Anrainer gegen neue Schlumberger-Fabrik
Empörung rund um das Goldeck: Schlumberger will wieder in Vöslau produzieren, mitten im Siedlungsgebiet.
Sekt-Gigant Schlumberger will seine Produktion aus Wien-Döbling wieder an den Traditions-Standort Goldeck verlegen. Die Anrainer in der Gürtelgasse und Heidegasse gehen auf die Barrikaden. Sie fürchten Lärm, Lkw-Verkehr und kritisieren die "Geheimniskrämerei".
Anrainer-Sprecher Dr. Gunther Riedl zu den BEZIRKSBLÄTTERN: "Gehört haben wir, dass die Fabrikshalle 3.000 Quadratmeter, etwa ein halbes Fußballfeld groß, und sieben Meter hoch werden soll - direkt vor unseren Wohnzimmerfenstern." Stadt-Chef Christoph Prinz: "Da wissen die Anrainer mehr als ich. Tatsächlich hat Schlumberger dem Stadtrat nur eine Idee und eine Fotomontage präsentiert. Da sind noch alle Fragen offen."
Zum Beispiel Widmungsfragen: Die derzeitige Schlumberger-Kellerei in Bad Vöslau liegt im Bauland-Agrargebiet, hier wird seit Jahrzehnten nur noch Wein verarbeitet. Eine "Sekt-Fabrik" würde wohl die Widmung "Gewerbegebiet" brauchen - Sache des Gemeindrates, wo die Liste Flammer eine Mehrheit hat. "Wir wollen nicht das Projekt verhindern", sagen die Anrainer, aber: "Wir finden, dass es ins neue Gewerbegebiet gehört."
Laut Prinz sind auch Verkehrsfragen völlig offen. Der Stadtchef glaubt nicht, dass mehr Lkw-Verkehr entstehen würde. Denn "Schlumberger führt ja auch jetzt schon Transporte durch." Jedoch wollen die Anrainer gehört haben, dass es für die neue Halle eine eigene Zu- und Abfahrt geben soll. Die Zufahrt soll demnach über die Waldandachtstraße, die Abfahrt über einen derzeitigen Feldweg Richtung Gürtelgasse sein. Leider war Schlumberger-Vorstand Herbert Jagersberger für die BEZIRKSBLÄTTER bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Im August besichtigen einige Politiker die Schlumberger-Produktion in Wien-Döbling. "Warum darf da kein Anrainervertreter mit? Was soll die Geheimniskrämerei?" fragt Gunther Riedl und schließt weitere Aktionen nicht aus, etwa den Weg zum Volksanwalt.
Riedl kritisiert die mangelnde Informationspolitik. Prinz hingegen meint, es gebe noch keine Fakten für eine Information. "Es ist eben nur eine Idee."
Offen sind auch Verkehrsfragen. Prinz glaubt - im Gegensatz zu den Anrainern - nicht, dass ein erhöhter Lkw-Verkehr entstehen würde. Denn "Schlumberger führt ja auch jetzt schon Transporte durch."
Die Anrainer verstehen nicht, warum es in Vöslau ein Gewerbegebiet bei der Autobahn und ein Lkw-Fahrverbot im Ort gibt, wenn dann solche Projekte geplant werden.
Im August besichtigen einige Mandatare die Schlumberger-Produktion in Wien-Döbling. Also jene Fabrik, die dann nach Bad Vöslau verlegt werden könnte. Dort lagern zwei Millionen Flaschen Sekt, der nach der traditionellen Champagner-Methode hergestellt wird und ca. vier Jahre zur Reifung braucht. Der Umsatz von Schlumberger lag 2011/2012 bei knapp 220 Millionen Euro. Mitarbeiter: 215.
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