Das vergessene Dorf

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MANNSWÖRTH (gast). In der BEZIRKSBLÄTTER-Redaktion ist nämlich ein böser Leserbrief eingegangen, der Mannswörth als „vergessenes Dorf“ bezeichnet, als „gallisches Dorf“ gar, das von den Römern keine Unterstützung bekommt.“ Ich spreche einen freundlich aussehenden Herrn mit zwei Hunden an. „Ja, schad' um die Post“, sagt Karl Stieler.
Das Postamt hat kürzlich geschlossen und im Ort selbst findet sich offenbar kein Geschäft, das „Postpartner“ werden will. Allzu viele Geschäfte gibt es allerdings auch nicht. Ein Greißler, ein Hotel, ein Wirtshaus, mehr ist es nicht. Die Stadt Schwechat, von der Mannswörth ein Ortsteil ist, wäre bereit gewesen, den Postpartner großzügig zu unterstützen, aber – so Stadtchef Hannes Fazekas - „wir versuchen weiter unser Bestes“.
Karl Stieler hält seine Hunde still, denn eines will er noch sagen: „Der Verkehr wird immer mehr . Viele benutzen die Ortsdurchfahrt von Mannswörth als Abkürzer von Fischamend nach Schwechat. Weil auf der B9 müssten's vier Kreisverkehre umkurven. Aber sonst bin ich ganz zufrieden. Schönen Tag noch.“ Seine Hunde sind nicht mehr zu bremsen.
Auf der Straße ist alles ruhig, kaum Autos. Ich spreche eine junge Omi mit Kinderwagerl an. „Angeblich wird der Verkehr immer mehr?“ „Ja, Sie sollten mal an einem Freitag Nachmittag oder nach einem Unfall auf der S1, der B9 oder der A4 hier vorbeikommen. Da steht alles!“ Sie gibt dem Baby ein paar Soletti und legt verärgert los. „Da werden neue Wohnungen gebaut, wo junge Familien einziehen sollen. Und dann kann man beim hiesigen Greißer nicht einmal Windeln kaufen!“ Sie zählt auf: Kindergartenplätze sind Mangelware, Bankomat gibt’s auch keinen, Supermarkt sowieso nicht, der Greißler ist viel zu teuer. Ihren Namen will sie nicht nennen, sie will sich „nicht schon wieder“ mit dem Bürgermeister anlegen. Das bringe eh nichts. Sie verweist mich auf die Betreiber einer örtlichen Mannswörter Initiative.
Weder Supermarkt noch Bankomat liegen in der Kompetenz der Stadtgemeinde Schwechat, meint Stadtchef Fazekas. „Da zählen nur wirtschaftliche Fakten. Wenn es wirtschaftlich nichts bringt, dann siedelt sich kein Supermarkt an. Die Stadt kann kein Privatunternehmen zu etwas zwingen.“
Bestrebungen der Stadt, den Verkehr auf den großen Straßen zu entschärfen, gibt es schon seit 2009, bisher ohne Erfolg. „Die Asfinag legt sich zum Beispiel gegen ein 60er-Tempolimit für Lkw quer, doch wir bleiben dran“, so Fazekas.
Eine junge Frau mit zwei Hunden läuft mir noch über den Weg. „Mich persönlich stört es nicht, dass wir keine Post mehr haben, aber was machen die älteren Leute, die nicht mobil sind? Und der Weg zum einzigen Zigarettenautomaten ist auch weit.“
Es sieht also nicht gut aus in Mannswörth. Am 26. Juni gibt es – nach einer ziemlich aufgeregten Versammlung heuer im Frühjahr – ein Bürgermeistergespräch im Hort. „Wenn Kindergartenplätze benötigt werden, werden wir diese ab einer entsprechenden Anzahl von Kindern schaffen“, verspricht Hannes Fazekas. Die nötige Anzahl könnte bald erreicht sein. Nicht nur, weil am Römerweg gerade zig neue Wohnungen gebaut werden. Sondern auch, weil Mannswörth etwas hat, was andere Gemeinden nicht haben: einen Storch.

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