSTETTEN. "Die Situation ist sehr prekär", beschreibt Rudolf Decker, Direktionsleitung vom Hotel Exel, die Lage. "Momentan haben wir statt fünf Rezeptionisten nur zwei", erklärt er weiter.
Fehlendes Personal
"Die jungen Leute wollen lieber studieren und nicht am Wochenende arbeiten. Ich finde die Arbeit wunderschön, weil wir von den Gästen auch so viel zurückbekommen", meint Rudolf Decker. Bei den Bewerbern hat die Branche allerdings eine andere Wertigkeit.
"Man muss den Leuten auch extrem viel zahlen, damit sie überhaupt arbeiten", weiß Sarah Holzer, Wirtin vom Stadtbrauhof Amstetten.
"Langzeitarbeitslose haben wieder Chancen, in den Arbeitsmarkt einzutreten." (Anita Prüller)
Aber die junge Wirtin weiß sich zu helfen. Ihre ganzen Lehrlinge sind Flüchtlinge. Sie arbeitet mit einer Arbeitsagentur, die Jugendliche mittels Coaching auf den Lehrberuf in der Gastronomie vorbereitet, zusammen. "Das sind Förderlehrlinge", erklärt sie.
Arbeitnehmer haben es schwer
"Die Leute müssen mobil sein, haben oft einen geteilten Dienst, und da zahlt sich die Arbeit bei den Benzinpreisen nicht aus", so Anita Prüller, Geschäftsstellenleiterin vom AMS Waidhofen. Bei einer Teilzeitbeschäftigung ist das Gehalt dann schlichtweg zu wenig. "Der Tourismus ist in den letzten zehn Jahren um 25 Prozent gewachsen. Wir versuchen, Absagen im höchsten Maß zu vermeiden. Daher bilden wir selber Hilfskräfte zu Fachkräften aus und entwickeln auch neue Arbeitszeitmodelle", klärt Christiane Scheiblauer, Geschäftsführerin der Kothmühle auf.
"Wir bilden Hilfskräfte zu Fachkräften aus und entwickeln neue Arbeitszeitmodelle." (Christiane Scheiblauer)
Eigene Schulungen
Ein Umdenken in der Tourismusbranche und die Entwicklung eigener Programme sieht sie als notwendig. In der Tourismusbranche ist das Aufkommen vieler Nationen ganz normal. "Langzeitarbeitslose und ältere Arbeitskräfte haben wieder Chancen, in den Arbeitsmarkt einzusteigen", so die gute Nachricht von Anita Prüller. "Das Gehalt ist nicht das alles Entscheidende, sondern das Wohlfühlen", so Scheiblauer. Aufgrund ihrer Flexibilität ist Holzer nun gut aufgestellt. "Mittlerweile habe ich auch Leute, auf die ich mich verlassen kann", meint Holzer.
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