Zu wenige Katastrophenhelfer

Herr Culik, sie waren Militärkommandant von Niederösterreich, sind nun Konsul des Roten Kreuzes. Wenn wir am 20 Jänner abstimmen: Was würden Sie sagen, sind die Auswirkungen auf das Land Niederösterreich.

Culik: Das Bundesheer besteht seit 56 Jahren aus einem idealen Mischsystem aus Grundwehrdienern, Berufssoldaten und Milizsoldaten. Es hat alle Inlandsaufgaben und Auslandsmissionen optimal erfüllt. Wenn man ein System 56 Jahre hat, mit dem die Bevölkerung zufrieden war - so ein System tausche ich nicht gegen ein neues System, das Lücken und Tücken hat.

Die Bevölkerung beschäftigt zwei Fragen. Das eine ist Katastrophenschutz, denken wir an das Hochwasser 2002 oder die Schneemassen 2006. Sie waren da an vorderster Front. Und die zweite Frage betrifft den Zivildienst. Rettungsorganisationen leben von Zivildienern. Glauben Sie, dass ein verändertes System diese Aufgaben leisten kann?

Wenn Sie das Berufsheer in der vorgeschlagenen Form meinen, dann ganz sicher nicht. Das Heer hat sich immer ausgezeichnet, indem es den Gleichzeitigkeitsbedarf gedeckt hat. Aufgaben an der Grenze, Schutz von Infrastruktur, Schutz von Objekten, die Luftraumüberwachung und der Katastropheneinsatz. Das Jahr 2002 ist eine Messlatte. Damals haben wir 13.700 Soldaten im Einsatz gehabt. Für die Dauer von 12 Wochen. 10.000 davon waren Grundwehrdiener. Weil immer wieder Professionalität gefordert wird - wir haben Professionalität. Denn wer sollte professioneller sein als ein Spengler, ein Dreher, ein Tischler, ein Zimmerer der als Grundwehrdiener einrückt. Das kann ein sechs oder neun Jahre dienender Soldat nie so lernen. Zu den Werbeaussendungen a la „Das kann nur der Berufssoldat“: Ich sehe Hubschrauberpiloten, ich sehe Pioniere. Damit hat man die beste Werbung für die Wehrpflicht getan. Denn mit Hubschraubern sind auch bisher Berufssoldaten geflogen. Mit den Hubschraubern sind immer schon Frauen geflogen. Bei den Pionieren waren immer Profis, ob Berufssoldaten oder Grundwehrdiener oder Milizsoldaten. Auch die gezeigten Köche waren immer Berufssoldaten, Grundwehrdiener und Milizsoldaten. Also was ist da eine Werbung für das Berufsheer?

Wenn ich es richtig verstanden habe: 2002 waren 13.700 Soldaten im Hochwassereinsatz. Das ist ja mehr als das geplante Berufsheer insgesamt an Mannstärke hätte.

Nicht nur. Diese 13.700 Soldaten waren ergänzt durch 2.500 Soldaten die den Luftraum sicherten. An die 2.500 Soldaten waren an der Grenze. 1.500 Soldaten hatten wir im Ausland. Insgesamt kommen wir auf 23 bis 24.000 Soldaten die damals gleichzeitig im Einsatz waren.

Jetzt ist etwa die Hälfte geplant. Es könnte uns also passieren, dass wir, wenn wir wieder so einen Einsatz haben, mit zu wenigen Helfern dastehen?

Hundertprozentig stehen wir mit zu wenig Helfern da. Wenn von 15.000 vorgesehenen Soldaten 2.500 bei der Luftraumsicherung sind, 2.500 für andere Aufgaben vorhanden sind, bleiben 10.000 Soldaten übrig. Die muss man wieder unterteilen in Schulorganisationen, Administrationen, Kommanden - Dann bleiben vielleicht 5.500 Soldaten über. Das ist ein bisschen mehr als ein Drittel der erwähnten 13.700.

Wie ist die Lage beim Roten Kreuz? Gibt es dort die Befürchtung, dass ohne Zivildiener dort auch nichts mehr weitergehen könnte?

Der Zivildienst - in den Beginnzeiten oft verschmäht - hat sich heute zum Eckpfeiler einer gut funktionierenden Rot-Kreuz- und Samariterbundorganisation entwickelt. Der Zivildiener ist aus zwei Gründen eine wesentliche Säule: Von neun Monaten steht er diesen Organisationen sieben Monate zur Verfügung. Der Zivildiener ist auch eine wesentliche Werbegrundlage für die Organisationen. Nicht wenige bleiben nach der Ausbildung und dem Dienst beim Roten Kreuz oder beim Samariterbund für längere Zeit als Freiwillige. Wenn der Zivildienst wegkommt, verliert das Rote Kreuz einen riesigen Pool an Werbemöglichkeiten.

Sollten wir uns im Jänner entscheiden, dass wir das System der Wehrpflicht beibehalten wollen, kann dann alles so bleiben wie bisher?

Ganz sicher nicht. Wir haben ein sehr bewährtes System mit Schwächen. Diese Verbesserungsmaßnahmen für den Grundwehrdienst sind ja schon als Pilotversuch in Allentsteig gelaufen. Dort hat man sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Man könnte in erheblichem Maße auf den einsatz von Grundwehrdienern als Systemerhalter verzichten. Andererseits gibt es viele Grundwehrdiener, die als Köche, als Kraftfahrer dienen, denn für uns ist das ein Job-Training. Man sollte das so umstellen, dass Grundwehrdiener das nur machen wenn es ein Job-Training ist und auf freiwilliger Basis gefordert wird.

Wir haben in Österreich 167 Generäle, 165 Offiziere im Generalsrang, 15 Generalmajore und 144 Brigadiere. Ist das nicht ein Überbleibsel der Monarchie, brauchen wir für eine Armee unserer Größe so viel Führungspersonal?

Erstens ist man gerade dabei die Struktur zu verändern. Man wird die Generäle im ersten Ansatz von 167 auf 90 reduzieren. Auf der anderen Seite ist es eine Augenauswischerei. Denn es ist völlig egal, ob sie in zukunft einen Oberst genauso bezahlen wie einen Brigadier jetzt. Hier ist die Frage zu stellen: Wollen wir auch in Zukunft gute Positionen mit hoch qualifizierten Führungskräften besetzen? Diesen Kräften müssen Sie eine entsprechende Laufbahn gewährleisten. Das ist aber bei einem Berufsheer nicht anders. Sie können nicht erwarten, dass ein Berufsheer weniger dieser Funktionen aufweisen wird.

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