Laufbericht Wachau-Halbmarathon 2013

Im schnellsten Startblock - werde ich mich dessen würdig erweisen?
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Liebe LauffreundInnen,

der Wachau-Halbmarathon und ich, das ist eine zwiespältige Geschichte. Erstens laufe ich praktisch keine flachen Halbmarathone und zweitens habe ich bei meinem letzten Antreten in der Wachau vor 2 Jahren den Start verpasst. Gemeinsam mit 250 anderen LäuferInnen musste ich auf der Rollfähre nach Spitz warten, bis ein Frachtschiff im Schneckentempo an der Fähre vorbeigekrochen war und hatte das Vergnügen, den Start des Halbmarathons erste Reihe fußfrei aus einer hervorragenden Perspektive von der Donau aus beobachten zu dürfen ;-) Beim Lauf selbst musste ich mich dann durch das ganze Feld arbeiten - zuerst die Walker, dann die ganz langsamen LäuferInnen, usw ... daß da keine brauchbare Zeit mehr möglich war ist klar - aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls steht meine HM-Bestzeit bei 1:33:54 und ist ein paar Jahre alt. Nicht wirklich berauschend, aber meine Schwerpunkte liegen halt woanders. Nun ergab es sich, daß ich heuer "gezwungen" war, für eine interne Qualifikation doch wieder am HM teilzunehmen. Daß da eine Zeit unter 1:30 nötig war stand außer Zweifel, ich rechnete mir Chancen auf 1:28 aus wenn alles optimal läuft. Doch ein Kollege setzte mir den Floh in´s Ohr daß da noch mehr für mich möglich sei, ich solle es doch probieren. Na gut, ich nahm mir vor, den Lauf mit einer Kilometer-Zeit von 4:05-4:07 zu beginnen und zu schauen, wie lange das gut geht. Sollte es klappen würde das eine - für mich unvorstellbare - 1:26er Zeit bedeuten.

Um 5:15 aufstehen ist für mich eine harte Sache, aber ich habe mich mit ein paar KollegInnen verabredet daß wir gemeinsam nach Krems fahren. Der Bahnhof Baden ist am Sonntagfrüh um 6:15 ziemlich verwaist, bietet aber eine sehr schöne Morgenstimmung. Erstaunlicherweise bin ich hellwach, freu mich auf das Rennen, bin gespannt ob mein Plan aufgeht. Von Wien-Meidling geht es gemeinsam im Auto weiter nach Krems - aber was ist das? Bei der Autobahnabfahrt Krems-Süd ist ein kilometerlanger Stau - und das schon um 7:45! Die wollen offensichtlich alle zum Rennen! Na gut, ich bin nicht zum ersten Mal hier, also weiter zur Abfahrt Krems-Nord - ha! Hier ist fast nichts los, also runter von der Autobahn, die Parkmöglichkeiten sind gut ausgeschildert - geschafft! Auch einen Bus nach Spitz bekommen wir sofort und um 8:45 sind wir da - so früh war ich noch nie am Start eines Rennens! Naja, besser als zu spät ... ;-)
Aber wie verbringe ich jetzt die 75 Minuten bis zum Start ...? Das Problem löst sich ganz von alleine - zuerst treffe ich Philipp, einen alten Bekannten vom Wienerwald - Lauf. Und während wir plaudernd die Donau entlangspazieren - siehe da, da sitzt ja der Johannes, ein gemeinsamer Bekannter u.A. von der Thermen-Trophy. Er will diesmal seinen 3.Platz im Nordic-Walking vom letzten Jahr verteidigen. Wenig später - hallo Elfriede, wie geht es dir, was gibt es Neues? Mitten im Erzählen taucht ein Ex-Kollege auf - servus, lang nicht mehr gesehen, wo treibst dich denn du herum? Schwuppdiwupp muß ich mich beeilen, mich umziehen, Kleidersack abgeben, noch ein wenig aufwärmen und meinen Startblock aufsuchen. Der Block für Zeiten unter 1:30 ist relativ klein, ich stehe nur ein paar Meter hinter den KenianerInnen - das müssen alles verdammt schnelle Leute sein um mich herum! Gehör ich wirklich hierher? Bevor ich allzusehr in´s Grübeln verfallen kann - "Servus Hans - hallo Michael, schön dich zu sehen! Welche Zeit peilst du denn an?" Wir sind ein paarmal beim BusinessRun im selben Team gelaufen - Michael ist aber ein schönes Stück schneller als ich, da werd ich garnicht versuchen mich anzuhängen. Die letzten Reden werden geschwungen, die Nervosität steigt und endlich geht es 3-2-1-LOS!

Vom Start weg wird ein ordentliches Tempo vorgelegt und ich schwimme mittendrin mit, freue mich, daß mir nicht alle um die Ohren laufen. Nur die Kenianer, die müssen Außerirdische sein, die sind so schnell weg daß ich es kaum mitbekomme, unglaublich. Aber die Stimmung, die Euphorie, das Drumherum reißen mich mit, ich finde sofort einen super Rhythmus, der erste Km vergeht wie im Flug - 3:57! "Spinner, brems dich ein, du bist zu schnell!" Ja, das ist mir schon klar, es ging nur so leicht ... und so bleibt es auch! Herrlich locker und unbeschwert flieg ich dahin, fast wie von selber, die Kilometer ziehen mit Zeiten zwischen 4:03 und 4:10 vorbei, es ist der reinst Lauf-Rausch, so könnte es ewig dahigehen! Zwischendurch tauche ich kurz in die Realität auf, wechsle ein paar Worte mit Norbert, der schon öfter schneller als ich war, ebenso mit Hannes, der letztes Jahr am Erzberg vor mir war - aber diesmal scheine ich flotter zu sein, ziehe ihnen davon ;-) 10Km und 41:05 - fantastisch, bei einem 10er würd ich mich über so eine Endzeit freuen! Und es geht weiter so ... bei Dürnstein zoome ich mich durch den Tunnel, danach in die Schleife ... aber bei Km 13 weicht die Leichtigkeit, jetzt wird es ernst! Noch kann ich das Tempo halbwegs halten, aber es kostet Kraft, die Beine werden langsam schwerer. Km17 und 1:10:20 - noch immer eine super Zwischenzeit! Wenn ich so schnell bleibe dann schaffe ich eine 1:27er Zeit - WENN!

Aber nicht nur die Kenianer, auch Krems selbst muß irgendwie außerirdisch sein. Denn je näher ich dem Zentrum komme, desto höher scheint die Schwerkraft zu werden! Km18 .... pfff, noch 3Km! Bei Km19 hab ich gefühlte 80Kg statt 62, und es wird immer schlimmer. Die Straßen in Krems sind mit einer unsichtbaren zähen Flüssigkeit bedeckt durch die ich mich keuchend und mit steigendem Puls durchkämpfe. Zahle ich jetzt den Preis dafür daß ich gestern den Berglauf in Hochwolkersdorf mitgemacht habe? Ich weiß es nicht, auch auf meine Zeit schau ich nicht mehr, ich komme mir elends langsam vor, will das Debakel auf meiner Uhr nicht sehen ... und die Ecken und Kurven durch die Stadt nehmen einfach kein Ende! Endlich, die Zielgerade! Zwar höre ich die Leute schreien, hupen, anfeuern, aber für mich ist es eh zu spät, ich hab´s versaut, ich krieche mit meinen 100Kg auf den Zielbogen zu ... andere Läufer schieben sich an mir vorbei ... aber viel schneller sind die auch nicht ... naja, kein Wunder, die leiden auch unter ihrem zusätzlichen Gewicht ... endlich, da ist der Zielbogen - aber leider noch nicht das Ziel! Da kommt noch ein Bogen - aber noch immer nicht das Ziel! Verdammt, wieviele socher Zielbögen haben die denn aufgestellt? Macht das Spaß, einen Läufer so zu frozzeln? Da ist noch so ein Scheißding - und da liegt sogar ein roter Teppich davor ... aber viel wichtiger: Da prangt auf einer großen Digitaluhr die Zahl 1:27:30!? Ich muß zweimal hinschauen - ja, die Sekunden springen weiter, jetzt 1:27:32 ... aber das kann nicht sein, ich war doch wahnsinnig langsam, das kann nicht stimmen ... "Denk nicht, gib Vollgas du Trottel, du kannst es unter 1:28 schaffen" brüllt eine Stimme in meinem Kopf ... schwerfällig, noch immer ungläubig reiß ich mich zusammen, vergesse die Schwerkraft und alles übrige, starre nur noch auf den Zielbogen, renne los was geht ... und bin durch! Irgendwer hängt mir eine Medaille um, ich lauf keuchend ein Stück weiter, schau auf meine Uhr - 1:27:55! Ich kann´s einfach nicht glauben aber es stimmt, ich hab mich nicht verschaut! War ich die letzten paar Kilometer garnicht so langsam wie ich dachte? Oder - gibt es in Krems nicht nur eine Schwerkraftanomalie sondern läuft hier auch die Zeit langsamer? Beim nächsten Wachau-HM werde ich versuchen, das herauszufinden aber jetzt schnaufe ich mal aus und genieße meine um 6 Minuten verbesserte HM-Rekordzeit :-)

LG + CU

Hans

P.S.: Info´s, Fotos und Ergebnisse zum Lauf gibt es auf http://www.wachaumarathon.at/

P.P.S.: Vielen Dank an Peter, der mich ermuntert hat mir mehr zuzutrauen und auch das "Unmögliche" zu versuchen - so leicht, wie mir die ersten 13Km gefallen sind glaube ich wirklich, daß da noch einiges drin ist - besonders OHNE Berglauf am Tag vorher ;-) Und an Karl, der mir immer mit Rat und eigenen Erfahrungen zur Verfügung steht. Und natürlich an "Kira", die mich jeden Tag daran erinnert daß sie ausgeführt werden will (was bei ihr IMMER mit Laufen verbunden ist) und so mein Trainingspensum deutlich erhöht.

Wo: Stadtpark, Krems an der Donau auf Karte anzeigen

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