Besuch bei den Wasserschloss-Turmfalken in Kottingbrunn
Ohne grünen Pass, aber mit rot-weißem Ring in die weite Welt
Alle Jahre wieder ein Ereignis: Die Turmfalkengeneration 2021 im Kottingbrunner Wasserschloss wird flügge und bereitet sich auf den Flug in die weite Welt vor.
KOTTINGBRUNN. Die drei jungen Turmfalken des Jahrgangs 2021 machen mittlerweile ihre ersten Flugversuche.
Hermann Pieller, der Betreuer des Turmfalkenprojekts: „Bedingt durch klimatische Veränderungen und Nahrungs-Knappheit entfernen sich die Turmfalken immer weiter von ihrer Heimat, sie können bis Tunesien oder noch weiter fliegen.“ Das bestätigt auch Dr. Petra Sumasgutner vom Turmfalkenprojekt des Naturhistorischen Museums. "Auf einer Karte haben wir alle Wiederfunde von hierzulande beringten Turmfalken verzeichnet. Allerdings gibt es noch keine Aufzeichnungen über die Orte, wo es die Kottingbrunner Turmfalken hingezogen hat." Die Karte zeigt aber tatsächlich enorme Distanzen, die zurückgelegt werden können. Da die Turmfalken über zehn Jahre alt werden, ist nicht ausgeschlossen, dass eines Tages ein Kottingbrunner Turmfalke in Westafrika gefunden werden wird. Jeder Turmfalke ist mit einem individuellen Ring ausgestattet.
Vor neun Jahren wurde die Idee der Kottingbrunner Nistkästen geboren. Pieller: „Damals fanden wir zufällig bei Fensterarbeiten im Schloss ein Turmfalkennest. Wir konnten das Nest damals nicht belassen. Aber ich bin sowieso ein Vogel-Fan und hab mich genau erkundigt, wie wir in Zukunft den Turmfalken helfen können. Ich bekam von Experten genaue Bauanleitungen für passende Nistkästen, die dann vom Bauhof angefertigt wurden. Und seither gibt es jedes Jahr Falken im Schloss. Voriges Jahr waren es sogar neun! Die Nistkästen werden sehr gern angenommen.“
Die Tiere werden von Studierenden der Uni Wien (Boku) beringt, damit sie jederzeit identifiziert werden können.
Gefiederte Botschafter von Kottingbrunn
Auch für weitergehende Forschung sind die Tiere interessant. Heuer zum Beispiel will Tom Nilles von der Universität Wien-Bodenkultur die Tiere für seine Masterarbeit untersuchen. Die sinngemäße Fragestellung der Arbeit ist: Warum haben städtische Turmfalken offensichtlich weniger Karotinoide in sich und sind deshalb blasser als ländliche?
Tom erläutert: „Man geht von zwei Hypothesen aus: Zum einen könnte es sein, dass der städtische Lebensraum nicht genügend passende Nahrung bereit stellt, um ein „kräftigeres“ Aussehen zu haben. Zum anderen könnte es sein, dass die städtischen Turmfalken das Karotinoid ihrem Immunsystem, das in der Stadt mehr unter Stress steht, zuführen.“
Ist es ein Kunststück, die Wildtiere zu beringen? Wehren sie sich? „Ja, schon. Aber wenn man weiß wie es geht, dann ist es zu schaffen“, sagt de Chata.
Kurz nachdenken muss Hermann Pieller auf die Frage, wieviele Turmfalken schon aus Kottingbrunn in die nähere oder weitere Welt losgeflogen sind. „30 werden es schon mindestens sein. Und anhand der Ringe weiß man überall auf der Welt genau, in welchem Jahr und wo sie geboren wurden. Sie sind sozusagen die gefiederten Botschafter von Kottingbrunn.“
Wir waren auf Besuch bei den Falken-Babys
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