La Gacilly
Fotofestival als "großes Theater"

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Auguste Coudray hat vor 15 Jahren das Fotofestival von La Gacilly in Frankreich aufgebaut. Er spricht über Visionen und die Grenzen des Machbaren.

BEZIRKSBLÄTTER: La Gacilly ist ein Ort in der Bretagne, der vor 15 Jahren völlig unbekannt war, heute ein Magnet für 350.000 Touristen im Jahr. Was ist das Geheimnis?
AUGUSTE COUDRAY: Die beiden Bürgermeister, der Kosmetik-Produzent Yves Rocher, und sein Sohn Jacques Rocher haben die Stärken der Region entdeckt: Natur, Kunst, Schönheit und Wellness. So wurde um den Jahrtausendwechsel die Idee eines jährlichen Fotofestivals im öffentlichen Raum entwickelt und 2004 gestartet.

Wer profitiert davon, wirtschaftlich betrachtet?
Heuer haben wir 7 Millionen Euro umgesetzt, und das in den vier Monaten des Festivals. 70 Prozent davon haben die Wirtschaftstreibenden gemacht.

Profitiert auch das Sozialleben im Ort – Schulen, Straßen, öffentliche Infrastruktur?
Wir haben eine Schule, ein College, Doktoren, schön gestaltete Plätze. Ein ganzes Dorf hilft mit, dieses Festival zu gestalten. Zuletzt wurden noch zwei kleine Ortschaften eingemeindet, sodass das Dorf nun 4000 Einwohner zählt.

Ist Jacques Rocher ein unumstrittener Bürgermeister oder gibt es auch eine Opposition im Gemeinderat?
Der Bürgermeister wird bei uns direkt gewählt, Jacques Rocher war die letzten Male der einzige Kandidat. Aber niemand kann wissen, wie die nächsten Wahlen im Jahr 2020 ausgehen werden. Ich war selbst einmal Gemeinderat, kurze Zeit, es ist eine interessante Erfahrung. (Dem Gemeinderat gehören 19 Gemeinderäte an, alle "sans etiquette" - CIV -, d.h. sie gehören keiner der Parteien an, Anm.)

Wie schafft ein Dorf mit 4000 Einwohnern einen Besucheransturm von 350.000 Menschen?
Es gibt während der Festivalmonate rund um La Gacilly Parkplätze. Wir versuchen auch Partnerschaften mit öffentlichem Transport einzugehen. Die Restaurant, Quartiere und Campingplätze sind im Sommer voll. Die Leute können aber in die Region rundherum ausweichen. Ich muss aber auch sagen, dass wir nicht von 400.000 Gästen im Jahr träumen. Wir setzen mehr auf Qualität und darauf, dass unsere Werte Natur, Schönheit, Kunst und Wellness erhalten bleiben. Da entwickeln wir uns lieber in Kooperationen wie aktuell mit Baden weiter, das mit 160.000 Besuchern heuer auch ein toller Erfolg war.

Was hat Ihnen an der Zusammenarbeit mit Baden am besten gefallen?

Die Freundlichkeit und Professionalität unser Partner rund um Lois Lammerhuber. Es ist gelungen, den Spirit von La Gacilly nach Baden zu bringen.

In Baden gab es eine große Diskussion darum, dass die Bilder am Ende der Ausstellung – am 30. September – vernichtet werden müssen. Nun hat sich herausgestellt, dass die Bilder doch nach La Gacilly zurückgebracht werden müssen.
So steht es im Vertrag. Die Bilder, die Baden selbst technisch angefertigt hat, können in Baden verbleiben, müssen aber vernichtet werden. Dies dient dem Schutz der Fotografen-Rechte. Es muss absolut verhindert werden, dass Bilder am Schwarzmarkt verkauft werden. Denn La Gacilly ist keine Verkaufsausstellung, sondern Kunst im öffentlichen Raum.

Was passiert mit den zurückgebrachten Bildern bei Ihnen? Im 15. Jahr des Festivals muss sich ja schon eine riesige Menge angesammelt haben?
Auch wir zerstören 60 Prozent der Bilder – zum Beispiel alle, die irgendeinen Schaden erlitten haben während der Ausstellung. Neue Techniken machen die Bilder allerdings langlebiger und man wird sehen, wie sich das entwickelt. Andererseits bieten wir den Künstlern, denen die Fotos dann allein gehören, auch eine Lagerstätte, falls sie sie selbst wieder einmal wo zeigen wollen.
Warum kann nicht Baden selbst die Bilder zerstören?
Wir als Gründer des Festivals haben die vertragliche Verantwortung.

Wie soll die Zusammenarbeit mit Baden weitergehen?
Die nächste Ausstellung „La Terre en questions“ ist schon fixiert, sie ist ja jetzt gerade in La Gacilly zu Ende gegangen. Darüber hinaus diskutieren wir gerade über gegenseitige Besuche. Badener besuchen La Gacilly, Franzosen aus unserer Gegend besuchen Baden. Tourismusdirektor Klaus Lorenz aus Baden ist da sehr engagiert.

Tut es Ihnen im Herzen nicht weh, wenn die Bilder vernichtet werden?
Die gezeigten Bilder haben keinen physischen Wert, der Wert liegt im Blick des Betrachters. Nehmen Sie ein Foto, das drei Personen sehen – für jeden wird es eine andere Geschichte erzählen. Im Sommer bewohnen die Bilder die Straßen von La Gacilly und jetzt auch von Baden. Das eröffnet in einer Stadt neue Dimensionen, es ist nicht nur ein touristisches Thema.

Hatten Sie je ein Problem mit dem Vandalismus?
In 15 Jahren wurden in La Gacilly vielleicht fünf Bilder absichtlich beschädigt, eines wurde gestohlen und ist ein Jahr später wieder aufgetaucht, am selben Platz, wo es gestohlen wurde. Wir haben keine Security, aber die Leute im Ort passen auf. Technisch wäre es ein Leichtes, die ganze Ausstellung in drei Stunden nachts zu zerstören. Es ist nie passiert, kein Gedanke davon. Für mich ist der fehlende Vandalismus ein Beweis, dass die Ausstellung die Herzen der Menschen erreicht hat. Und dort gehört sie auch hin. Es ist großes Theater – von der Findung des Themas über die Inszenierung bis zum Applaus durch das Publikum.

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