Frauenmuseum Baden
"Wir geben nicht auf!"

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Der neue Roman von Gertraud Klemm "Hippocampus" bringt Bewegung in die stillstehende Debatte um ein Frauenmuseum in Baden. Die Autorin, die Badener Frauenverantwortliche, Vizebgm. Helga Krismer, und die Initiatorin der Idee, Beate Jorda, diskutieren darüber, warum in der Sache trotz anfänglicher "Offenheit" in der Politik über sechs Jahre lang nichts weiterging.

BEZIRKSBLÄTTER: Frau Klemm, in Ihrem Roman "Hippocampus" ist ein Ort namens Kaiserbad einer der Schauplätze. Ein Ort, in dem eine Frauengruppe vergeblich um ein Frauenmuseum kämpft. Baden ist da unschwer zu erkennen. Literatur als politischer Akt?
GERTRAUD KLEMM: Die Idee hat sich eher zufällig ergeben. Ich hatte in der Konzeptphase ein Gespräch mit Beate Jorda, die mit dem Verein "Frauenzimmer" tatsächlich für ein Frauenmuseum in Baden kämpft. Und da fand ich, dass das perfekt in meine Geschichte passt.

Ich zitiere aus dem Roman: "Der Gemeinderat wollte aber lieber ein Kaisermuseum und dann wurde es natürlich ein Kaisermuseum. Das Frauenmuseum wurde auf die lange Bank geschoben, denn immer war etwas anderes wichtiger." Frau Jorda, sind das Ihre Erfahrungen?
BEATE JORDA: Irgendwie ja. Seit 2013 engagiere ich mich für ein Frauenmuseum in Baden. Ich fand immer offene Ohren, aber bevor es an die Umsetzung ging, passierte immer etwas...

Wie ist nun der aktuelle Stand?
JORDA: Zuletzt war es ziemlich fix, dass das Frauenmuseum im 2. Stock des Kaiserhauses eingerichtet werden soll. Plötzlich tauchte wieder eine neue Variante auf - das Areal der Feuerwehr in der Grabengasse, die dort aus Platzmangel ausziehen wird. Die Frage ist nur wann. Und das Frauenmuseum wäre wieder auf der langen Bank.

Das Kaiserhaus ist im Gegensatz zum Feuerwehrhaus aber nicht barrierefrei, und noch weniger im zweiten Stock. Ist das nicht ein Problem?
JORDA: Auch die jetzigen Ausstellungen im Kaiserhaus sind nicht barrierefrei. Das hat noch niemanden in der Stadt gehindert, hier etwas zu veranstalten.
HELGA KRISMER: Es muss eine Entscheidung getroffen werden. Seitens der Landesregierung gibt es schon grünes Licht, ein Lift sei kein Problem, heißt es dort.

Das heißt, die Landesregierung steht hinter dem Projekt Frauenmuseum?
JORDA:Ja, bis hinauf zur Landeshauptfrau, die auch Kulturverantwortliche ist. Es war sogar schon im Jänner 2019 eine Pressekonferenz fixiert, die dann abgesagt wurde, weil seitens der Stadt Baden der Rückzieher kam.

Kann es sein, dass man in Baden das Frauenmuseum nicht wirklich will?
KRISMER: Die Nagelprobe werden die aktuellen Budgetverhandlungen sein. Ich möchte unbedingt 100.000 Euro für das Frauenmuseum in Baden im Budget reservieren - als Zeichen, dass wir das ernst nehmen und vorantreiben wollen. Wenn mir das nicht gelingt, ist es für mich ein Beweis dafür, dass man es nicht wirklich will.

Warum sollte man ein Frauenmuseum haben wollen?
JORDA: In Österreich gibt es nur ein Frauenmuseum, in Hittisau in Vorarlberg. Es könnte ein zusätzliches touristisches Angebot sein für die vielen Gäste, die wir nach Baden ziehen wollen. Unser Museum wäre ganz anders konzipiert als jenes in Hittisau. Wir möchten eine Dauerausstellung zur Emanzipations- und Frauengeschichte der Region und dazu wechselnde Ausstellungen.
KLEMM: Im Zuge meiner Recherchen habe ich herausgefunden, dass es weltweit 70 Frauenmuseen gibt, zwei tolle davon habe ich auch besucht - in Meran und in Wiesbaden.
KRISMER: Abgesehen davon, dass die Geschichte der Frauen wert ist, auch dargestellt zu werden, passt das Thema auch perfekt in die "Great Spas of Europe", denn die Geschichte der Kur ist natürlich auch eng mit Frauen verknüpft. Es gab ja in Baden auch einmal ein Frauenbad, nur zur Erinnerung...

Wie weit würden Sie, Frau Jorda, bzw. der Verein "Frauenzimmer" später noch in die Konzeption eingebunden sein?
JORDA: Wir verstehen uns als zündender Funke. Wir haben die Vorarbeit geleistet, aber zur professionellen Umsetzung braucht es ExpertInnen. Wenn jedoch die erste Ausstellung im Frauenmuseum gleich dem Thema "Kaiserin Sisi" gewidmet wäre, würde ich schon aufschreien. Es soll klar ein feministisches Museum werden.
KRISMER: Das Land hätte für heuer 500.000 Euro reserviert gehabt. Die Stadt Baden wird für 2020 ein Zeichen in Richtung Frau Landeshauptfrau setzen und
100.000 budgetieren.

Frau Klemm, freuen Sie sich, dass Ihr aktuelles Buch vielleicht mithilft, etwas zu bewirken?
KLEMM: Als Feministin freut es mich natürlich. Ich glaube ja, dass wir in einer Zeit leben, in der viele die Frauen wieder zurück an den Herd schicken wollen und viele unserer Töchter nicht mehr wissen, was ihre Mütter und Großmütter tatsächlich erkämpft haben. Frauen müssen ihre Vergangenheit kennen, um ihre Zukunft gestalten zu können. Deshalb darf man diese Idee nicht aufgeben. Das sage ich, auch ohne im Verein "Frauenzimmer" zu sein.

ZUR SACHE

Am 9. November wird Gertraud Klemm ihr Buch "Hippocampus" (Verlag Kremayr/Scheriau) im Gespräch mit Herbert Först im Hotel At the Park öffentlich vorstellen. Sie wird dabei auch einige Kaiserbad-Passagen lesen. 19.30 Uhr. Die Veranstaltung findet im Rahmen von art.experience statt.

ZU DEN PERSONEN

Gertraud Klemm ist Schriftstellerin aus Pfaffstätten, 2014 gewann sie beim Bachmannpreis den Publikumspreis.
Helga Krismer ist Frauenverantwortliche und Vizebürgermeisterin der Grünen in Baden.
Beate Jorda ist Initiatorin des Vereins "FRauenzimmer", der sich seit Jahren für die Errichtung eines Frauenmuseums in Baden einsetzt.

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