Vom Zauberlehrling zum Zaubermeister

Robert Woitsch mit einem selten gezeigten Wasserbecher-Trick. Der geleerte Becher ist immer wieder voll...:-) | Foto: Andreas Elgert
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  • Robert Woitsch mit einem selten gezeigten Wasserbecher-Trick. Der geleerte Becher ist immer wieder voll...:-)
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BEZIRKSBLÄTTER: Gibt es so etwas wie eine Vereinigung der Zauberkünstler in Österreich?
ROBERT WOITSCH: Ja, seit Anfang des vorigen Jahrhunderts haben sich Zauberkünstler in Vereinigungen auf der ganzen Welt zusammengeschlossen. Der Magische Klub Wien (magischerklub.org), in dem ich seit 1989 Mitglied bin, ist die viertälteste Vereinigung in der Welt und mit der Gründung 1908 die älteste Vereinigung in Österreich.
Ziel unseres Magischen Klub Wiens ist es, die Zauberkunst zu pflegen.
Wir haben vier Schwerpunkte:
(1) Die Jugendförderung im Rahmen eines Jugendklubs, bei dem Kinder und Jugendliche den ersten Kontakt mit der Zauberkunst machen können.
(2) Der Magische Austausch zwischen Zauberkünstlern, im Rahmen des Klublebens, Seminaren und der Teilnahme oder Organisation von magischen Workshops oder Konferenzen
(3) Das Vorführen der Zauberkunst vor Publikum im Rahmen von Gästeabenden und Vorführungen wie bspw. der „Zauberkunst am Schlossberg“ in Bad Vöslau
(4) Das Bewahren von Wissen, im Form von Bibliotheken, Veröffentlichungen, historische Sammlertreffen (EMHC 2019 - https://emhc2019.com/) sowie der Grabpflege von einflussreichen Magiern.
Zur Organisation der unterschiedlichen Vereine wurden die FISM (https://fism.org/) die internationale Vereinigung der Magier gebildet. Diese hält alle drei Jahre Weltmeisterschaften in der Magie ab und erzeugt somit eine Motivation ständig die Zauberkunst weiterzuentwickeln.

Gibt es so etwas wie eine Zauberei-Akademie, wo (junge) Leute das Zaubern lernen können?
Es gibt zwar Zaubergeschäfte, die Einsteigern die Grundbegriffe erklären – wie bspw. die Zauberschule in München (http://zauberzentrale.de/zad/), grundsätzlich wird aber noch nach dem traditionellen „Meisterprinzip“ gelernt. Man sucht sich einen Zaubermeister, der einen dann schrittweise in die Materie einführt und der dann auch bei vertraulichen Klubtreffen oder von der Öffentlichkeit verborgenen Kongressen und Seminare für seinen „Lehrling“ bürgen muss.
Die Zauberkunst lebt von der Faszination des Geheimnisvollen. Um dem sogenannten Trickverrat zu verhindern muss jeder Neuling zuerst einen Eid ablegen, das magische Geheimnis zu wahren. Nur wer wirkliches Interesse zeigt, dem wird das magische Geheimnis auch schrittweise nähergebracht.

Welche Fähigkeiten braucht ein Mensch, der die Zauberei lernen will, und wie lange dauert so eine Ausbildung?
Die berühmte Fitzkee Trilogie (https://www.amazon.com/gp/product/B078NJH5KG/?ie=UTF8&%2AVersion%2A=1&%2Aentries%2A=0) gilt als Grundlage der heutigen Interpretation der Zauberkunst und stellt drei Schwerpunkte vor:
(1) Das „Showmanship“, also das Schauspiel mit Drama, Ausstrahlung, Präsentation und der Kunst durch das spielen einer Rolle das Publikum zu unterhalten. Das berühmte Zitat „Als Zauberkünstler bin ich ein Schauspieler, der die Rolle eines Zauberkünstlers spielt“ wird dem großen Houdini nachgesagt. Es unterstreicht die Wichtigkeit der Bühnen und Showelemente in der Zauberkunst.
(2) Die „Misdirection“, also die Psychologie und Menschenkenntnis um das Publikum intellektuell durch die Zauberkunst zu führen. Früher hat man oft plump von der „Ablenkung“ gesprochen. Doch das ist viel zu wenig, der Zauberkünstler muss etwas von Psychologie, Einfühlungsvermögen, der genauen Beobachtung der Zuschauer, Körpersprache und gewisse mentale Techniken beherrschen um das Publikum in eine geheimnisvolle Scheinwelt zu führen.
(3) Das „Trickbrain“, also die sogenannte Tricktechnik die in Form von Fingerfertigkeit, optischen Täuschungen, physikalischen Prinzipien und geheimen Hilfsmitteln besteht, die als letzter Baustein, in die Zauberkunst einbaut wird.
Oft wird fälschlicherweise mit der Tricktechnik begonnen, was keinen Eindruck auf das Publikum macht. Erst, wer sich durch die ersten beiden Themen zumindest etwas eingearbeitet hat, kann unterschiedliche Tricktechniken testen und jene weiterentwickeln, die am besten passt. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die künstlerische Entwicklung, keine zwei Künstler führen dasselbe Kunststück vor, da es wird immer an die eigene Person angepasst und die eigene Tricktechnik verwendet wird.
Wer sich zwischen 3 und 5 Jahren leidenschaftlich mit der Zauberkunst auseinandersetzt, wird sicherlich bei entsprechender Eignung, schon Vorführungen machen können. Bei mir waren es ca. 4 Jahre bevor ich 1989 zum ersten Mal öffentlich auftreten konnte, und nach weiteren 5 Jahre intensiven Training konnte ich die ersten Erfolge bei Wettbewerben erzielen.
Ist dann der künstlerische Weg einmal eingeschlagen, entwickelt man ständig an der eigenen Kunst, sodass Kunststücke in 3-5 Jahren im geheimen entwickelt werden, bevor sie vorgeführt werden. Natürlich werden auch einfachere Kunststücke in einer abendfüllenden Show eingebaut. Doch ein Drittel der Kunststücke sollte ein sogenannter „Worker“ sein, also ein Kunststück, dass an die 1.000 Mal vorgeführt worden ist.

Wie haben Sie’s gelernt? Was war Ihr allererstes Zauberkunststück, das Sie öffentlich vorgeführt haben? Wer war Ihr Zaubermeister?

Ich bin den klassischen Weg über die Zauberkästen gegangen und habe als Jugendlicher einen Nachbarn – Harald Engber - als Zaubermeister gehabt. Im Keller habe ich Kartenkunststücke und Münzkunststücke gelernt, bevor ich als eines der ersten Mitglieder in den Jugendklub des Magischen Klub Wiens aufgenommen worden bin.
Offensichtlich hatte ich Begabung und so folgte der Weg über die Gartenvorführungen in der Familie, über Schulvorführungen, zu den ersten Gästeabenden, in die nationalen und internationalen Wettbewerbe, zu den eigenen Veranstaltungen bis man schlussendlich vom Publikum gefragt wird, ob man nicht bei der Geburtstagsfeier oder der Weihnachtsfeier zaubern möchte.
Man fängt üblicherweise mit den klassischen Kunststücken mit Karten und Münzen an und arbeitet sich dann in die eigene Sparte ein. Eine gute Ausbildung führt einen jungen Künstler durch alle Sparten der Zauberkunst, also der Allgemeinen Magie – Unterhaltung mit Zauberkunst, der Manipulation – die hohe Kunst der Fingerfertigkeit, der Illusion – die Täuschung durch Apparate, die Comedy Magie – die witzige Zauberkunst und schlussendlich die Mentalmagie – das Vorspielen übersinnlicher Fähigkeiten. Daneben gibt es noch die Tischmagie und die Kartenmagie. Hat man alles ausprobiert, entwickelt man sich in einer Sparte weiter.
Ich habe rasch meinen Weg zur originellen Tischmagie gefunden und habe mit meiner „Fast Food“ Darbietung in den 90iger Jahren einige Originalitätspreise gewonnen, weil ich mit Hamburger, Colaflaschen und Pommes gezaubert habe. Diese Entwicklung wurde dann von Hardy Werner und Magic Christian stark gefördert.
Jetzt liegt der Schwerpunkt meinen Beruf als Wissenschaftler mit meiner Leidenschaft der Zauberkunst zu verbinden und somit erkläre wissenschaftliche Experimente mit Zauberkunststücken. Der Anspruch ist jetzt ein anderer, ich messe mich nicht mehr mit anderen Kollegen, sondern möchte mein Publikum durch Zauberkunst unterhalten.

Ist Zaubern ein Männerberuf? Ich kenne eigentlich nur männliche Zauberer…
Es gab und gibt tolle Zauberkünstlerinnen. In der Geschichte spielten immer wieder Frauen eine große Rolle auf den Zauberbühnen, auch heute gibt es tolle Kolleginnen, die mit Leidenschaft die Zauberkunst betreiben.
Die Frage, warum eher Buben und weniger Mädchen in den Jugendklub kommen, und von den wenigen Mädchen auch die meisten dann andere Interessen entwickeln, stellen wir uns auch, können sie aber nicht beantworten.
Sicherlich wird es zum Teil historisch begründet sein – oft ist die Rolle der Assistentin eine weibliche, und sicherlich wird es eine Rolle spielen ob in einem Klub fast ausschließlich männliche Kollegen sind.
Wir vermuten, dass es letztendlich am Interesse liegt, dass offensichtlich Männer – sich eher zu diese Klein-Kunstform hingezogen fühlen, als Frauen.
Hat sich aber einmal eine Zauberkünstlerin für diese Kleinkunst entschieden, kann sie genauso wie ihre männlichen Kollegen ihr Publikum verzaubern.

Zur Sache

Sie sind neugierig geworden? Im charismatischen Weinkeller des Weinguts Schlossberg in Bad Vöslau startet demnächst die 6. "Zaubersaison": Das neue Programm steht unter dem Motto „Geheimnisvolle Manipulationen".
Die Vorführungen finden am 17. Oktober, 21. November und 21. Februar wie gewohnt jeweils um 19:30 Uhr im Weinkeller des Weinguts am Schlossberg statt. Die Termine für März und Mai 2020 werden zu Weihnachten bekannt gegeben.
Dr. Robert Woitsch und Flo Mayer aus dem Magischen Klub Wien bringen geheimnisvolle Manipulationen in das Weingut zum Schlossberg nach Bad Vöslau. Dabei verblüfft Flo Mayer in seiner Fingerfertigkeit bei Spielkarten, Münzen sowie seinem Obst. Dr. Robert Woitsch erweckt die „Geschichte der Zauberkunst“ mit dem historischen Becherspiel und Experimenten mit der Körpersprache zum Leben. Als Wissenschaftler stellt er die Digitalisierung mit speziell entwickelten „Gödel Escher Bach“ Kunststücken vor.
Der interessierte Gast findet auch eine Erläuterung zum ersten Zauberbuch „Discoverie of Witchcraft“ (1651), dass von dem englischen Gentleman Reginal Scot geschrieben worden ist um den Hexenverbrennungen Einhalt zu gebieten. Er vermutete, dass oft auch unschuldige „Hexen“– wie beispielsweise Ursula Kemp – verurteilt worden sind und versuchte mit seinem Buch, gewisse Phänomene naturwissenschaftlich für die Richter der damaligen Zeit zu erklären. Darunter waren auch Kapitel über die Zauberkunst. Einem bekannten deutschen Sammler wurde vor einigen Jahren dann nicht nur ein Werk von Discoverie of Witchcraft, sondern auch die Gebeine von Ursula Kemp zum Kauf angeboten. Das Buch erwarb der Sammler, doch verzichtete er seiner Frau zuliebe auf das Sammeln der Gebeine. Im Nachhinein hatte er Glück, da sich herausstellte, dass die Gebeine von Ursula Kemp von einem Mann stammen.
Wir hoffen mit dieser Anekdote Ihr Interesse für unsere Veranstaltung geweckt zu haben und freuen uns, Sie als Gäste begrüßen zu dürfen.
Nähere Informationen zum Ablauf und den vorangegangenen Abenden gibt es unter: 
www.zauberkunst-schlossberg.at oder unter www.wunder-wissen.at.
Die beiden Magier präsentieren Zauberkunst an den Tischen, der sogenannten Kammermusik der Zauberkunst. Aufgrund der limitierten Plätze an den Tischen ist eine Voranmeldung zur Platzreservierung bei robert@woitsch.eu notwendig.

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