"Es wurde noch kein Baby im Karton geboren"
Sprecher des Innenministeriums sieht "maßlose Übertreibungen im Blätterwald"
Völlig außer Rand und Band geratene Zustände im und rund um das Lager. Unermüdliche private Helfer verteilen Waren an umherirrende Flüchtlinge, geben Wasser und Kekse über den Zaun. Alles wirkt chaotisch. Ein Polizist: "Auch im Lager müssen wir die Schlange bei der Essensausgabe unter Kontrolle behalten. Die Emotionen sind hoch." „Der Druckkopftopf Lager Traiskirchen soll offenbar überkochen“, so Babler in Richtung Innenministerium.
"Es wäre Aufgabe der Politik, den Menschen, die Hilfe suchen, endlich das stundenlange Warten bei der Essensausgabe zu ersparen, die unmenschlichen hygienischen Zustände endlich zu beseitigen, und nicht neue Zelte aufzubauen." Damit ist Babler nicht allein - am Freitag präsentierte auch Amnesty International einen vernichtenden Traiskirchen-Bericht (siehe zur Sache).
Inhumane "Wartezone"
Der Aufnahmestopp wird zwar eingehalten, dafür gibt es nun am Gelände der Sicherheitsakademie (SIAK) eine „Wartezone“ für alle, die registriert werden müssen, aber eben nicht ins Lager dürfen. Letzten Mittwoch bauten Polizeischüler und Rotkreuz-Helfer 70 neue Zelte auf - für die Neuankömmlinge, die bislang in überhitzten Reisebussen tagelang auf ihre Registrierung warten mussten.
Auch die bereits bestehende Zeltstadt wurde für die Neuankömmlinge geräumt. Laut Innenministerium sind 3.800 Personen in Lager und SIAK. Polizeischüler räumten ihre Quartiere, um die Unterbringungsnot zu lindern. „Die meisten Schüler sind nach Hause gefahren, es sind ja jetzt Ferien“, erklärt ein Polizist. „Und für die verbleibenden Schüler werden Hotelzimmer gesucht.“
"Mit ORS zufrieden"
Das bestätigt auch Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Warum hat es während der Jugoslawienkrise mit wesentlich mehr Asylwerbern reibungslos geklappt? Grundböck: „Laut baupolizeilicher Auflagen dürfen nicht mehr über 1.820 Menschen in die Gebäude.“ Sollte das Innenministerium die mit der Flüchtlingsbetreuung offensichtlich überforderte Aktiengesellschaft ORS kündigen und die Caritas beauftragen? Grundböck: „Wir sind mit der ORS zufrieden. Für die Zustände sind die säumigen Bundesländer verantwortlich.“ Und Grundböck abschließend: „Es gibt unhaltbare Zustände, keine Frage, aber es kursieren auch maßlose Übertreibungen durch den Blätterwald. Es sind zum Beispiel noch keine Babys in Kartons auf die Welt gekommen.“
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