Ungehorsames Christkindl

PROBSTDORF. "Ich feiere meinen Geburtstag wie ein Pfarrer: mit Gottesdiensten und Krankenbesuchen. Dazwischen kommt meine Mutter, mit der ich in aller Stille Weihnachten feiere." Helmut Schüller, Pfarrer von Probstdorf und Initiator der Pfarrerinitiative, feiert am 24. Dezember seinen 60. Geburtstag. Ein Anlass zurück, aber auch nach vorne zublicken.
Seit 35 Jahren steht Schüller im Dienst der Kirche in unterschiedlichsten Funktionen: vom Religionslehrer bis zum Generalvikar. Immer erfüllten ihn die Aufgaben mit höchstem Interesse. Der wortgewaltige Priester hinterließ in jedem Amt einen bleibenden Eindruck.
Für die kommenden 30 Jahre möchte Helmut Schüller in erster Linie für seine Gemeinde da sein sowie für seine Studenten, denen er als Universitätsseelsorger an der WU und Boku verpflichtet ist.

Weg der Reformen
Den Weg der Reformen mit der Pfarrerinitiative möchte der ungehorsame Pfarrer jedenfalls noch ein Stück weitergehen. Derzeit arbeitet man an der internationalen Vernetzung, die bereits mehrere Kontinente erfasst hat. Während die Gruppen in Irland und Slowenien bereits massivem Druck seitens des Vatikans ausgesetzt sind, bleiben die Initiatoren weitestgehend verschont. "Unsere Fragen sind zu wichtig, als dass man direkt gegen uns vorgehen könnte", vermutet Schüller. Obwohl ein persönliches Gespräch mit dem Papst nicht möglich war, interpretiert Schüller die Papstrede zu Ostern als positives Zeichen: "Alle haben einen Bannstrahl erwartet, aber der Papst hat Fragen gestellt."

Titellos glücklich
Die Aberkennung des vatikanischen Ehrentitels "Monsignore" sieht Helmut Schüller keinesfalls als Repression: "Ich denke, es ist Ratlosigkeit," und abschließend, "es soll mir nichts Schlimmeres passieren, als dass ich ohne den Ehrentitel leben muss."
Karina Seidl