Nachruf auf Waltraud de Martin - geschrieben von ihrem Sohn
Es war kein Zufall, dass meine Eltern Anfang der 80er Jahre von Wien nach Baden zogen – neben den bekannten Annehmlichkeiten der Biedermeierstadt war das ehemalige Schloss Weilburg mit ein Grund, der Baden für sie zur neuen Heimat werden liess. Denn im namensgebenden deutschen Ort Weilburg, gelegen an der Lahn zwischen Giessen und Limburg, wurde meine Mutter am 29.4.1924 geboren.
Zunächst absolvierte sie eine Ausbildung als Medizinisch-technische Assistentin, doch ihr eigentliches Interesse galt der Kunstgeschichte und Literatur. Im weitgehend zerstörten Frankfurt der Nachkriegszeit musste es jedoch beim Interesse und dem Studiun einiger Semester an der Hochschule bleiben. Es folgten Heirat, Umzug nach Wien, Geburt Ihres Sohnes.
Als ‚das Kind’ aus dem Gröbsten raus war, begann meine Mutter nachzuforschen, was es denn mit dem Schloss Weilburg so fern der Heimat auf sich hätte. Daraus resultierte ihr erstes Buch, „Die Weilburg in Baden“, in dem sie die Verbindung der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilubrg mit Erzherzog Karl niederschrieb. Es wurde im Weilburg Verlag herausgegeben und erlebte mehrere Auflagen. Wichtiger als der Erfolg waren jedoch eine Reihe von Persönlichkeiten der Stadt Baden, die sie im Zuge ihre Arbeit kennenlernte, die sie unterstützten, ermutigten, und manche zu guten Freunden wurden. Es folgten eine Reihen von Büchern, „Baden in alten Ansichten“, „Baden einst und jetzt“, „Kennt ihr sie noch, die Badener“, „Perchtoldsdorf in alten Ansichten“, ein Bildband über Baden, sowie später einige Gedichtbändchen; auch der japanische Form des Hajku mit seinen siebzehnsilbigen Dreizeilern die in oft überraschende Wendungen „geheimnisvoll das Spiel der Natur“ beschreiben, galt ihr Interesse. Im Jahr 2000 erhielt sie den „Anerkennungspreis für Literatur“ der Stadt Baden.
Waltraud de Martin ist am 23. November 2015, im 92. Lebensjahr, von uns gegangen. Ein kurzes Gedicht aus Ihrem Band „Cardiogramme des Lebens“ mag uns Trost und Erinnerung sein:
„Die Sense des Todes
schneidet nur
die Halme
des Lebens ...
Ihr Schnitt
scheint vergebens,
streift sie
doch nicht
die Wurzeln
der Seele ...“
Dr. Rainer de Martin
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