Die letzte Stunde vor der ersten Ausgangsbeschränkung im Bezirk Baden:
Der Countdown zum Lockdown II

Die Zufahrt zum Parkplatz beim Hotel Krainerhütte ist abgesperrt, das Hotel dunkel.
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  • Die Zufahrt zum Parkplatz beim Hotel Krainerhütte ist abgesperrt, das Hotel dunkel.
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3. November 2020, 19 Uhr. Ich fuhr die letzte Stunde vor dem Lockdown II durch den Bezirk Baden - vom Helenental über Baden und Pfaffstätten nach Traiskirchen, auf der Autobahn nach Kottingbrunn und nach Bad Vöslau. Eine Geisterfahrt an einem sommerlich milden Abend.

BEZIRK BADEN. Kurz vor 19 Uhr im Helenental Richtung Baden. Wenige Autos auf der B210. Die Zufahrt zum Hotel Krainerhütte ist mit einem Band abgesperrt. Durch den Tunnel beim Urtelstein quetscht sich ein riesiger Lkw, der mir entgegenkommt. Rein nach Baden. Ein paar leere Autobusse. Ein Jogger, ein Mann mit Hund. Ansonsten die Straßen schon eine Dreiviertelstunde vor dem Beginn der Ausgangsbeschränkung ziemlich leergefegt. Am Josefsplatz ein bißchen "Leben", ein paar Menschen queren den Kreisverkehr. Am Kurpark-Eingang: kein Mensch in der Allee. Kino Baden im Hotel Herzoghof, Casino, Theater, alles dunkel.

Öffis planmäßig unterwegs

Die Eingangshalle am Bahnhof Baden blendet fast in ihrer Helligkeit. Ein Blick auf die Anzeigetafeln zeigt: Busse und Züge verkehren planmäßig, auch mit Abfahrten nach 22 Uhr. Am Bahnsteig jedoch: nur ein Mensch, der in den Zug nach Floridsdorf steigt. Gegenüber warten noch ein paar auf ihren Zug nach Wr. Neustadt. Auch der rollt ziemlich leer in den Bahnhof. Es ist 19.15 Uhr. 
Am Taxistand vor dem Bahnhof spreche ich mit Attila, der seit 20 Jahren Taxi fährt. Kundschaften sind nicht zu erwarten. Die Taxis fahren trotzdem die ganze Nacht. "Es könnte ja sein, dass dringende Anrufe von Ärzten kommen. Und wer spät arbeitet, darf ja mit einer Bestätigung unterwegs sein." Tatsächlich steigt eine junge Frau in ein Taxi ein.

"Verlassener" Merkurmarkt

Ein paar Minuten später beim Merkur, alles hell, offen ist bis 20 Uhr. Etwa fünfzehn Autos stehen verstreut am Parkplatz. Im Markt selbst kaum noch Kunden. Das üppige Warenangebot, die gefüllten Regale, werden plötzlich anders wahrgenommen, als ein Symbol für Überfluss. "Es war schon gestern und heute nichts los. Ich glaube, es ist nicht wegen dem Lockdown, sondern weil es keine Rabattmarken-Aktion gab. Die nächste ist erst wieder am 5. November", erzählt ein junger Mann. Ein Frau sieht es anders, mit Blick auf die Uhr, die 19.30 Uhr zeigt. "Normal ist bis 20 Uhr offen. Wegen dem Lockdown kommt aber fast niemand mehr, sind wohl schon alle daheim."
Später lese ich in den Nachrichten, dass der REWE-Konzern, zu dem auch Merkur gehört, weiterhin "normal" - also auch bis 20 Uhr - offen haben wird. Die Vorstellungen der Gewerkschaft, bereits um 19 Uhr zu schließen, werden nicht umgesetzt. Ich kaufe mein Abendessen, obwohl mir der Appetit ein bißchen vergangen ist.

Heurigen sind "dicht"

Die Fahrt geht weiter durch Pfaffstätten. Die Heurigenanzeiger sind traurig dunkel, nur direkt an der Hauptstraße erinnert ein beleuchtetes Buschenschankzeichen, dass hier "normalerweise" ein anderes Leben herrscht.

Viel Licht im Erstaufnahmezentrum

Weiter nach Traiskirchen, vorbei am riesigen Erstaufnahmezentrum. Die großen Fenster alle hell erleuchtet, doch auf der Straße oder am Gehsteig ist niemand mehr. Auch nicht im Einkaufszentrum Arkadia. Hier wurden die Bänke hochgeklappt. Ein paar Heurigentische und -bänke sind übereinander gestapelt.

Normalitätsgefühle auf der Autobahn

Ich fahre von der B17 auf die Autobahn Richtung Graz und Kottingbrunn. Hier ist vergleichsweise einiges los, und man fühlt sich fast "gut aufgehoben". Ein paar Autos sind doch unterwegs. In Kottingbrunn ist das Wasserschloss hell bestrahlt, die Fenster aber alle dunkel, bis auf eines. Da wird wohl im Büro noch kurz vor 20 Uhr gearbeitet. Nur die Uhr am Uhrturm zeigt - wie fast immer - eine andere Zeit, 12 Uhr oder 24 Uhr, richtige Geisterstunde vielleicht, oder einfach auch nur "verrückte Zeit".
Die Rotkreuz-Siedlung: dunkel. Ein Mann, der mit Hund Gassi geht. Zwei junge Leute spazieren entlang der Rotkreuzstraße. Es ist knapp vor 20 Uhr, ich muss schauen, dass ich heimkomme, Ausgangssperre! Ich will ja nicht in einen Konflikt mit der Regierungsverordnung geraten oder gar in eine Poliizeikontrolle. In der Bahnstraße sind einige Menschen zu Fuß unterwegs, ein Mann sitzt auf einer Bank und spielt mit dem Handy. Punkt 20 Uhr parke ich mich "daheim" ein. Es ist alles unheimlich still.

Verordnetes Ausschlafen

Fazit: Der Lockdown II hat für die meisten von uns schon lang vor 20 Uhr begonnen. Jetzt ausschlafen und sich daran gewöhnen, dass diese Novembernächte doch seltsam sein werden.
Anders als im Frühjahrs-Lockdown, wo die Tage immer heller wurden und zur Aktivität ermutigten, rückt nun das "traute Heim" in den Mittelpunkt des Geschehens. Erst ab 6 Uhr früh darf man wieder raus. Es gibt aber Ausnahmen: Wer's gar nicht aushält, darf zur "Erholung" auch nachts an die frische Luft. Spazieren, Joggen und Radfahren bleiben erlaubt und auch bei familiären Verpflichtungen und in Notfällen muss der Hausarrest nicht eingehalten werden.

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