Schachverein Amstetten
"Es ist keine Schande nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen"

Alt-Obmann Friedrich Leimlehner sen. und Thomas Prauchner beim Interview. | Foto: (c) Schachverein Amstetten
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  • Alt-Obmann Friedrich Leimlehner sen. und Thomas Prauchner beim Interview.
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Was Platon bereits vor über 2.000 Jahren wusste, nimmt der Schachverein Amstetten als Anlass, um die erfolgreiche Geschichte des Traditionsvereins mit neuem - und vor allem jungem - Leben zu füllen. Mehrere Maßnahmen wurden in die Wege geleitet, um die Zukunft auch weiterhin erfolgreich zu gestalten.

Im Interview mit Alt-Obmann Friedrich Leimlehner sen. spannt das neu formierte Presseteam einen Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und erfährt, wie seinerzeit beim Schachverein gestaltet bzw. dieser überhaupt erst gegründet wurde.

Mit Bernhard Mistelbauer und Thomas Prauchner haben kürzlich zwei arrivierte, meisterschaftserprobte Spieler die Trainerausbildung begonnen und die ersten Prüfungen erfolgreich abgelegt.
Prauchner, Maler im Brotberuf und somit mit der notwendigen Anpackermentalität ausgestattet, entwickelte in kürzester Zeit die Nachwuchsinitiative „Schachmeister von Morgen“, welche - nicht nur - den jungen Vereinsmitgliedern auf spielerische und vor allem einfache Art und Weise die Schönheit des Schachspiels näherbringt.

Im Allersdorfer Volksheim, der Heimstätte vom Schachverein Amstetten, wird nach Maßgabe vom C-Trainer gelernt, gespielt und gemeinsam weiterentwickelt.
Mistelbauer kümmert sich seinerseits beim wöchentlichen Training in der Volksschule Persenbeug um die spielerische Heranführung des Nachwuchses.
Binnen kürzester Zeit stieg die Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Nachwuchsgruppe auf 15 Personen, die freitags ab 17 Uhr Aufgaben und Spiele analysiert und gemeinsam löst.

Als Mitglied des neu aufgestellten Presseteams war es Prauchner ein persönliches Anliegen, ein Gespräch mit Friedrich Leimlehner sen. zu führen, um seine eigenen Methoden mit historischem Wissen zu untermauern. Dieses fand in gemütlicher Atmosphäre in einem Amstettener Lokal statt.
Wie sich erst im Laufe des Gesprächs herausstellen sollte, wusste der Alt-Obmann mit zahlreichen Anekdoten zu brillieren, was die gemeinsame Zeit flugs verstreichen ließ.

Vielen Dank für ihre Zeit, lieber Herr Leimlehner. Lassen sie mich zunächst mit der Frage nach ihrem persönlich größten sportlichen Erfolg beginnen.
Die Freude ist ganz meinerseits und ich danke ihnen für das Interesse. Mein Sieg gegen die ungarische WGM (Anm.: Woman Grand Master, also eine Großmeisterin) Szusa Veróci sowie der Sieg gegen den damals einzigen österreichischen Großmeister, Karl Röhrl, fallen mir da spontan ein. Letzterer wurde jedoch „geschätzt“.

Geschätzt? Gibt es bei einer Schachpartie nicht immer eine Entscheidung?!
In dem Fall nicht, da die Partie nach dem 70ten Zug abgebrochen wurde. Gleichzeitig wurde eine Kopie der Notation (Anm.: Niederschrift des Matches) versiegelt und anschließend von einem Expertengremium beurteilt. Das mag heutzutage komisch klingen, war damals aber so. Nach Meinung der Fachjury ging ich als Sieger dieser Partie hervor.

Sie haben den Schachsport in Amstetten als Obmann 33 Jahre lang mitgeprägt. Welche Höhepunkte fielen in diese Zeit?
Das ist schon lange her, aber sobald ich danach gefragt werde, kommen mehrere Erinnerungen nahezu automatisch in den Sinn.
Unter anderem gab es drei Jahre lang eine Spielgemeinschaft mit den Schachfreunden aus Ybbs.
Viel länger – bis zu meinem Ausscheiden als Obmann im Jahr 1999 – unterhielten wir mit Meteor Budapest sowie dem Eisenbahnerverein Budapest eine Freundschaft mit zwei Vereinen aus Ungarn. Zu Beginn der Kooperation lagen beide natürlich noch hinter dem Eisernen Vorhang, was zu der Zeit für beide Seiten sehr speziell war.

Wie dürfen wir uns so eine Partnerschaft vorstellen?
Die abwechselnden Besuche trugen – vor allem während des Kalten Krieges – zu innigen Freundschaften bei, an die ich mich gerne erinnere.
Bei den freundschaftlichen Wettkämpfen hatten wir aber kaum eine Chance aufgrund der Spielstärke unserer Freunde aus dem Osten. Wir haben ihnen - mit den Auftritten bei von uns organisierten Turnieren - Auslandsreisen und Preisgelder ermöglicht.

Sie haben Turniere für diese Partnervereine in Österreich organisiert?

Ja, aber das war immer eine Vereinsleistung und die einfachste Möglichkeit zu helfen. Der AK-Saal war damals zum Bersten voll. Sogar der Sportattaché der ungarischen Botschaft war in Amstetten anwesend als GM (Anm.: Großmeister) Szabo zum Simultanschach gegen 25 heimische Vereinsspieler antrat.

Das war aber nicht der einzige Wettkampf, den der Schachverein Amstetten unter ihrer Führung veranstaltete?
Richtig. Ein weiterer Höhepunkt war das internationale Schachturnier im Jahr 1990, welches wir im Saal des Gasthaues Schillhuber in der Amstettener Ybbsstraße ausgetragen haben.
Damit lockten wir 128 Teilnehmer ins Mostviertel. Ich erinnere mich an Spieler aus London oder Irkutsk. Auch der große Viktor Kortschnoi bekundete sein Interesse. Leider konnten wir uns sein Startgeld nicht leisten.

In der Tat wurde - damals wie heute - viel bewegt. Was wissen sie über die Gründung des Amstettener Schachvereines ?
Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es bereits einen Verein, der Deutscher Schachverein hieß. Soweit ich weiß, wurde der heutige Verein von Prof. Henrich, Dir. Haumer, Dr. Winge und Dir. Wartusch im Jahr 1947 neu gegründet.

Wie und wann kamen sie zum Schach?
Ich war damals 15 Jahre alt und es war das Jahr 1952, als ich Mitglied im Schachverein Amstetten wurde. An der Volkshochschule gab es einen Kurs, den Prof. Henrich geleitet hat. Auf diesem Weg habe ich das Schachspiel erlernt. Und Schachmeister Samide – er war damals Stadtmeister von Amstetten - hat mich letztendlich zum Verein gebracht.

Das Vereinslokal befindet sich aktuell im Volksheim in Allersdorf – war das immer schon so?

Nein, natürlich nicht. Das gab es zu der Zeit noch gar nicht, da es erst im Jahr 1968 erbaut wurde.
Zunächst war das Café Fuchs unsere sportliche Heimat. Wir genossen es, an den Fensterplätzen zu spielen und regelmäßig von stehenbleibenden Spaziergängern beim königlichen Spiel beobachtet zu werden. Einige von ihnen wurden später Mitglieder und Freunde.

Meisterschaften spielten wir zunächst im Bahnhofsrestaurant Tell, gefolgt vom Gasthaus Dollfuß, das vier Jahre lang unser Spiellokal war. Die Stadtgemeinde stellte uns später Räumlichkeiten über dem Brauhof zur Verfügung. Das ESV-Schützenheim am Krautberg fungierte ebenso wie das ehemalige Volksheim in der Ardagger Straße als unsere Heimstätte.

Erst seit 2013, also lange nach meinem Ausscheiden als Obmann, ist das Volksheim Allersdorf die Heimat vom Schachverein Amstetten.

Eine – im wahrsten Sinne des Wortes – bewegte Vereinsgeschichte. Man merkt, dass sie dem Verein nach wie vor verbunden sind. Welcher war, ihrer Meinung nach, der größte Erfolg des Vereins?
Natürlich! Vereine sind eine wichtige Grundlage unserer Gesellschaft. Diese Freundschaften bestehen oft ein Leben lang. Das verbindet ungemein.

(Aufgrund der zahlreichen Erfolge fiel – nach Abwägen mehrerer in Frage kommender Optionen – folgende Antwort)
Für mich gibt es zwei besonders erwähnenswerte Erfolge: einerseits unseren fünften Platz in der Staatsliga 1979/80 (Anm.: heute Bundesliga) und andererseits den Vize-Staatsmeistertitel 1966.

Der Vize-Staatsmeistertitel blieb aus mehreren Gründen im Gedächtnis...
Richtig, weil die Umstände auf dem Weg dorthin so speziell waren.
Gegen den Traditionsverein Hietzing haben wir im Semifinale gewonnen. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass es nicht so einfach ist, sich auf ein Match zu fokussieren, wenn sie in einen Autounfall verwickelt werden bzw. ein Kollege einen Herzinfarkt erleidet?
Dennoch haben wir 3,5 zu 2,5 gewonnen.
Im anschließenden Finale gegen Austria Wien hatten wir dann jedoch keine Chance und verloren 4,5 zu 1,5.

Apropos besonders - wer ist oder war der beste Spieler des Vereins?
Ich denke, dass es in unserem Verein mehrere gibt, die dieses Prädikat verdienen.
Zweifelsohne gehört der leider viel zu früh verstorbene Wolfgang Wadsack zu diesen. Ebenso Langer, Prof. Gugler, natürlich auch FM (Anm.: FIDE-Meister; FIDE bezeichnet den Internationalen Schachverband) Erwin Rumpl.

Nicht zu vergessen den für unseren Verein spielenden GM Honfi aus Ungarn mit seiner ELO-Zahl von 2594.
Erwähnen möchte ich aber auch Prof. Henrich, der nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch ein sehr Großer der Amstettener Schachkultur war. Als Stadtmeister und damals stärkster Spieler unseres Vereins hat er uns schon damals nicht nur das Schachspiel beigebracht, sondern auch Werte fürs Leben mitgegeben. Darüber hinaus hat er für den Verein und seine Schüler „gelebt“.

Wir wollten - in der Tat - viel wissen und haben noch viel mehr gelernt. Deshalb gilt der Dank des Presseteams Alt-Obmann Friedrich Leimlehner sen. für diese außergewöhnliche Zeitreise voller Anekdoten und toller Erinnerungen.
Wir wünschen ihm, stellvertretend für den Schachverein Amstetten, alles Gute und weiterhin beste Gesundheit!
Weiters freuen wir uns auf seinen baldigen Besuch im Volksheim Allersdorf.

Dasselbe gilt natürlich auch für Sie, geschätzte Leserinnen und Leser. Erleben auch Sie die Faszination dieser einzigartigen Sportart, die wie keine andere dafür sorgt, dass unsere grauen Zellen bis ins hohe Alter fit bleiben – wie wir am Beispiel unseres Interviewpartners eindrucksvoll vor Augen geführt bekamen.

Kommen auch Sie zum Schachverein Amstetten!
Freitags ab 17 Uhr können Sie sich mit Spielerinnen und Spielern jeden Alters sowie Trainern austauschen und gleichzeitig im Volksheim Allersdorf (Winklarner Straße 6) spielen und damit den ersten Schritt setzen, um "Schachmeister von Morgen" zu werden.

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